Die Sonneninsel Usedom ist bereits ein Hotspot der Elektromobilität. Dank der Aktivitäten der Genossenschaft Inselwerke gibt es auf der Insel bereits 25 Ladepunkte für Elektroautos sowie eine erkleckliche Anzahl von E-Scootern und E-Rollern, die Inselbewohner und Touristen ausleihen können. Betrieben werden sie mit Ökostrom, der mithilfe von Photovoltaik-Anlagen gewonnen wird.
Mit der Kraft der Sonne wird ab Samstag (21. August) auch eine neue Fähre „Antonia vom Kamp“ der Oderhaff-Reederei Peters aus Ueckermünde zwischen den Ortschaften Kamp und Karmin am Stettiner Haff verkehren. Die Schiffsverbindung zwischen dem Festland und dem Westen der Insel ist vor allem bei Radfahrern sehr beliebt.
Baukosten von 700.000 Euro
Konstruiert und gebaut wurde die neue, rund 700.000 Euro teure Elektro-Solarfähre – die eine alte dieselbetriebene Fähre ersetzt – von der Ostseestaal-Werft und den Spezialisten von Ampereship aus Stralsund. Die beiden miteinander kooperierenden Unternehmen haben sich auf die emissionsfreie Binnenschifffahrt spezialisiert und noch eine Reihe anderer Fahrgastschiffe mit Elektroantrieb in Bau.
Angetrieben wird die neue, 14,65 Meter lange und 4,45 Meter breite Fähre für 20 Fahrgäste und 15 Fahrräder mit einem „Deep Blue“-System der bayerischen Herstellers Torqeedo. Ein 80 kW (109PS) starker Elektromotor ist hier mit einem Lithium-Ionen-Akku mit einer Speicherkapazität von 80 Kilowattstunden (kWh) gekoppelt. Gespeist werden die Akkus über eine Ladestation im Hafen, aber auch mit dem Sonnenstrom, den Solarmodule auf dem Dach der Fähre einfangen – unterwegs und am Liegeplatz.
Starke Nachfrage nach Fähren mit Elektroantrieben
„Mit der Ablieferung der neuen innovativen Usedom-Fähre tragen Ostseestaal und Ampereship dazu bei, auch in Mecklenburg-Vorpommern die E-Mobilität aufs Wasser zu bringen“, sagte Thomas Kühmstedt, der Technische Direktor von Ostseestaal und Geschäftsführer von Ampereship, bei der Übergabe der Fähre an die Reederei. Und beide Unternehmen wollen die Antriebswende auf dem Wasser auch in anderen Regionen voranbringen. Das Stralsunder Unternehmen hat bislang zehn Elektro-Solarschiffe ausgeliefert, darunter mit der „Sankta Maria II“ die weltweit erste vollelektrische Autofähre für Binnengewässer. Sie verkehrt grenzüberschreitend auf der Mosel zwischen Deutschland und Luxemburg.
Nach Angaben von Firmensprecher Philipp Peuß können mit der Solaranlage dank 4,3 kWp Spitzenleistung etwa 80 Prozent des Energiebedarfs abgedeckt werden – „je nach Wetterlage und Sonnenstand.“ Zumal die Fähre kein Schnellboot ist und mit 8 km/h oder 4,3 Knoten eher gemächlich über das Haff schippert.
Drei Personenfähren von der Größe der Schiffs für Usedom werden gerade für Einsätze auf dem Schweizer Zürichsee gebaut. Und die Spezialisten aus Stralsund arbeiten parallel an einem 30 Meter langen solarelektrischen Katamaran, der ab Sommer kommenden Jahres bis zu 300 Passagiere auf dem Bodensee transportieren soll. Mit einem 150 kW starken Antrieb und einer Akkukapazität von fast einer Megawattstunde, aber auch einer noch leistungsfähigeren PV-Anlage. Zum Einsatz kommen sollen dort so genannte bifaziale Solarmodule: Das Sonnenlicht wird hier sowohl auf der Vorder- als auf der Rückseite des transparenten Bauteils eingefangen. Der Energieertrag soll auf diese Weise um 15 Prozent höher sein.