Drei, vier Tritte in die Pedale – und schon saust es mit 25 km/h dahin. Trotz eines Gewichts von 180 Kilogramm – und obwohl im Laderaum hinten ein Erwachsener auf der Sitzbank hockt. Das angeblich „intuitive“ Lenken über die beiden Lenkstangen ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig – um das vierrädrige und zweispurige Schwerlast-Cargobike um die Kurve zu bringen, muss der Fahrer den einen Griff zu sich hinziehen, den anderen kräftig wegdrücken. Aber dafür gelingt die Auffahrt in das Parkhaus auf dem Messegelände mit ordentlich Schwung ganz mühelos.

Das Intelectra E-Cargobike von Dynamic Drives zählte auf der Fahrradmesse Eurobike in Frankfurt zweifellos zu den Highlights. Die beiden Testexemplare in der Demo Area waren beinahe pausenlos auf dem Testtrack unterwegs – so auch mit uns. Auch auf deutschen Radwegen und im Berufsverkehr dürfte es für Aufsehen sorgen, wenn die ersten Exemplare in den kommenden Wochen in den Verkehr kommen. Aufgrund der dynamischen Qualitäten und der schieren Größe, aber auch wegen der großen Lasten, die es durch die Stadt bewegen dürfte. In Form von Waschmaschinen, Paketen oder Familienmitgliedern. Bis zu 400 Kilogramm beträgt die Zuladung des E-Lastenrads – den Fahrer auf dem gepolsterten Sitz eingerechnet.

Die Post ist da
In der XL-Version kann das vierrädrige E-Cargobike bis zu 400 Kilogramm transportieren. Der Fahrer hockt wie in einem Lastwagen in einem gepolsterten Sitz am Kopf des Gefährt, kann seinen Arbeitsplatz nach vorne schnell verlassen. Fotos: Dynamic Drives
Die Post ist da
In der XL-Version kann das vierrädrige E-Cargobike bis zu 400 Kilogramm transportieren. Der Fahrer hockt wie in einem Lastwagen in einem gepolsterten Sitz am Kopf des Gefährt, kann seinen Arbeitsplatz nach vorne schnell verlassen. Fotos: Dynamic Drives

Entwickelt wurde der pedalbetriebene Kleintransporter in Gießen, von einer erst 2019 gegründeten Tochter des 1934 in Berlin gegründeten Maschinenbauunternehmens Johannes Hübner. Die Produkte des Familienunternehmens – Elektromotoren, Drehgeber und Generatoren – kommen seit Jahrzehnten im Bergbau, in der Bahn- und Krantechnik zum Einsatz, sind solideste deutsche Wertarbeit. Das merkt man auch dem von Industriedesigner Industriedesign Andreas Papenfuss gestalteten Schwerlast-Cargobike an, das für Einsätze in der Logistik, bei Handwerks- und Kommunalbetrieben wie auch im privaten Personentransport konzipiert wurde: Auf die Ladefläche passen nicht nur bis zu acht Getränkekisten, sondern locker auch bis zu vier Personen.

Antrieb ohne Kette oder Riemen

Der patentierte Antrieb des zweispurigen Gefährts von Dynamic Drives zeugt von deutscher Ingenieurskunst. Ein Generator wandelt hier den mechanischen Pedalantrieb in elektrische Energie um, die über die Steuereinheiten und Microcontroller – an zwei Elektromotoren geleitet wird – ganz ohne Kette oder Riemen. Eine 48-Volt-Batterie versorgt das System mit Energie und ermöglicht eine Rückgewinnung der Energie beim Bremsen oder auch einfach nur, wenn der Fahrer die Pedale rückwärts dreht.

Neue Perspektiven
Es braucht ein wenig Zeit, um sich an den Lenkmechanismus zu gewöhnen. Kraft in den Armen schadet dabei auch nicht.
Neue Perspektiven
Es braucht ein wenig Zeit, um sich an den Lenkmechanismus zu gewöhnen. Kraft in den Armen schadet dabei auch nicht.

Eine weitere Besonderheit: Die von Dynamic Drives mit Hilfe der Muttergesellschaft entwickelten, schnell ansprechenden wie laufruhigen Elektromotoren erzeugen ihr maximales Drehmoment von 190 Newtonmeter schon bei niedriger Trittfrequenz und leisten bis zu 1500 Watt. Im Duo beträgt die Nennleistung 250 Watt – die vom Gesetzgeber für Pedelecs gesetzten Rahmenwerte werden damit erfüllt.

Preise ab 9500 Euro aufwärts

Den für die elektrische Trittunterstützung erforderlichen Strom speichert ein Block von Lithium-Eisenphosphat-Batterien unter dem Ladeboden mit einer Speicherkapazität 30 Amperestunden (Ah) und 1440 Wattstunden (Wh). Das soll im Flachland für einen Aktionsradius von etwas mehr als 90 Kilometer sorgen. Aufgeladen werden kann der Stromspeicher an jeder Haushaltssteckdose – in der Beziehung zumindest unterscheidet sich das Cargobike nicht von jedem anderen Pedelec. Allerdings lässt sich der Akku hier binnen 1,5 Stunden auf 100 Prozent aufladen. Dafür brauchen viele E-Bikes bedeutend länger.

Derzeit ist das Intelectric Cargo-Bike nur als Pedelec erhältlich, eine S-Pedelec-Variante für Fahrgeschwindigkeiten von bis zu 45 km/h ist in Vorbereitung. Auch an einem dreirädrigen Cargobike sowie einem einspurigen E-Bike wird in Gießen gearbeitet, erfahren wir von einem der beteiligten Ingenieure. Und was kostet der Spaß? Nun ja, das hängt von der Version und Ausstattung ab. Die 2,73 Meter lange L-Version steht mit 9.500 Euro in der Preisliste, die 3,13 Meter lange Cargo XL-Version ein paar hundert Euro mehr. Hinzu kommen die Kosten für Extras wie eine Sitzbank, Planen und Befestigungssysteme – je nach Bedarf und Einsatzzweck. Aber das ist bei Autos ja nicht anders.

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3 Kommentare

  1. Dirk S.

    Das ist ein genialer Transporter.

    Faszinierend ist insbesondere, dass keine Ketten mehr eingesetzt werden. Somit gibt es viel weniger Verschleißkomponente.

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  2. Manfred Hauptreif

    Kann man den armen Leuten nicht ein günstiges Auto zukommen lassen?

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    • Michael

      Dümmster Boomer Kommentar ever.
      Ab in die Ecke, Diesel Dieter, und denke über deine Dummheit nach.

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