Um kurzfristig Kosten zu sparen, kaufen die Stadtwerke Solingen statt elektrischer Oberleitungsbusse 23 neue Dieselbusse. Der Stadtrat hat am 20. Februar einer entsprechenden Vorlage zugestimmt. Damit rückt Solingen teilweise von seiner bisherigen Elektrifizierungsstrategie ab.
Aktuell betreiben die Verkehrsbetriebe der Stadtwerke Solingen insgesamt 110 Fahrzeuge, davon sind 59 Oberleitungsbusse – im Volksmund „Stangentaxi“ genannt. Diese decken etwa 76 Prozent der Betriebskilometer ab, erklärte eine Stadtwerke-Sprecherin. Ursprünglich war geplant, den gesamten Busverkehr auf batteriebetriebene Busse (BOB) umzustellen. Während für die erste Generation der BOB noch Fördermittel des Bundes bereitstanden, gab es für spätere Anschaffungen aber nur noch Zuschüsse des Landes.

Bereits 1952 ging in Solingen die erste O-Bus-Linie in Betrieb – als preisgünstige Alternative zur gleisgebundenen Straßenbahn. Mit einer Streckenlänge von über 100 Kilometer besitzt die Stadt im Bergischen Land heute das größte O-Bus-Netz Deutschlands.
Foto: OBus-Museum Solingen
Wie die Sprecherin ausführte, sind die O-Busse Sonderanfertigungen des niederländischen Herstellers Solaris und damit teurer als batterieelektrische Busse. 24 weitere BOB seien aktuell bestellt und würden 2026 ihren Dienst aufnehmen. Wie das Solinger Tageblatt (Bezahlschranke) berichtet, gibt es jedoch keine neue Förderung für die Anschaffung von neuen Batteriebussen. Zunächst würden Kommunen gefördert, die in der Antriebswende weiter zurückliegen als die Stadt Solingen.
Das sei „maximal ungerecht und ein absolutes Unding“, wird der CDU-Ratsherr Carsten Voigt, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Stadtwerke, in dem Bericht zitiert. „Der Verkehrsbetrieb, der ein Vorreiter ist, bekommt keine Fördermittel. Und die, die ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben, werden gefördert.“
Drohende Mehrkosten in Millionenhöhe
Der Kauf neuer Dieselbusse soll nun kurzfristig Einsparungen er möglichen, andernfalls drohen den Berichten zufolge Mehrkosten bis zum Geschäftsjahr 2028/29 in Höhe von knapp sechs Millionen Euro. Die lokalen Regelungen des öffentlichen Dienstleistungsauftrags würden eine Abwandlung der bisherigen Beschaffungsstrategie zulassen, erklärte die Stadtwerke-Sprecherin. Ob der Kauf der Dieselbusse gegen das sogenannte „Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungs-Gesetz“ verstößt, müsse geprüft werden. Die Elektrifizierungsquote der Stadt sei trotzdem „sehr gut“, so die Sprecherin.
Auch in Jena pausiert die Mobilitätswende, weil das Geld fehlt. Laut einem Bericht des MDR soll es vorerst keine weiteren E-Busse im Jenaer Nahverkehr geben. Der städtische Betrieb habe erklärt, dass derzeit für Jena keine Fördermittel von Bund und Land zur Verfügung stehen würden.