Bis zur Markteinführung des vollelektrischen Renault R5 E-Tech ist es zwar noch eine Weile hin. Erst im Spätherbst wird im nordfranzösischen Douai die Serienproduktion des Zoe-Nachfolgers im Retro-Design anlaufen. Und die ersten Modelle des kompakten „Elektroautos für Jedermann“ sollen erst im Frühjahr kommenden Jahres auf die Straße rollen – voraussichtlich zu Preisen um die 25.000 Euro.

Die Wartezeit überbrückt Renault mit immer neuen Detailinformationen zum Fahrzeug – so bleibt die Neugierde der Kunden wach. Für Vorfreude soll bei Hausbesitzern beispielsweise die Aussicht sorgen, den kleinen Stromer zu einer Energiequelle für das Hausnetz machen zu können. Denn der R5 E-Tech ist das erste Elektroautos seiner Größenordnung (und von Renault), das für das sogenannten bidirektionale Laden vorbereitet ist. Also für die Möglichkeit, den im Akku gespeicherten Fahrstrom mit einer Leistung zwischen 7 und 22 Kilowatt wieder auszuspeisen. In den Renault Megané E-Tech wird die Lösung erst zu einem späteren Zeitpunkt integriert.

martes Ökosystem 
Das Elektroauto ist ein rollender Energiespeicher. Mithilfe einer Bidi-Wallbox kann es den Strom ins Haus-, aber bei Bedarf auch ins öffentliche Netz speisen, wenn Not am Mann ist oder die PV-Anlage auf dem Dach pausiert. Grafik: Renault
Smartes Ökosystem
Das Elektroauto ist ein rollender Energiespeicher. Mithilfe einer Bidi-Wallbox kann es den Strom ins Haus-, aber bei Bedarf auch ins öffentliche Netz speisen, wenn Not am Mann ist oder die PV-Anlage auf dem Dach pausiert. Grafik: Renault

Renault hat dafür nicht nur einen kompakten Onboard-Charger in den R5 integriert, sondern von der Mobilitätstochter Mobilize und dem französischen Innovationsnetzwerk Software République sowie dem US-Unternehmen IoTecha auch eine angeblich sehr preiswerte Wechselstrom-Wallbox entwickeln lassen, über die sich der Stromfluss in beide Richtungen intelligent steuern lässt – nach Bedarf, aber auch dem Angebot an günstigem Grünstrom im Netz.

Stromvertrag über Mobilize

Nach Versuchen in Portugal und in den Niederlanden sind die Mobilize-Manager davon überzeugt, dass ein solches Angebot auch in Frankreich und Deutschland großen Anklang finden wird. Ein entsprechend günstiger Stromvertrag soll den Käufern des R5 vom Technologiepartner The Mobility House angeboten werden. In dem Unternehmen steckt seit 2018 Risikokapital der Allianz von Renault, Nissan und Mitsubishi. Und Corinne Frasson von Mobilize sitzt im Verwaltungsrat des Unternehmens, das schon seit Jahren an so genannten Vehicle-to-Grid-Lösungen arbeitet.

Smarte Schaltzentrale 
Der Onboard-Charger mit integriertem Wechselrichter im neuen Renault R5 E-Tech kann den im Akku gespeicherten Strom auf Befehl der Bidi-Wallbox auch wieder ausspeisen, um damit beispielsweise das öffentliche Netz zu stützen. Foto: Renault
Smarte Schaltzentrale
Der Onboard-Charger mit integriertem Wechselrichter im neuen Renault R5 E-Tech kann den im Akku gespeicherten Strom auf Befehl der Bidi-Wallbox auch wieder ausspeisen, um damit beispielsweise das öffentliche Netz zu stützen. Foto: Renault

Alain Thoral, der Direktor von Mobilize Energy Solutions, sprach bei der Vorstellung der smarten Ladelösung für den R5 E-Tech von einer Möglichkeit, die Betriebskosten eines Elektroautos deutlich zu senken und gleichzeitig das öffentliche Stromnetz zu entlasten: „Je nach Batterieladebedarf, Strombedarf im Haushalt und Anreizen von Energiemarkt entscheidet unsere Mobilize Powerbox, ob sie den Akku des Autos auflädt oder Strom aus dem Akku ins Netz zurückspeist.“ Die dafür notwendigen flexiblen Verträge mit den Stromversorgern seien in Vorbereitung.

Zusatzerlöse von bis zu 600 Euro

Die Vermarktung der aggregierten Speicherkapazitäten übernimmt dabei im Hintergrund der Dienstleister The Mobility House (TMH), der eine entspreche Handelsplattform entwickelt hat. „In zahlreichen Pilotprojekten mit unterschiedlichen Automobilpartnern haben wir in den vergangenen Jahren belegt, dass V2G ein funktionierendes Geschäftsmodell darstellt. Jetzt kommt es endlich in den Markt“, sagte TMH-Geschäftsführer Marcus Fendt. „Die Erlöse aus V2G werden in Zukunft ein zusätzliches Kaufkriterium für Autokäufer und die Wirtschaftlichkeit der E-Mobilität im Wettbewerb weiter verbessern“, zeigte sich Fendt überzeugt.

Fendt hält Zusatzerlöse für die Fahrer von Elektroautos von bis zu 600 Euro im Jahr für möglich. Die Plattform, die TMH für die Vermarktung entwickelt, berücksichtigt neben dem Nutzungsprofil des Elektroautos (das der Besitzer über eine App selbst bestimmen kann), auch die Zyklenfestigkeit der Fahrzeugbatterie, sodass weder Fahrkomfort noch die Lebensdauer der Batterie eingeschränkt werden, verspricht der Tech-Dienstleister.

Preis für Wallbox noch offen

Die Fähigkeit zum bidirektionalen Laden bringt neben den möglichen Einnahmen aber auch ganz praktischen Nutzen: Über einen speziellen Adapter, der auf den Ladeanschluss aufgesteckt wird, kann der Akku des Renault 5 aber auch angezapft werden, um unterwegs eine Kaffeemaschine zu betreiben oder den Akku des mitgeführten E-Bikes wieder aufzuladen – ähnliche Vehicle-to-Load-Lösungen kennen wir bereits aus dem Hyundai-Konzern und von Elektroautos der Marken Kia und Genesis.

Der kompakte Onboard-Charger mit integriertem Wechselrichter zum bidirektionalen Laden – eine Eigenentwicklung von Renault – ist serienmäßig im Renault 5 E-Tech verbaut, kostet also keinen Aufpreis. Wie teuer das „Powerbox-Terminal“ wird, ist noch offen. Na ja, bis zur Markteinführung des Elektroautos ist ja auch noch ein wenig Zeit.

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