Mit dem Cybertruck kommt man leicht ins Gespräch

Bereits kurz nach dem Start der Fahrt fällt mir auf: Der Cybertruck ist kein Fahrzeug für Introvertierte. Das Auto wird im Laufe des Tages oft fotografiert, ich werde nach meinen Eindrücken gefragt – und oft auch einfach, was zum Geier das für ein Fahrzeug ist. Klar: Aktuell gibt es noch nicht allzu viele Cybertrucks auf den Straßen, und wer einen fährt, muss sich auf Fragen gefasst machen. Auf diese Weise konnte ich einige interessante Gespräche führen.

Wie bereits dem Kollegen in Berlin ist auch mir das proportional etwas zu kleine Lenkrad aufgefallen. Das Lenkrad ist breiter als hoch, es handelt sich im Grunde um einen Yoke mit Ober- und Unterstrebe. Warum Tesla gerade im Cybertruck keinen Yoke verbaut hat, erschließt sich mir nicht: Dank der nur geringen Lenkbewegungen wäre ein Yoke, bei dem man nicht umgreifen muss, eigentlich ideal gewesen.

Die Bedienelemente am Lenkrad sind, wie bei Tesla üblich, gut angebracht. Etwas ungewohnt sind die beiden Buttons für die Blinker, einen Blinkerhebel gibt es nicht. Nach wenigen Minuten habe ich mich aber an die für mich neue Form des Blinkersetzens gewöhnt. Etwas kompliziert wird es nur, wenn das Lenkrad bereits eingedreht ist und ich den Blinker setzen möchte – dann ist Umdenken angesagt, wenngleich diese Situation eher selten ist.

Blinker-Buttons wollen manchmal nicht so recht

Die Blinker-Buttons geben ein haptisches Feedback, in unserem Test-Cybertruck mussten wir sie aber ab und an ein zweites Mal drücken, um die gewünschte Richtung zu aktivieren. Im Laufe unserer knapp achtstündigen Testfahrt war das dreimal der Fall. Sobald der Blinker gesetzt ist, erscheint auf dem Display des Cybertrucks ein Live-Feed des jeweiligen toten Winkels. Zusätzlich gibt es eine kleine Warnleuchte in der A-Säule, die allerdings bei hellem Tageslicht äußerst schwer zu erkennen ist.

Eher Steuerknüppel als Lenk-Rad
Das Lenkrad des Cybertruck ist auf den ersten Blick etwas klein geraten. Doch der Pick-up lässt sich damit erstaunlich leicht dirigieren. Etwas ungewohnt sind die beiden Buttons für die Blinker, einen Blinkerhebel gibt es nicht.
Eher Steuerknüppel als Lenk-Rad
Das Lenkrad des Cybertruck ist auf den ersten Blick etwas klein geraten. Doch der Pick-up lässt sich damit erstaunlich leicht dirigieren. Etwas ungewohnt sind die beiden Buttons für die Blinker, einen Blinkerhebel gibt es nicht.

Gestartet sind wir im Zentrum Austins im Comfort-Modus, der die Beschleunigung reduziert und so für ein sanfteres Anfahren sorgt. Auch in diesem Modus sorgt ein kräftiger Tritt auf das Strompedal aber dafür, dass der Cybertruck schnell vom Fleck kommt. Unser Testfahrzeug hatte bereits das Nieten-Upgrade für das Strompedal. Die Lenkung ist im Comfort-Modus recht gutmütig, die Federung verhältnismäßig weich eingestellt.

Karosse senkt sich zum Einstieg ab

Der Cybertruck verwendet eine aktive Luftfederung, die das Fahrzeug in drei unterschiedliche Höhen sowie eine besonders niedrige Position zum Einsteigen bringen kann. Im Comfort-Modus liegt das Fahrzeug etwas höher, was zu einem in der Tat recht komfortablen Fahrgefühl führt. Die Schlaglöcher Austins sind mit dem Cybertruck so problemlos zu bewältigen. Die Aufhängung ist insgesamt wesentlich besser als beim Model Y, das seine Passagiere auch bei leichten Unebenheiten mitunter hart durchschüttelt.

Trotz der höheren Fahrposition fährt sich der Cybertruck im Comfort-Modus nicht zu schwammig. Kurven lassen sich immer noch mit ausreichend hoher Geschwindigkeit fahren, ohne dass der Wagen sich zu stark zur Seite neigt. Alleine beim Bremsen im Stop-and-Go-Verkehr merke ich dem Cybertruck sein Gewicht an: Er nickt beim Bremsen merklich nach vorne ein.

In vier Sekunden auf Tempo 100

Im Sportmodus wird die Höhe verringert, die Lenkung direkter und die Drosselung der Beschleunigung aufgehoben. Dadurch fährt sich der Cybertruck wesentlich flotter, er soll dann in 4,1 Sekunden von 0 auf 60 Meilen die Stunde (96 km/h) kommen. Mangels passender Teststrecke konnte ich das nicht testen, an vorderster Position an der Ampel sorgt ein entschiedener Tritt auf das Strompedal aber dafür, dass ich in der Stadt in gefühlt einem Wimpernschlag die erlaubte Maximalgeschwindigkeit von 45 Meilen pro Stunde (72 km/h) erreiche. Dabei wird man ordentlich in den Sitz gedrückt – die 600 PS liefern ganze Arbeit angesichts des hohen Gewichts des Trucks.

Im Sportmodus lassen sich Kurven durchaus sportlich fahren, die Neigung zur Seite wird gegenüber dem Comfort-Modus merklich reduziert. Mir kommt das regenerative Bremsen im Sportmodus etwas aggressiver vor als im Comfort-Modus. In den Einstellungen habe ich keine Möglichkeit gefunden, das regenerative Bremsen zu konfigurieren. Auch der Creep-Modus, in dem beispielsweise ein Model 3 oder Model Y nach Loslassen der Bremse wie ein Automatikwagen langsam nach vorne rollt, taucht in den Einstellungen nicht auf.

Wie sitzt es sich im Cybertruck? Das lesen Sie im dritten Teil.

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