Es läuft derzeit gut für Skoda. Insgesamt und mit der Elektromobilität. Nach den Absatzerfolgen im vergangenen Jahr deuten die Neuwagenverkäufe der tschechischen VW-Tochter in Europa und Deutschland bis zum Ende des ersten Quartals 2025 auf eine nochmalige Steigerung um über acht Prozent – der Quartalsbericht des Volkswagen-Konzerns wird davon in der kommenden Woche (30. April) Zeugnis ablegen. Wachsenden Anteil daran haben die beiden Elektroautos, die Skoda anbietet: Der große Enyaq und der kompakte Elroq. Der eine verkauft sich unverändert gut (20.200 Einheiten wurden im ersten Quartal von dem Modell abgesetzt). Der andere verkauft sich zunehmend gut: Seit der offiziellen Markteinführung im Oktober vergangenen Jahres haben sie in Mlada Boleslav für das Modell inzwischen über 40.000 Bestellungen eingesammelt. 7000 Einheiten davon waren bis Ende März bei den Kunden angekommen.

Faires Angebot

Der Elroq schickt sich an, das Ranking der populärsten Elektroautos in Europa aufzumischen – in Deutschland rangiert er bereits an Platz neun. Die Kombination aus einem kräftigen Antrieb, ordentlicher Reichweite und Ladeleistung sowie hoher Wendigkeit und einem großzügigen Platzangebot kommt bestens an beim Publikum. Neben einer gefälligen Optik und natürlich dem vergleichsweise günstigen, durchaus fairen Startpreis von 33.900 Euro.

Damit wäre eigentlich schon alles gesagt über den kompakten Stromer, der in seinem Segment mit dem Kia EV3 (ab 35.990 Euro), dem Volvo EV30 (ab 38.490 Euro) sowie dem Atto 3 von BYD (ab 37.990 Euro) konkurriert. Na ja, wenn man sich nur an den Äußerlichkeiten orientiert und den wichtigsten Kennziffern.

Einen ersten – kurzen wie guten – Eindruck von dem „Roqer“ hatten wir uns schon Ende vergangenen Jahres verschafft, bei einer Vorab-Fahrpräsentation auf Mallorca. Aber wie schlägt sich das Modell im Alltagsverkehr, wie weit reicht da der Inhalt des Akkus? Und was verbraucht der Stromer, wenn er mal mit höherer Geschwindigkeit über eine deutsche Autobahn gejagt wird? Um das herauszufinden, haben wir uns jetzt noch einmal einen Skoda Elroq 85 besorgt. Hier unsere Eindrücke und Erfahrungen.

Viele clevere Details

Skoda ist bekannt für pfiffige Ideen, die das Leben mit dem Auto leichter machen. Der Slogan „Simply Clever“ ist darüber fast zu einem geflügelten Wort geworden. Auch der Elroq bringt Detaillösungen, die vom Bemühen der Designer und Ingenieure in Mlada Boleslav zeugen, für mögliche Herausforderungen im Alltag eine Lösung zu finden. Den Regenschirm in der Fahrertür kennen wir schon, den auf der Beifahrerseite (wie beim Enyaq) haben sie allerdings eingespart. Auch einen Eiskratzer (in der Heckklappe) gibt es sowie eine Wendematte im Kofferraum. Dazu im Testwagen ein Netz unter der Kofferraumabdeckung, in der sich das Ladekabel verstauen lässt. Das Fehlen eines Frunk unter der Fronthaube verschmerzt man da leicht.

Simply clever 
Hier friert auch bei arktischen Temperaturen kein Ladekabel fest: Wasser, das an Wintertagen an den Ladeport kommt, fließt dank der kleinen Öffnungen unterhalb der Kontakte gleich wieder ab. Fotos: Rother
Simply clever
Hier friert auch bei arktischen Temperaturen kein Ladekabel fest: Wasser, das an Wintertagen an den Ladeport kommt, fließt dank der kleinen Öffnungen unterhalb der Kontakte gleich wieder ab. Fotos: Rother

Zudem haben sie bei Skoda Deutschland in unseren Testwagen eine Reihe von Zubehörteilen reingepackt, die bei Reisen mit der Familie nützlich sein könnten. Wie einen Abfallbehälter für die Türtasche oder einen Smartphone-Halter für die Fondpassagiere, der sich entweder an der Kopfstütze des Vordersitzes oder an der Mittelkonsole hinten befestigen lässt – der Nachwuchs ist damit unterwegs sicher eine Weile ruhig gestellt. Hilfreich ist an regnerischen Tage sicher auch der Ladekabel-Reiniger. Und im Winter die pfiffige Konstruktion des Ladeanschlusses: Weil die Einfassung der Kontakte unten geöffnet ist, kann Regenwasser ablaufen, hier an frostigen Tagen nichts festfrieren. Darauf muss man erst mal kommen.

Viel Platz auf kleiner Fläche

Aber deshalb allein kauft sicher niemand einen Elroq. Eher schon wegen des großzügigen Platzangebots im Innenraum. Kein Wunder: Der Elroq ist mit 4,49 Metern Länge zwar 17 Zentimeter kürzer als der Enyaq, hat aber den mit 2,77 Metern gleich großen Radstand wie der „große“ Bruder. Mit dem Ergebnis, dass Erwachsene auch hinten ordentlich Knie- und Beinfreiheit vorfinden. Selbst dann, wenn hinter dem Lenkrad ein Sitzriese Platz nimmt.

Schnelle Eingewöhnung 
Die Bedienung des Elroq gibt keine Rätsel auf. Auch nicht das Infotainment-System auf Software-Stufe 5.4
Schnelle Eingewöhnung
Die Bedienung des Elroq gibt keine Rätsel auf. Auch nicht das Infotainment-System auf Software-Stufe 5.4

Der Fahrer sitzt nicht nur bequem, sondern findet sich auch sofort zurecht. Über echte Tasten unter dem großen Zentraldisplay lassen sich die Klimaanlage, Fahrprogramme und die Assistenzsysteme direkt ansteuern. Und das Infotainmentsystem ist auf Softwarestand 5.4 sehr bedienerfreundlich – wer das Grundkonzept erst einmal verstanden hat, findet schnell die gesuchten Funktionen. Ok, die Lautstärke des Radios wird immer noch über einen Slider reguliert. Aber der spricht immerhin ganz ordentlich auf die Fingerbewegungen an. Warum er aber in der Dunkelheit immer noch nicht beleuchtet ist, bleibt ein Rätsel.

Sparen an den Türgriffen

Auch vermisst man beim Fahrschalter auf der Mittelkonsole ein Parkposition. Und man fragt sich, warum ein Elektroauto immer noch einen Einschaltknopf an der Lenkradsäule benötigt – zum Betrieb des Infotainment-Systems im Stand oder zum Neustart nach einem Absturz des Gesamtsystems vielleicht? Denn der Elroq setzt sich sofort in Bewegung, wenn der Fahrer hinter dem Lenkrad Platz genommen hat und den Fahrschalter betätigt. Ebenso fährt er das System automatisch herunter, wenn dieser vor dem Verlassen des Fahrzeugs die Bremstaste hinter dem Fahrschalter zieht. Aber darauf muss er auch erst einmal kommen.

Flotter Feger 
Der Skoda Elroq 85 kann durchaus sportlich bewegt werden. Der Heckantrieb mobilisiert eine Spitzenleistung von 210 Kilowatt.
Flotter Feger
Der Skoda Elroq 85 kann durchaus sportlich bewegt werden. Der Heckantrieb mobilisiert eine Spitzenleistung von 210 Kilowatt.

Und wo wir gerade schon mal meckern: Skoda hat sich viel Mühe gegeben, den Elroq wohnlich einzurichten. Mit (kunst-)beledertem Cockpit und ebenso fein bezogenen Türinnenverkleidungen und Mittelarmlehne, die in der „Lodge“-Ausführung ebenso wie die feinen Sitze mit Ziernähten in Orange und Sicherheitsgurten in der gleichen Farbe kombiniert sind. Auch an die Auskleidung der Türtaschen mit Filz haben sie bei Skoda gedacht, damit dort während der Fahrt nichts herumpoltern kann. Aber dafür sind die Türgriffe im Innenraum in Hartplastik ausgeführt – ein Teil, an das man täglich mehrmals packt. Da hätte man sich eine feinere Haptik gewünscht. Aber irgendwo musste wohl gespart werden, um den günstigen Basispreis darstellen zu können und trotzdem noch auf einen ordentlichen Ertrag zu kommen.

Reichweiten von über 400 Kilometer

Dafür wurde an anderer Stelle nicht gespart. Weder beim Antrieb, noch bei der Abstimmung des Fahrwerks. Unser Mond-weißer Testwagen in der damaligen Topausführung Elroq 85 – inzwischen steht das allradgetriebene RS-Modell an der Spitze der Modellvarianten – hatte den 210 kW oder 286 PS starken Heckantrieb an Bord, der mit einem maximalen Drehmoment von 545 Newtonmetern im Sportmodus für eine Beschleunigung in 6,7 Sekunden auf Tempo 100 sorgen kann. Die Speicherkapazität des Akkus von brutto 82, netto 77 kWh ist bei Skoda aktuell das Höchste der Gefühle, aber für einen Einsatz als Familienauto mehr als ausreichend.

Ganz praktisch 
Skoda hat sich viel einfallen, um Reisen mit dem Elroq auch für die Passagiere im Fond angenehm zu machen. Es gibt in er Sitzlehne eine Tasche fürs Smartphone und im Zubehörprogamm eine Halterung für die Mittelkonsole oder an der Kopfstütze des Vordersitzes.
Ganz praktisch
Skoda hat sich viel einfallen, um Reisen mit dem Elroq auch für die Passagiere im Fond angenehm zu machen. Es gibt in er Sitzlehne eine Tasche fürs Smartphone und im Zubehörprogamm eine Halterung für die Mittelkonsole oder an der Kopfstütze des Vordersitzes.

Die 566 Kilometer Reichweite, die der Hersteller auf dem Rollenprüfstand im WLTP-Messzyklus erzielte, haben wir während des zweiwöchigen Alltagstest zwar nicht erreicht. Aber bei Durchschnittsverbräuchen zwischen 17,5 und 19,4 kWh auf 100 Kilometer wären wir mit einer Akkuladung immerhin bis zu 440 Kilometern weit gekommen. Bei moderater Fahrweise im Eco-Modus, allein auf der Landstraße und bei fleißiger Nutzung der dreistufigen Energie-Rekuperation über die Wippen am Lenkrad sicher auch deutlich mehr. Was nicht heißt, dass der Elroq ein Kostverächter wäre: Auf „Spritmonitor“ und in einschlägigen Foren ist von Stromverbräuchen von bis zu 30 kWh/100 km die Rede. Ja, der Stromer lässt sich ganz schön sportlich bewegen. Erst bei 180 km/h wird der Vorwärtsdrang abgeregelt.

Laden mit bis zu 175 kW – theoretisch

Dafür arbeitet der Ladeplaner nicht nur schnell und zuverlässig, er gibt auch Empfehlungen zur Verweildauer an der Ladestation. Und er zeigt an, welche Alternativen in der Umgebung aktuell verfügbar sind. Der Akku lässt sich – wenn das Fahrtziel über das Navigationssystem nicht programmiert wird – zudem per Knopfdruck vorheizen, um den Stromfluss an der Ladestation zu optimieren. Und Plug&Charge beherrscht der Elroq in Kombination mit dem „Power Pass“ auch schon sowie das bidirektionale Laden. Da ist er auf der Höhe der Zeit.

Und wie schnell nimmt er den Strom auf? Theoretisch sollte Gleichstrom am Schnelllader mit bis zu 175 kW aufgenommen werden können. Zumindest bei den Fahrzeugen, die Pfingsten 2025 in Malda Boleslav produziert werden. Denn in Kalenderwoche 24 wechselt Skoda von Batteriezellen des koreanischen Anbieters LG Chem auf solche des chinesischen Herstellers CATL – und die nehmen den Strom in der Spitze mit maximal 135 kW auf.

Wir hatten noch die koreanischen Zellen an Bord, kamen bei unsere Ladevorgängen allerdings nicht über eine Ladeleistung von 175 kW hinaus. Was aber nicht dem Fahrzeug angelastet werden kann, sondern vermutlich eher an der Witterung und der Leistungsfähigkeit der Ladesäulen. Länger als eine halbe Stunde haben wir uns trotzdem nie an einem öffentlichen Ladeplatz aufgehalten. Und die Zeit war auch mit Nebenbeschäftigungen (E-Mails, Besuch der Sanitäranlage und so) schnell überbrückt.

Maximal eine halbe Stunde 
Mit bis zu 175 kW nimmt der Elroq Gleichstrom auf. Das ist ein eher durchschnittlicher Wert, der im Test aber auch nicht erreicht wurde.
Maximal eine halbe Stunde
Mit bis zu 175 kW nimmt der Elroq Gleichstrom auf. Das ist ein eher durchschnittlicher Wert, der im Test aber auch nicht erreicht wurde.

Urlaubsfahrten mit dem Skoda Elroq sollten demzufolge kein Problem sein. Zumal der Fahrkomfort mit dem (aufpreispflichtigen) Adaptiv-Fahrwerk, dank einer guten Geräuschdämmung und einer Akustikverglasung sowie zahlreicher Assistenzsysteme an Bord auf einem hohen Niveau ist. Leichte Windgeräusche auf der Beifahrerseite deuteten allerdings darauf hin, dass in der Fahrzeugproduktion noch ein wenig Feintuning nötig ist. Die Lenkung arbeitet erfreulich präzise, trotz Trommelbremsen an der Hinterachse lässt sich die Bremsanlage gut dosieren. Und der kleine Wendekreis von nur 9,3 Metern waren uns im Stadtverkehr immer wieder ein Quell der Freude.

Das Fazit

Nach den positiven Eindrücken schon bei der ersten kurzen Begegnung hat sich die Einschätzung beim zweiwöchigen Alltagstest verfestigt: Mit dem Elroq hat Skoda ein elektrisches Familienauto auf die Räder gestellt, dass das Zeug zum Volumenmodell hat. Mit einem gefälligen Design und vielen praktischen Details, die den Alltag leichter und Fernfahrten entspannter machen. Die Reichweite um die 450 Kilometer dürfte den meisten Menschen völlig reichen, die Spritzigkeit des Antriebs den Fahrern immer wieder ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Ein Panorama-Glasdach wäre noch fein und vielleicht auch irgendwann eine nochmals höhere Ladeleistung. Aber ansonsten hat der sanfte „Roqer“ schon alles, was ein Mensch braucht, um entspannt mobil sein zu können.

Aber „Mensch“ muss sich den Elroq auch leisten können: Die Einstiegsschwelle mag wie die Ladekante niedrig sein. Aber dahinter geht es steil bergauf. Der Basispreis des Elroq 85 beträgt bereits 43.900 Euro, unser Testwagen schlug mit diversen Extras wie 20-Zoll-Rädern, „Lodge“-Ausstattung, „Maxx“- und „Sport“-Paket mit 54.550 Euro zu Buche. Selbst eine Wärmepumpe – zum sparsamen Aufheizen des Innenraums an kalten Tagen – lässt sich Skoda beim Elroq mit 1080 Euro extra bezahlen. Beim Enyaq ist diese bereits serienmäßig an Bord. All das zeigt: Ein Billiganbieter ist Skoda schon lange nicht mehr: Die Umsatzrendite der tschechischen VW-Tochter ist mit 8,3 Prozent inzwischen höher als die von Audi.

Artikel teilen

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert