Renault Deutschland hat seinen Händlern angeblich untersagt, die neue Generation des Elektroautos Zoe noch vor dem Jahreswechsel zuzulassen. Das beträfe sowohl Vorführwagen als auch Kundenfahrzeuge, beklagte der Inhaber einer Handelskette im Gespräch mit EDISON. Hintergrund sei die Verordnung 333/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. März 2014. Demnach gelten zum Schutze des Klimas für Personenwagen ab 1. Januar 2020 in der EU neue, schärfere CO2-Grenzwerte. Über alle Modelle hinweg dürfen die Fahrzeuge eines Herstellers dann im Schnitt maximal 95 Gramm Kohlendioxid ausstoßen – das entspricht bei Autos mit Verbrennungsmotor einem Spritverbrauch von 4,1 Liter Benzin oder 3,5 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Wird der so genannte Flottengrenzwert nicht eingehalten, müssen für jedes Gramm Überschreitung pro Auto 95 Euro als Strafzahlung nach Brüssel überwiesen werden.
Elektroautos zählen doppelt
Für die Allianz von Renault-Nissan unter Berücksichtigung auch des durchschnittlichen Gewichts der zwischen 2017 und 2019 verkauften Fahrzeuge einen spezifischen Grenzwert von 94,8 Gramm CO2 pro Kilometer errechnet. Zu schaffen ist der – wie bei allen anderen Anbietern auch – nur die Steigerung des Anteils der Verkäufe von Elektroautos. Denn die Stromer gelten als komplett emissionsfrei. Obendrein wird jedes neu zugelassene Elektromobil doppelt angerechnet. Auch Plug-in-Hybride wirken sich positiv auf die CO2-Bilanz eines Autoherstellers aus. Das gilt in besonderem Maße für wiederaufladbare Hybridfahrzeuge mit einer elektrischen Reichweite von über 50 Kilometern.
Erst ab 1. Januar zählt es
Je mehr Elektroautos vom Typ Zoe die Renault-Händler im kommenden Jahr verkaufen können, desto geringer ist für den Konzern die Gefahr von Strafzahlungen an die EU. Angerechnet werden allerdings nur die Neuzulassungen ab dem 1. Januar: Jeder Stromer, der noch 2019 in den Verkehr kommt, fällt gewissermaßen durch den Rost bei der CO2-Bilanzierung des kommenden Jahres. Und die ist nicht nur bei Renault aufgrund der hohen Nachfrage nach SUVs mit konventionellen Antrieben augenblicklich stark beeinträchtigt.
Software-Update vor dem Start
Nach Darstellung des Renault-Händlers soll die Deutschland-Zentrale in Brühl deshalb gebeten haben, Auslieferungen des Zoe hinauszuzögern. Einige seiner Kollegen hätten bereits seit Ende Oktober den Zoe der zweiten Generation im Verkaufsraum stehen, der mit einem stärkeren Motor, größerer Reichweite und Schnelllade-Fähigkeit glänzt. Doch zugelassen werden dürften die Autos bislang angeblich nicht. Offiziell werde die Verzögerung damit begründet, dass vor der Zulassung noch ein Software-Update für die Assistenzsysteme aufgespielt werden müsse. Nach der Darstellung des Händlers ist die neue Software in seinem Betrieb allerdings schon seit einer Weile verfügbar.
Auf Anfrage wurde dies von Renault Deutschland bestätigt: „Es mussten ein paar Software-Updates vorgenommen werden, das ganze hat sich leider verzögert“, so Firmensprecher Martin Zimmermann. Eine Anweisung, die Auslieferungen der Fahrzeuge zu verzögern, gebe es entgegen der Darstellung des Händlers jedoch nicht: „In den nächsten Tagen dürfte es damit losgehen.“
Jeder Hersteller wäre betriebswirtschaftlich wahnsinnig, die neuen BEV vor dem 1.1.2020 zuzulassen.
Kann ich nur bestätigen, ich werde auch seit Wochen mit einem fehlenden Update vertröstet. Frechheit.