Für Mario Köhler hat das Jahr gut angefangen. Seit dem ersten Januar steht der 47-Jährige an der Spitze von Toyota in Deutschland. Dank der Multi-Path-Strategie des Konzerns und eines breiten Angebots an Fahrzeugen mit unterschiedlichen Antriebskonzepten laufen die Geschäfte glänzend – aktuell kommt die japanische Marke dank starker Zuwächse im zurückliegenden Jahr hierzulande auf einen Marktanteil von 2,6 Prozent. Und in diesem und im kommenden Jahr kommen noch eine Reihe neuer Modelle auf den Markt, darunter sechs Batterieautos. Alle auf der gleichen Plattform.
Der erste davon ist der „Urban Cruiser“, das mit einer Länge von 4,28 Metern batterieelektrische Gegenstück zum Toyota Yaris Cross Hybrid – Europas meistverkauften SUV im B-Segment. „Das wird ein Erfolgsmodell“, ist sich Köhler sicher, als er zusammen mit dem Autor das erste Fahrzeug des neuen Typs in der Toyota-Collection in Köln in Augenschein nimmt. Mit seinem kraftvollen Design werde es für Aufmerksamkeit sorgen, mit einem geräumigen Interieur und einer hochwertigen Anmutung sicher zahlreiche Kaufinteressenten überzeugen. Und natürlich mit einem attraktiven Einstiegspreis um die 30.000 Euro. Das wäre nur wenig mehr als für das 85 kW oder 166 PS starke Basismodell des Yaris Cross derzeit aufgerufen sind: 28.540 Euro.

Mario Köhler, der Geschäftsführer von Toyota Deutschland (rechts) sieht große Absatzpotenziale für das neue Elektroauto, das ab März mit zwei Akkugrößen und drei Antriebsstärken sowie einem Allradantrieb angeboten wird. Foto: Harald Dawo für Toyota
Der vollelektrische Urban Cruiser mobilisiert in der ebenfalls frontgetriebenen Basisversion, die einen 49 kWh großen Akku in Lithium-Eisenphosphat (LFP)-Technologie an Bord hat, immerhin schon 106 kW oder 144 PS. In der Kombination mit dem großen, 61 kWh fassenden Akku steigt die Antriebsleistung auf 128 kW. Und 135 kW oder 184 PS beträgt die Systemleistung des City-SUV in der Allradversion – derzeit steht der kompakte Toyota damit konkurrenzlos da. Na ja, nicht ganz: Der e-Vitara, das Schwestermodell von Suzuki, wird es ebenfalls mit Allradantrieb geben.
6000 Exemplare für den deutschen Markt
„Meine größte Sorgen ist, dass wir nicht so viele Fahrzeuge bekommen wie unsere Händler verlangen“. Für 2025 ist laut Köhler ein Kontinent von 6000 Exemplaren für Deutschland bestimmt – das könnte schnell vergriffen sein. Das Werk von Suzuki Motor Gujarat in Westindien verfügt allerdings über eine Produktionskapazität von 250.000 Fahrzeugen, so dass Lieferengpässe wohl nicht so schnell zu erwarten sind.

Die Ladeleistung geht für ein Elektroauto dieser Größe und Preisklasse in Ordnung. Die Positionierung des Ladeports vorne links ist für Märkte mit Rechtsverkehr allerdings suboptimal. Foto: Toyota
Bis zu 400 Kilometer weit soll der Toyota Urban Cruiser mit dem großen Akku über Land und durch die Stadt „kreuzen“ können, mit dem kleinen sollte es nur für knapp 300 Kilometer reichen. Platzangst muss dabei niemand haben: Dank eines Radstands von 2,70 Metern haben auch die Passagiere im Ford ausreichend Knie- und einigermaßen Kopffreiheit. Zumindest, wenn sie nicht größer als 1,80 Meter sind – und die verschiebbare Rücksitzbank in der hinteren Position arretiert ist. Bei vier Erwachsenen im Köhler-Format (Körpergröße 1,95 Meter) dürfte es ungemütlich werden. Sofern die Fondpassagiere dann ihre Beine überhaupt noch unterbringen. Immerhin lassen sich auch hinten die Sitzlehnen in der Neigung verstellen.
Horizontale Infodisplays im BMW-Style
Was bei der ersten Sitzprobe positiv auffällt: Die Oberflächen im Innenraum machen einen hochwertigen Eindruck, trotz der Produktion in Indien ist die Verarbeitung gut. Und das Cockpit des Urban Cruiser wirkt mit den in BMW-Manier horizontal angeordneten zwei 10 Zoll großen Infodisplays wesentlich moderner und hochwertiger als das inzwischen etwas altbackene im Toyota Yaris Cross: Instrumententafel und der Touchscreen für das Infotainmentsystem sind dort noch voneinander getrennt. Der Sitzkomfort vorn ist gut, das Bedienkonzept erschließt sich jedem auch ohne Studium der Bedienungsanleitung.

Der Fahrer des Urban Cruiser findet einen wohlsortierten und hochwertig gestalteten Arbeitsplatz vor. Geschaltet wird über einen Drehknopf auf der Mittelkonsole, alle wichtigen Informationen findet er auf dem waagerecht angelegten Zentraldisplay. Foto: Dawo
Geschaltet wird über einen Drehknopf in der Mittelkonsole, in der Allradversion gibt es zusätzlich eine Bergabfahrhilfe sowie zusätzlich zu den üblichen drei Fahrmodi Eco, Normal und Sport einen Trail-Modus für sensibles Anfahren auf matschigem Grund. Einparkhilfen samt Rückfahrkamera, Verkehrszeichenerkennung und ein Abstandsradar mit Spurhaltesystem sind serienmäßig an Bord. Ebenso übrigens wie eine Wärmepumpe und eine Batterieheizung zur Vorkonditionierung des Stromspeichers bei Annäherung an eine Ladestation. Andere Autohersteller lassen sich derlei teuer bezahlen.
Schnell laden mit bis zu 150 kW
Die maximal Ladeleistung ist mit 150 kW für ein Elektroauto dieser Preis- und Größenordnung auch ganz ordentlich. Für den europäischen Markt hätten wir uns allerdings eine andere Positionierung des Ladeports gewünscht: Vorne links ist für Länder mit Rechtsverkehr ein Handicap, wenn der Wagen über Nacht an einer Ladesäule am Straßenrand Energie tanken soll. In Großbritannien, Indien und Japan dürfte man das freilich anders sehen. An Schnellladesäulen an hiesigen Autobahnen spielt das allerdings keine Rolle, da ist der Anschluss vorne eher ein Vorteil, weil riskante Rangiermanöver darüber entfallen. Oder durch die 360-Grad-Kamera und das ebenfalls serienmäßige Notbremssystem entschärft werden.

Die Rücksitzbank des Urban Cruiser lässt sich komplett oder in Teilen verschieben, je nachdem, ob mehr Platz für die Passagiere oder für das Reisegepäck benötigt wird. Das Ladekabel wird im Untergeschoss des Kofferraums verstaut – einen Frunk sparte sich Toyota.
Die Optionsliste wird wohl erfreulich kurz ausfallen. Gewählt werden kann zwischen zwei Radgrößen und verschiedenen Lackierungen, die rustikale Beplankung der Seite sowie der Radläufe ist Standard. Optional gibt es ein (leider nicht zu öffnendes) Panoramadach sowie ein Premium-Audiosystem von JBL. Noch besser aber: Toyota gibt auf das Fahrzeug eine Garantie von bis zu 15 Jahren, auf die Antriebsbatterie von zehn Jahren. Bestellungen für den Urban Cruiser nehmen die Toyota-Händler ab sofort entgegen, ausgeliefert werden die ersten Fahrzeuge im Sommer.