Seat baut seit 70 Jahren pfiffige Autos, fährt inzwischen unter dem Dach des Volkswagen-Konzerns nach schwieriger Wegstrecke auch wieder in der Erfolgsspur und bietet seit kurzem mit dem Mii Electric sogar ein erstes Elektroauto an. Die Verkaufs- und Umsatzzahlen steigen, aus den roten Zahlen ist man längst raus. Seat-Präsident Luca de Meo kann zufrieden sein: Unter seiner Führung hat die Marke nicht nur an Statur gewonnen, sondern hat, was für die Zentrale in Wolfsburg noch wichtiger ist, auch seine Performance deutlich verbessert. Doch die Neupositionierung der Marke scheint noch längst nicht abgeschlossen. Auf dem Smart City Expo World Congress in Barcelona präsentierte der frühere Fiat- und Audi-Manager jetzt den nächsten Baustein seiner Transformationsstrategie: Kein Auto, sondern zwei Elektroroller – und ein neues Geschäftsfeld: Seat Urban Mobility. Geleitet wird es von dem ehemaligen VW-Manager Lucas Casasnovas,

„Verbündeter der Stadt“

Unter dem neuen Dach von Urban Mobility will de Meo sämtliche Aktivitäten bündeln, mit denen Seat als „Verbündeter der Stadt“ bei der Lösung der Verkehrsprobleme helfen will: Mit dem Carsharing-Service Respiro, mit einem Kicksharing-Service in Partnerschaft mit UFO , mit elektrisch betriebenen Kleinwagen wie dem Konzeptfahrzeug Minimo. Und mit elektrisch betriebenen Rollern für den Stadtverkehr und die letzte Meile. Die neuesten Exemplare in den Farben von Seat hatte de Meo natürlich zur Messe mitgebracht: Einen zweisitzigen E-Roller, der in der (noch vom Verbrennungsmotor dominierten) 125 Kubikzentimer-Klasse antreten soll, mit einem 7 Kilowatt (kW) starken Motor und 100 km/h schnell. Mit einer Akkuladung soll er im Stadtverkehr bis zu 115 Kilometer weit kommen. Und ist der Akku leer, kann er leicht entnommen und zum Laden mit ins Büro oder in die Wohnung genommen werden.

Stilish durch die Stadt: Den neuen zweisitzigen Elektroroller hat Seat zusammen mit dem spanischen Zweiradhersteller Silence entwickelt. Foto: Seat

Entwickelt wurde der Roller von Seat-Designern in Zusammenarbeit mit dem spanischen Scooter-Hersteller Silcence aus Molins de Rei. Was der Roller kosten wird, steht zwar noch nicht fest. In den Handel kommen soll er aber bereits im kommenden Jahr – und möglicherweise auch unter einer anderen Marke: Seat ist das Kompetenzzentrum für Mikromobilität im Volkswagen-Konzern, das seine Entwicklung auch VW, Audi oder Skoda zur Verfügung stellt.

Für die letzte Meile: Seat Kickscooter eXS der zweiten Generation. Mit mehr Reichweite und mehr Sicherheit durch zwei unabhängig voneinander arbeitende Bremssysteme.

Das gilt auch für den anderen Roller: Die neueste Generation des Kickscooters eXS, mit einer Reichweite von 65 Kilometern, zwei unabhängig voneinander arbeitenden Bremssystemen und einer Batterie mit einer Kapazität von 551 Wattstunden. Von der ersten Generation des Tretrollers, den Seat zusammen mit Segway entwickelt hatte, wurden seit dem Marktstart 2018 inzwischen über 10.000 Exemplare verkauft. Das Geschäft läuft also. Noch nicht geklärt scheint indessen, wann der Minimo auf den Markt und wo der kleine Stromer vom Kaliber des Renault Twizy zum Einsatz kommt.

Straßenfegers: Ob das zweisitzige Elektromobil Minimo gebaut und zu welchem Preis es angeboten wird, hat Seat noch nicht entschieden.Renault hat die Fertigung seines Twizy aus Kostengründen inzwischen nach Südkorea verlegt – und überlegt, die Fertigung komplett einzustellen. Foto: Seat

Zukunft des Minimo bleibt offen

Im Unterschied zum Vorjahr, in dem das Konzeptfahrzeug in Barcelona präsentiert worden war, verloren die Seat-Manager diesmal nicht viele Worte. Auch Casasnovas nicht: „Wann der kleine Flitzer Minimó erhältlich sein wird, kann ich noch nicht sagen.“ Wir vermuten mal: Am Kostenrahmen muss noch ein wenig gefeilt werden, das Minimum an Rendite hat dieses Fahrzeug noch nicht erreicht.  

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