Auch die Franzosen haben mittlerweile erkannt, dass sich außerhalb des eigenen Landes niemand mehr für den Pariser Autosalon interessiert, der alle zwei Jahre im Oktober stattfindet. Schon vor der Totengräber-Veranstaltung im vergangenen Herbst waren sich die Stellantis-Verantwortlichen rund um Carlos Tavares daher sicher, dass eine wichtige Neuigkeit nicht bei der kränkelnden Hausmesse an der Seine präsentiert werden kann. Daher wagt Stellantis nun mit seiner typisch französischen Marke Peugeot den Sprung über den Atlantik und dann gleich in die Wüste Nevadas zur Consumer Electronic Show in Las Vegas.
Hier hat der Stellantis Konzern einiges zu zeigen und Carlos Tavares hatte sich für den großen Auftritt gleich noch eine Keynote-Rede gebucht. Trotzdem überraschend, dass die größte Messeneuigkeit nicht von einer Hausmarke wie Dodge, Alfa Romeo oder Jeep gespielt wurde, sondern von Peugeot – in den USA ist die Marke älteren Semestern allenfalls nur durch den Dienstwagen des TV-Ermittlers Columbo bekannt, der in den 1970er Jahren mit einem Peugeot 403 durch die Straßen von Los Angeles kurvte.
Mit dem „Inception Concept“ will Peugeot nun den Sprung in ein neues Zeitalter der Mobilität wagen – möglicherweise auch in den USA. Nach eigenen Aussagen ist das nicht nur ein neues Kapitel für die Löwenmarke selbst, sondern auch der real gewordene Traum dessen, wie sich Peugeot die automobile Zukunft vorstellt.
Voll elektrifizierte Flotte ab 2024
Zunächst einmal aber gab es auf der CES 2023 ein klares Bekenntnis zur Elektromobilität. „Peugeot setzt sich für die Elektrifizierung seiner Produktpalette ein. Ab dem nächsten Jahr werden 100 Prozent der Fahrzeuge der Produktpalette elektrifiziert sein und in den nächsten zwei Jahren werden fünf neue elektrische Modelle auf den Markt kommen“, sagt Peugeot-CEO Linda Jackson. „Unser Ziel ist einfach: Peugeot soll bis 2030 die führende Elektromarke in Europa werden. Dieses Ziel und die ehrgeizige Vision ebnen den Weg für einen radikalen Wandel der Marke. Sie wird heute durch das Peugeot Inception Concept verkörpert, das den Beginn einer neuen Ära markiert!“
Technisch basiert die fünf Meter lange Konzeptstudie aus Frankreich auf der langen STLA-Plattform. Die nur 1,34 Meter lange Coupé-Limousine mit ihren vier Türen und über sieben Quadratmetern Glasfläche ist mit zeitgemäßer 800-Volt-Akkutechnik ausgestattet. Das 100-kWh-Akkupaket im Unterboden soll dabei Reichweiten von bis zu 800 Kilometern ohne Ladestopp ermöglichen und das Akkupaket in fünf Minuten für die nächsten 150 Kilometer erstarken lassen. Die gute Aerodynamik soll für einen Normverbrauch von 12,5 kWh pro 100 Kilometern sorgen. Dabei fährt sich der Peugeot Inception Concept angeblich auch noch so sportlich wie er aussieht. Zwei Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse mit einer Gesamtleistung von 500 kW/680 PS lassen den Peugeot aus dem Stand in drei Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen. Ebenfalls an Bord: ein Steer-by-Wire-System.
Vorbote einer neuen Designsprache
Neben aller Technik soll das Inception Concept einen Ausblick auf die neue Peugeot-Designsprache geben, die ab 2025 bei den Franzosen Einzug hält. Die gigantischen Glasflächen dürften mit ihrem Potenzial zur Aufheizung des Innenraums jedoch kaum Serienbezug haben. Ganz anders jedoch die futuristisch gezeichneten Sitze und Verkleidungen aus wiederverwertetem Material und dem 3D-Drucker. Dabei blickt der Fahrer auf ein i-Cockpit der nächsten Generation und gibt dabei über ein ungewöhnliches Rechteck-Lenkrad mit integrierten Digitalanzeigen namens Hypersquare die Richtung an.
„Peugeot verändert sich, aber das Inception Concept bleibt unverkennbar ein Peugeot. Es drückt die zeitlose katzenhafte Anziehungskraft der Marke aus und zeigt, wie optimistisch wir für die Zukunft des Autos und die Emotionen sind, die es vermittelt“, erläutert Designdirektor Matthias Hossann. „Das helle und lichtdurchflutete Concept erfindet das räumliche Erlebnis des Fahrens neu und veranschaulicht gleichzeitig einige unserer Überlegungen zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks von Peugeot um mehr als 50 Prozent bis 2030.“