Das dürfte den Marketingvorständen im Volkswagen-Konzern, aber auch anderer Anbieter von Elektroautos, überhaupt nicht schmecken: Tesla hat kurz nach Ostern und unmittelbar vor ihrem Abflug zur Automesse in Shanghai nach den USA nun auch in Europa die Preise für eine Vielzahl seiner Fahrzeuge ein weiteres Mal deutlich gesenkt.
„Um die Verbreitung der Elektromobilität weiter zu unterstützen“, wie es in einer Pressemitteilung heißt, wurde beispielsweise der Preis für das Model 3 mit Heckantrieb von 47.560 Euro auf 41.990 Euro gesenkt. Einschließlich aller Gebühren und des staatlichen Anteils am Umweltbonus liegt der Startpreis für das 203 kW (283 PS) starke Modell mit einer Reichweite von 491 Kilometern nunmehr bei 38.470 Euro. Zum Vergleich: Ein VW ID.3 in der 150 kW (204 PS) starken Basisausführung mit einer Norm-Reichweite von 429 Kilometern kostet nur noch etwa einen Tausender weniger.
Noch deutlich fallen die Preissenkungen bei anderen Modellen von Tesla aus. Alle Varianten des Model S und X verbilligen sich sogar auf einen Schlag um 10.000 Euro. Die elektrische, bis zu 1020 PS starke Luxus-Limousine startet nunmehr bei 102.990 Euro, der Großraum-Stromer mit den spektakulären hinteren Flügeltüren bei 110.990 Euro. Das dürfte vor allem Mercedes-Benz fordern, die Preise für die Modelle EQE und EQS inklusive der neuen SUV-Varianten zu überdenken.
Tesla führt Skaleneffekte als Grund an
In Deutschland dürften die Preissenkungen vor allem die Nachfrage nach dem Model Y beflügeln. Das im neuen Werk Grünheide produzierte Elektro-SUV verbilligt sich in der 393 kW (534 PS) starken und bis zu 250 km/h schneller Performance-Version um 4000 Euro auf 60.990 Euro. Inklusive Umweltbonus werden beim Kauf des Allradlers mit einer Norm-Reichweite von 533 Kilometern ab sofort nur noch 57.470 Euro fällig. Zum Vergleich: Ein allradgetriebener VW ID.5 GTX ist nur wenige hundert Euro günstiger und deutlich schwächer motorisiert. Zudem müssen Interessenten bei ID.5 GTX bis zu einem Jahr auf das neue Auto warten – das Tesla Model Y könnte schon nach wenigen Tagen vor der Türe stehen.
Tesla hatte vergangene Woche die neue Preisrunde in den USA begonnen und dort zum fünften Mal seit Januar die Preise gesenkt, für die beiden Topmodelle um 5000 Dollar. Das Unternehmen kann sich die Preissenkungen nach eigenen Worten leisten – aufgrund einer operativen Rendite von über 18 Prozent im vergangenen Jahr, aber auch infolge der „exponentiell skalierten und verbesserten Fertigungskapazitäten in unseren Fabriken weltweit“, wie es jetzt in der Pressemitteilung hieß.
Kritiker des Unternehmens hatten allerdings auch angemerkt, dass Tesla in einigen wichtigen Märkten die Nachfrage falsch eingeschätzt habe – mit der Folge, dass der Absatz lahmt und nun eine Vielzahl von Fahrzeugen auf Halde stehen. „Tesla facht den Preiskampf an, denn Tesla kann es sich erlauben mit guten Preisen den anderen Autobauern das Leben sehr schwer zu machen“, hatte Ferdinand Dudenhöffer, der Chef des Center Automotive Research, in dieser Woche in einer aktuellen Preisanalyse erklärt.