Die Schweizer mögen vielleicht langsamer reden, aber wenn es darum geht, den Fortschritt zu treiben, dann sind sie inzwischen schneller als die Vertreter vieler Nationen – auch der deutschen. Die Bauzeit des Flughafens Zürich betrug fünf Jahre, nicht 14 Jahre wie in Berlin. Und auf der schweizer Seite ist der neue Gotthardttunnel längst fertig – auf deutscher Seite wird noch diskutiert, wie der Tunnel ans Gleisnetz angebunden werden kann. Und während die Deutschen die Magnetbahntechnik aufgegeben und nach China verkauft haben, versuchen die Schweizer ihr nun einen neuen Schub zu geben – unterirdisch.
Das staatliche geförderte Hyperloop-Startup Swisspod hat jetzt zusammen mit der Eigenössischen Technichen Hochschule Lausanne (EPOFL) das Projekt „Limitless“ gestartet und in Lausanne eine Testanlage in Betrieb genommen, wo ein neuartiger Linear Induktions-Motor (LIM) erprobt werden soll – bei schnellen Fahrten über eine geschlossene und vollständig gekapselte Kreisbahn.
Die konventionelle Magnetschwebetechnologie ist deutlich teurer als ein schienengebundenes System. Denn im Unterschied zur Eisenbahn befindet sich die Antriebstechnolgie in den Gleisen. Die Schweizer kehren das so genannte Maglev-Prinzip um, indem sie den Antrieb wie bei einer Lok in die Zuggondel verlegen. „Das Ergebnis ist eine drastische Sekung der Kosten“, erklärt Swisspod-Mitgründer Denis Tudor. Wenn man dann noch eien Niederdruckumgebung hinzufügt und den Zug in einer Vakuum-Röhre fahren lasse, erhalte man einen Hyperloop – ein neues Hochgeschwindigkeits-Verkehrssystem, das eines Tages Flugzeuge auf der Kurz- und Mittelstrecke ersetzen könnte.
In 17 Minuten von Genf nach Zürich
Passagiere und Fracht könnten damit in nur 17 Minuten von Genf nach Zürich oder von Ney York nach Washington befördert werden – mit einem Bruchteil der CO2-Emissionen, die im Flugverkehr entstehen. . Bei Swisspool träumt man bereitd von kontinentalen Verbindungen zwischen großen Städten, „die die Zusammenarbeit erleichtern, den menschlichen Fortschritt beschleunigen und eine Zukunft in Wohlstand auch für künftige Generationen sichert.“
Aber zunächst einmal muss die Technik im Kleinmaßstab beweisen, dass sie funktioniert. Tudor geht ganz pragmatisch ran. „Wir werden innerhalb von neuen Monaten wissen, wie wir unsere Technologie umsetzen können, um Hyperloop in vier bis fünf Jahren auf den Markt zu bringen“, sagte er bei der Eröffnung der Teststrecke.
Um das deutsche Hyperloop-Team ist es still geworden
In München wird man in den kommenden Monaten sicher genau hinschauen, welche Fortschritte die Schweizer zu verzeichnen haben. Dort forscht man ebenfalls an der Hyperloop-Technik. Vor drei Jahren hatte das WARR Hyperloop-Team der TU München den von SpaceX-Gründer und Tesla Chef Elon Musk ausgeschriebenen Wettbewerb um den schnellsten Pod mit einer Geschwindigkeit von 467 km/h gewonnen. Doch seitdem hat man von der Truppe junger Wissenschaftler nichts mehr gehört.
Dafür ließen kürzlich die Chinesen aufmerken. In Chengdu stellten sie den Protoytypen des „Super Bullet Maglev Train vor – eine bis zu 620 km/h schnelle Magnetschwebebahn mit Supraleit-Technologie. Der Zug sei durchaus auch geeignet, in Vakuumröhren zu fahren, schrieb die staatliche chinesische Nachrichtenseite Xinhuanet. Dann wären sogar Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 1000 km/h drin.
ICE fährt in Deutschland mit maximal 265 km/h
Zum Vergleich: Die Magnetschnellbahn Transrapid in Shanghai fährt auf ihrer 30 Kilometer langen Strecke mit maximal Tempo 430. Das ist allerdings immer noch über 100 km/h mehr als mit der derzeit schnellste ICE in Deutschland: Ab August darf darf mit 265 km/h fahren. Aus Sicherheitsgründen und wegen des hohen Stromverbrauchs war der ICE 4 zuvor bei 250 km/h abgeregelt worden.