In den vergangenen Jahren ist es speziell in Europa ruhig geworden um Suzuki. Hatte der japanische Autobauer gerade in den frühen 2000ern Jahren viel frischen Wind in das Segment von Kleinwagen und bezahlbaren Crossovern gebracht, so blieb das Modellportfolio in den vergangenen Jahren blass. Das soll sich bis 2030 ändern – mit neuen Elektromodellen.
Erst vor kurzem stellten die Asiaten mit dem Suzuki eVX das erste elektrische Fahrzeug vor, das jedoch erst 2025 auf die Straße kommen soll. Ein Elektroauto sucht man im aktuellen Modellangebot bisher vergeblich – statt dessen sollen benzingetriebene Kleinwagen wie Jimny und Swift die Kunden locken. Der 4,30 Meter lange Suzuki eVX feierte kürzlich seine Weltpremiere auf dem Auto Expo in Indien, dem wichtigsten Markt der Japaner. Der eVX wird an beiden Achsen von einer 60 kWh großen Batterie mit Energie versorgt, die für Reichweiten von 550 Kilometern bis zum nächsten Ladestopp sorgen soll.
„Ich freue mich, mit dem Konzept eVX einen Ausblick auf unser erstes weltweit und strategisch wichtige Elektromodell zu geben“, so Präsident Toshihiro Suzuki bei der Präsentation des Autos. „Der Kampf gegen die globale Erwärmung“, versicherte er, „hat für uns oberste Priorität. Deshalb fördern wir eine Reihe globaler Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen.“
„Kleiner, weniger, sauberer“
Die Wachstumsstrategie der Suzuki Motor Corporation sieht bis zum Ende des Geschäftsjahres 2030 umfangreiche Investitionen in die Elektrifizierung des Produktportfolios vor. Für neue Modelle und einen nachhaltigen Konzern sollen bis zum Ende der Dekade 4,5 Billionen Yen, umgerechnet 31,8 Milliarden Euro, fließen. Neben seinem Produktionsprinzip „Sho-Sho-Kei-Tan-Bi“ (übersetzt: „kleiner, weniger, leichter, kürzer und sauberer“) soll ein schlankes Management und flexible Entscheidungen im Vordergrund stehen. Bis zum Jahre 2050 will der japanische Autobauer in Europa und seinem Heimatland CO2-neutral werden. Auf dem Massenmarkt Indien soll dies jedoch noch bis zum Jahre 2070 (!) dauern.
Anfang 2024 will Suzuki in Japan einen ersten elektrischen Kleinwagen einführen und bis zum Jahre 2031 das Elektro-Portfolio auf sechs Kleinwagen und SUV erweitern. In diesem Zeitraum sollen 80 Prozent aller europäischen Neufahrzeuge rein elektrisch angetrieben sein.
Komplett auf Elektroautos setzen will Suzuki dabei jedoch nicht. Derzeit werden neue Kleinstwagen und Kompaktmodellen mit Hybridantrieb entwickelt. Für den indischen Markt sind zudem CO2-neutrale Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor geplant, die mit wahlweise mit Erdgas, Biogas und Ethanol-Mischkraftstoffen betrieben werden können.
Elektro-Motorräder ab 2025
Auch bei kleinen und mittelgroßen Motorrädern will Suzuki bis Anfang 2025 erste elektrische Antriebe einführen. Bis Anfang 2031 sind acht vollelektrische Modelle vorgesehen, wodurch jedes vierte verkaufte Zweirad elektrisch wäre. Ferner planen die Asiaten die Einführung großer Motorräder, die sich mit CO2-neutralen E-Fuels betreiben lassen. In der Entwicklung ist zudem nach dem Vorbild von Opel Rocks Electric oder des Citroen Ami ein batterieelektrisches Kleinstfahrzeug für Senioren.
Bis Mitte des kommenden Jahrzehnts sollen im übrigen die japanischen Werke CO2-neutral arbeiten. Im Werk Kosai, dem größten Produktionszentrum in Japan, sind Einsparungen in von 30 Prozent durch neue Lackierprozesse geplant. Das Vorzeigewerk will künftig auch grünen Wasserstoff herstellen, der für die Ende 2022 begonnenen Tests von Transporter mit Brennstoffzelle verwendet wird.
Kraftstoff aus Kufladen in Indien
Wichtiger denn je bleibt der Hauptmarkt Indien, wo Suzuki zusammen mit Kooperationspartner Maruti der wichtigste Autobauer ist. Hier soll Biogas in der Zukunft eine größere Rolle spielen. CNG-Modelle machen bei Suzuki rund 70 Prozent des gesamten CNG-Marktes aus. Das dem Kraftstoff dieser Fahrzeuge beigemischte Biogas wird unter anderem aus Kuhfladen gewonnen. Diese fallen insbesondere in den ländlichen Gebieten Indiens in großen Mengen an.
Verstärkt werden soll zudem die Kooperation mit der Toyota Motor Corporation, wodurch gemeinsam automatisierte und elektrische Fahrzeuge auf die Straße gebracht und neue Märkte in Schwellenländern erobert werden sollen.