Moderner Automobilbau ist ohne Synergieeffekte nicht mehr rentabel. „Ja, klar, erzähl uns mal was Neues“, werden die einen denken. Andere wiederum können mit dem Fachchinesisch so gar nichts anfangen, „Syner… – was? Sprich‘ Deutsch, Mann!“. Aber gerne doch: Es geht um die Bündelung von Ressourcen über Abteilungs- und Markengrenzen hinweg, um Kosten zu sparen. Also auch um Gleichteile, die in verschiedenen Fahrzeugmodellen verwendet werden. Das fängt bei der Plattform an und hört bei den Motoren, Lenkrädern und Monitoren auf.
Diese Vorgehensweise ist mittlerweile so etwas, wie das kleine Einmaleins des Automobilbaus. Der Volkswagen-Konzern hat das Baukastenprinzip perfektioniert. Die Anzahl der Gleichteile in einem VW, Skoda und Audi ist bemerkenswert. Aber selbst Nobel-Autos sind davor nicht gefeit. Und das schon seit Jahren. Wer beim Lamborghini Gallardo die Klimaanlage einstellen wollte, brauchte nur beim Audi A4 genau hinschauen, um zu wissen, wie es aussieht und funktioniert. Selbst die Porsche-911er-Fraktion musste ähnliche Erfahrungen machen: Sowohl beim Boxster der Baureihen 986 und 987 waren viele Elemente des 911ers verbaut. Und natürlich auch umgekehrt.

Was Porsche recht ist, ist der Stellantis-Tochter Peugeot nur billig. Also packen die Franzosen den Allradantriebsstrang, der bereits im 3008 wirbelt, in den 5008 Electric 325 Dual Motor. Das ist in der eben geschilderten Konstruktionslogik kein allzu großer Akt, da sich beide Modelle der Löwenmarke die Stellantis STLA Medium-Plattform teilen. Das bedeutet also 239 kW oder 325 PS dank zweier PSM-Motoren. Wir goutieren den Besuch im Fitnessstudio, denn die Modelle der 5008-Baureihe mit Vorderradantrieb und 157 kW sind wahrlich kein Temperamentsbolzen. Der Vergleich bietet sich an, da bei diesem Stelzenstromer ebenfalls die Batterie mit einer nutzbaren Kapazität von 73 Kilowattstunden zum Einsatz kommt. Das reicht für maximal 467 Kilometer mit einer Batterieladung.
Allradantrieb erhöht Gewicht
Allerdings ist der 5008 Electric als 325 Dual Motor um 146 Kilogramm schwerer als der Bruder mit Vorderradantrieb. Auch wenn dadurch ein Teil der extra Power aufgefressen wird, kommt immer noch genug auf den Asphalt an, um den allradgetriebenen E-Crossover zu flotten Fahrleistungen zu verhelfen. Den Sprint von null auf 100 km/h absolviert der Löwen-Stromer in 6,5 Sekunden und erst bei 180 km/h gebietet die Elektronik dem Vortrieb Einhalt. Damit ist man für alle Fahrsituationen gewappnet und kommt entspannt ans Ziel.

Was diese Zahlen nur unzureichend widerspiegeln, ist das gutmütige Fahrverhalten des 5008. Einerseits hat man immer genug Kraft, um überall entspannt mitzuhalten. Zum anderen machen sich der lange Radstand von 2,90 Metern und die komfortable Abstimmung des Fahrwerks in Kurven sowie auf schlechten Straßen bemerkbar. Auf langen Strecken lässt es sich in dem Stelzenstromer gut aushalten. Das liegt auch an dem angenehm geringen Geräuschniveau in der Fahrgastzelle.
Verbrauch um die 20 kWh/100 km
Die Ladeleistung ist aufgrund der 400-Volt-Batteriespannung mit 160 kW zwar nicht überragend, aber schnell genug, dass man während der Ladestopps nach etwa 400 Kilometern nicht den Schlafsack auspacken muss. In 30 Minuten sind die Akkus von 20 bis 80 Prozent gefüllt. Wenn man den 5008 mit Karacho in eine enge Kurve pfeffert, schiebt er berechenbar über die Vorderräder. Allerdings spürt man die Antriebseinflüsse in der Lenkung. Das ist kaum verwunderlich, da auch beim Allradantrieb die Vorderachse zumeist das Kommando hat. Genau genommen sind es vorne 157 kW / 213 PS (bei 104 bis 6.000 U/min) und hinten 83 kW / 112 PS (bei 14.000 U/min). Genauso ist die Kraftverteilung beim Drehmoment. Vorne: 343 Newtonmeter, bei 250 bis 4.370 U/min. Hinten: 166 Nm, bei 1.000 bis 4.375 U/min.

Dass der Peugeot 5008 den Asphalt-Foxtrott nicht ganz so geschmeidig beherrscht wie sein kleiner Bruder, liegt aufgrund der Abmessungen und des Gewichts auf der Hand. Aufgrund der beiden PSM-Motoren ist der 5008 kein Schluckspecht und hat sich bei unserer Testfahrt im pittoresken Schwarzwald, bei der es auch längere Zeit bergauf ging, mit einem Durchschnittsverbrauch von 20 kW/100 km begnügt. Das sind lediglich 1,2 kWh/100 km mehr als im Datenblatt steht.
Preise ab 64.200 Euro
Im Innenraum ist dann wieder Gleichmacherei angesagt. Was ja nicht unbedingt schlecht sein muss. Das i-Cockpit ist deutlich ansehnlicher als die Infotainment-Grotten mancher ehemaliger Peugeot-Modelle. Dann nimmt man auch die Klavierlackflächen in Kauf, die jeden Fingerabdruck zuverlässig dokumentieren in Kauf. Der gebogene 21 Zoll-Bildschirm macht was her und bietet viel Projektionsfläche. Allerdings ist diese mit Anzeigen überfrachtet. Dass Peugeot auf das unten und oben abgeflachte, tief liegende Lenkrad besteht, kann man als charmante französische Eigenbrötlerei abtun. Beim Fahren stört das nicht weiter, allerdings verdeckt der obere Lenkradkranz einen Teil des dahinterliegenden Monitors. Zumindest wenn man größer als 1,80 Meter ist. Um sich im Menüdschungel zurechtzufinden, muss man ein bisschen Zeit investieren, aber dann geht die Bedienung ganz gut von der Hand.

Platz ist genug vorhanden. Auch im Fond kann man es sich als ausgewachsener Mitteleuropäer bequem machen. In Reihe drei schaut es ein bisschen anders aus. Dort fühlt sich der jüngere Nachwuchs wohl. Damit das Einsteigen nicht zu einer Turnstunde mutiert, klappt man die Sitzlehnen der zweiten Reihe um und schiebt das Gestühl nach vorne. Wer die beiden hinteren Plätze nicht benötigt, versenkt diese im Kofferraum. Bei Vollbestuhlung schrumpft das Fassungsvermögen des Kofferraums auf 294 Liter. Legt man die Lehnen der Fondsitze um, wächst das Volumen auf maximal 2.178 Liter, wenn man den gesamten Raum ausnutzt. Nach der VDA-Methode, also bis zur Unterkante der Fenster, sind es immer noch 1.815 Liter. Ein kleines aber hilfreiches Detail sind die Übergangsplatten, die die Lücken zwischen den Sitzreihen abdecken.
Bleibt noch der Preis: Mit mindestens 64.200 Euro ist der Peugeot 5008 Electric 325 Dual Motor kein Selbstläufer. Immerhin bekommt man dafür so ziemlich alles, was das Peugeot-Arsenal so hergibt. Unter anderem beheizbare Alcantara-Sitze mit Massagefunktion und eine elektrische Heckklappe.