„Am meisten haben wir beim neuen Taycan in die Effizienz investiert, gefolgt von der Leistung und der Batterieladetechnik“, erklärt Christian Müller. Die zugehörigen Werte liefert der Projektleiter gleich mit: 29 Prozent (Effizienz), 25 Prozent (Antriebsleistung) und 16 Prozent (Ladetechnik). Den Rest entnehmen wir dem Datenblatt. Demnach gibt es zwei Batteriegrößen. Bei der sogenannten Performance-Version speichert der Akku brutto 89 kWh, von denen 83,2 kWh für den Fahrbetrieb nutzbar sind. Und in der Version Performance Plus steckt ein Stromspeicher mit einer Brutto-Kapazität von 105 kWh (netto: 97 kWh) zwischen den Achsen des elektrischen Sportwagens.
Aber die Zahlen erzählen nur zum Teil von dem Aufwand, den sie in Stuttgart getrieben haben, um dem elektrischen Flaggschiff der Marke noch mehr Effizienz, Reichweite und Dynamik zu verleihen. Die Optimierung der Traktionsbatterie ist nur ein Teil davon. Der Akku besteht zwar weiterhin aus Nickel-Kobalt-Mangan, aber die Anteile sind nun in einem Verhältnis von 8-1-1 statt wie bisher 6-2-2 – der Anteil von Nickel stieg also. Die Energiedichte stieg darüber von 148 auf 168 Wh pro Kilogramm, was die Batterie um neun Kilogramm leichter machte.
Zudem sank die minimale Umgebungstemperatur, bei der die Batterie mit maximaler Leistung geladen werden kann – von 35 auf 15 Grad. Die Folge: Bei sommerlichen Temperaturen dauert es künftig nur noch 18 statt 21,5 Minuten, um den Akku von 10 auf 80 Prozent zu befüllen. Noch größer ist der Zeitgewinn bei frühlingshaften Temperaturen wie jetzt: Statt nach 37 Minuten ist der Akku schon nach 18 Minuten wieder zu 80 Prozent gefüllt.
642 Kilometer mit einer Akkuladung
Mit dem verbesserten Ladesystem ist es nun möglich, in nur 10 Minuten an einer Schnellladestation Energie für weitere 315 Kilometer zu tanken, statt 215 Kilometer bei der Vorgängergeneration. Manche Ladestopps dürften ohnehin entfallen. Denn durch den geringeren Verbrauch und die höhere Batteriekapazität erhöht sich die Reichweite des Taycan um bis zu 175 Kilometer: Für den Taycan 4S wird nun eine Normreichweite von bis zu 642 Kilometern im Drittelmix genannt. Im reinen Stadtverkehr sollen sogar bis zu 705 Kilometer mit einer Akkuladung möglich sein.
Zum Verkaufsstart in diesem Frühjahr werden die Versionen Taycan (mit einer Spitzenleistung von 320 kW oder 435 PS), 4S (440 kW), Turbo (650 kW) und Turbo S (700 kW) verfügbar sein. Die beiden erstgenannten Modelle sind serienmäßig mit der kleineren Batterie ausgestattet und können gegen einen Aufpreis von 5.521 Euro mit dem größeren 105-kWh-Akkupaket ausgestattet werden. Die Spitzenladeleistung beträgt 320 kW für die Performance Plus-Batterie und 270 kW für die Performance-Variante. Neben der nominellen Erhöhung der Ladeleistung versprechen die Ingenieure, dass das Plateau für das schnellste Aufladen deutlich erweitert wurde.
Mehr Leistung an der Hinterachse
Alle Taycan-Versionen jenseits des Basismodells sind leistungsstarke Allradler. Die neuen Heckmotoren bieten eine Mehrleistung von bis zu 80 kW und 40 Newtonmeter Drehmoment. Ebenso wichtig, dass der Klimakompressor jetzt mit 800 Volt arbeitet, wodurch Verluste bei der Spannungsanpassung vermieden werden. Zudem kann die Wärme des Antriebssystems jetzt zum Heizen der Kabine genutzt werden kann. All diese Maßnahmen führen in Summe zu einer verbesserten Energieeffizienz und einer höheren Reichweite des Taycan 2.0.
Alle Taycan-Modelle sind mit Luftfederung nebst elektronischen Stoßdämpfern ausgestattet. Optional ist das sogenannte „Active Ride“-System. Es hält die Karosserie auch bei sehr unebenem Untergrund in der Waage hält und gleicht Bewegungen der Karosserie in Kurven sowie Nickbewegungen aus. Alle Taycans können mit Keramik-Bremsscheiben ausgestattet werden, die bei der Turbo S-Version und dem Turbo GT serienmäßig sind. Die lenkbare Hinterachse ist beim Turbo S ebenfalls serienmäßig und bei den anderen Versionen optional.
Fahrwerk vom Feinsten
Die Luftfederung besteht aus zwei Kammern und einem Stoßdämpfer mit zwei elektromagnetischen Ventilen zur Steuerung von Druck- und Zugstufe. Die Luftfederung erlaubt es, die Bodenfreiheit zu variieren. Einerseits hebt sie das Auto um fünf Zentimeter an, wenn die Insassen ein- oder aussteigen. Andererseits senkt sie das Fahrzeug im Fahrprogramm Sport ab, um das Handling zu verbessern und den Stromverbrauch zu senken.
Noch mehr Anpassungen bietet die optionale Active Ride-Federung, die eine Einkammer-Luftfeder und einen Stoßdämpfer mit zwei Ventilen verwendet. In diesem Fall ist der Stoßdämpfer mit einer Pumpe pro Rad verbunden, die den Druck der Hydraulikflüssigkeit reguliert und je nach Bedarf erhöht oder verringert. Wenn der entsprechende Modus aktiviert ist, kann die Federung die Neigungs- und Nickbewegungen der Karosserie neutralisieren, um die auf die Insassen wirkenden Beschleunigungskräfte zu reduzieren. In dieser Einstellung neigt sich das Auto in Kurven wie ein Motorrad nach innen (maximal 3 Grad), während es beim Beschleunigen die Front und beim Verzögern das Heck nach unten zieht (maximal 1,5 Grad).
Das Active Ride-System ähnelt dem, das gerade im Panamera debütiert hat. Im Taycan arbeitet es allerdings schneller, da es von einem 800-Volt-System gespeist wird. Das macht sich bei flotter Gangart auf kurvenreicher Strecke sehr angenehm im Fahrbetrieb bemerkbar. Die Fahrleistungen des Taycan 4S sind dank des nunmehr 440 kW starken Allradantriebs noch beeindruckender als bisher schon. Aus dem Stand geht es in 3,7 Sekunden auf Tempo 100. Und bei der Beschleunigung von 80 auf 120 km/h vergehen gerade einmal 2,1 Sekunden. Da fragt es sich, wozu es noch einer „Push-to-pass“-Funktion bedarf, die für zehn Sekunden noch mehr Dynamik bringen soll.
Taycan wird deutlich teurer
Eine Klasse für sich: die Bremsleistung des Porsche Taycan 4S. Keramik-Scheibenbremsen gehören bei den Turbo-GT-Versionen zur Serienausstattung. Das fortschrittliche Torque-Vectoring-System von Porsche und die optionalen 21-Zoll-Räder mit 265/35er Reifen vorne und 305/30er Reifen hinten sorgen dafür, dass der Taycan 4S wie ein agiler Athlet mit irrsinnigen Geschwindigkeiten durch Kurven fährt, ohne auch nur eine Spur von Grip-Problemen zu zeigen.
Natürlich schlägt sich der ganze Aufwand auch in den Preisen nieder. Der Grundpreis des Taycan 4S beträgt nun 120.900 Euro – über 5.000 Euro mehr als zuvor. Und damit ist es nicht getan. Das schnelle Wechselstrom-Laden mit 22 Kilowatt (serienmäßig sind 11 kW) kostet schon 1.660 Euro extra. Noch teurer sind feine Extras wie zweifarbige Ledersitze (Aufpreis: 4.100 Euro), Active Ride Fahrwerk (stattliche 8.000 Euro) oder das 5.000 Euro teure Panoramadach. Für den Taycan Turbo GT werden gar 240.000 Euro aufgerufen. Da tröstet nicht, dass es für das Modell das sogenannte „Weissach-Paket“ mit allerlei Spoiler-Werk kostenlos gibt.
Nett, was der neue Taycan bietet. Wie sieht es bei den anderen 800 Volt Systemen aus? Zeekr verwendete zum Aufladen des 001 eine Ladesäule aus eigener Produktion: Der V3-Charger kann bis zu 600 kW liefern. Bei 26 Grad Außentemperatur wurde eine maximale Ladeleistung von schier unglaublichen 546 kW erreicht. Das dürfte ein neuer Rekord sein, denn der Li Auto Mega soll nur 520 kW erreichen, der Rimac Nevera 500 kW, der Lotus Eletre 350 kW, der neue Porsche Taycan 320 kW und der Hyundai Ioniq 5 „nur“ 240 kW.
https://insideevs.de/news/714797/zeekr-001-2024-aufladen-11minuten/