Einem Elektroauto kann man sich auf ganz verschiedenen Pfaden nähern. Über das Datenblatt etwa, auf ganz nüchterne Art und Weise. Da kommt der kleine Honda e wahrscheinlich nicht so gut weg. Mit einer Akkukapaziät von 35,5 Kilowattstunden (kWh) und einer elektrischen Reichweite von nur gut 200 Kilometern im Alltagsverkehr, die bei einer sportiver Fahrweise auch schon mal auf 150 Kilometer zusammenschnurren kann. Oder mit einer Höchstgeschwindigkeit von gerade einmal 145 km/h. Ganz zu schweigen vom Listenpreis, der bei 32.996,64 Euro beginnt und mit ein paar netten Extras leicht bis auf knapp 40.000 Euro getrieben werden kann. Die Mehrwertsteuersenkung und der Umweltbonus von 9.480 Euro machen die Sache aktuell zwar erträglicher. Aber über 23.000 Euro für einen Kleinwagen mit vier Sitzen muss die Haushaltskasse auch erst mal verkraften können.
Aber einen Honda e kauft man nicht aus rationalen Erwägungen, schon gar nicht unter Betrachtung pekuniärer Aspekte. Knauser sind mit einem gut erhaltenen BMW i3 der ersten Generation besser bedient: Die kommen mit einer Akkuladung genauso weit, sind aber beim Wimpel-Händler an der Ecke schon zu Preisen ab 14.000 Euro erhältlich.
„Der ist aber süß“
Für einen Honda e erwärmt sich zunächst einmal das Herz – der Verstand wird, wenn überhaupt, irgendwann später zugeschaltet. Das funktioniert schon ganz gut im Stand, beim Rundgang um den cool gestylten Winzling. Wer schon einen Apple iPod in seiner Sammlung hat oder beim Gang durchs Design-Museum vor Dieter Rams legendärem „Schneewitchensarg„, der Musikanlage „Phonosuper“ stehen bleibt, wird den Honda e sofort in sein Herz schließen. Bei anderen, zeigt der Publikumstest auf einem Supermarkt-Gelände, verfängt das Kindchenschema, nach dem Honda-Designchef Makoto Iwaki sowohl die Front wie auch das Heck des kleinen Stromers gestaltet hat: Große runde Leuchten auf dunklem Feld wecken schnell Beschützerinstinkte. Vor allem bei Frauen: „Der ist aber süß“, kommentierte eine Mittdreißigerin bei einem Blick auf den Honda.
Bei Männern kamen eher Erinnerungen an Science-Fiction-Filme auf. Vor allem an Pixars Trickfilm-Klassiker „WALL-E. Der Letzte räumt die Erde auf“ von 2008. Sie erinnern sich? Ein kleiner Müllroboter verfolgt hier die Aufgabe, die von den Menschen zugemüllte und unbewohnbar gemachte Erde aufzuräumen. Besuch kriegt er dabei eines Tages von EVE, extra-terrestrischen Vegetations-Spürroboter, der durchaus dem Honda-Designlabor der Zukunft entsprungen sein könnte. Gemeinsam machen sich die beiden kleinen Roboter daran, die Erde wieder in ein Paradies zurück zu verwandeln.
Unterwegs mit kleinem „Klima-Rucksack“
Eine derart anspruchsvolle Mission hat Honda seinem Stromer zwar nicht zugedacht. Aber als „Auto für die neue Zeit“ (Werbeslogan) wollen die Japaner ihren jüngsten Spross schon verstanden wissen. Erklärtes Ziel ist ein „blauer Himmel für unsere Kinder“ – und eine Elektrifizierung der gesamten Fahrzeugflotte bis Ende 2022. Zusammen mit dem Honda Jazz Hybrid fällt dem Honda e dabei eine Schlüsselrolle zu.
Die vergleichsweise geringe Batteriekapazität ist vor dem Hintergrund denn auch kein Armutszeugnis der Ingenieure, sondern eine bewusste Entscheidung vor dem Hintergrund der Umweltbelastungen und dem hohen Ressourcenverbrauch, die heute noch mit der Produktion großer Akkus einher gehen und die den „Klima-Rücksack“ vieler E-Mobile schwer belasten. In dem Punkt sind sich die Japaner erstaunlich einig: Der neue Mazda MX-30 ist nach der gleichen Philosophie konzipiert und einen Akku mit gleicher Kapazität an Bord wie der Honda e.
Und bei Honda macht man keinen Hehl daraus, dass der „e“ kein 100-Prozent-Auto ist, geeignet für alle Transportbedürfnisse und Fahrprofile. Zielgruppe sind vielmehr smarte Großstadt-Bewohner mit eher kleinem Aktionsradius, aber hohen Ansprüchen an Konnektivität und Digitalisierung. Und in den Punkten hat der Honda e deutlich mehr zu bieten als viele seiner Wettbewerber: Vor der Testfahrt empfahlen die Marketingexperten das Studium eines fünfminütigen Videos auf einem der fünf (!) hochauflösenden LCD-Displays, die sich über die gesamte Breite des Cockpits spannen. Zwei davon geben die Bilder der Kameras wieder, die im Honda e die Außenspiegel ersetzen, ein Bildschirm liefert die wichtigsten Fahrinformationen – der Rest ist frei konfigurierbar und liefert wahlweise Informationen über die Umgebung, das Musikprogramm oder den Mailverkehr. Oder er dient als Kinoleinwand oder als Projektionsfläche für Stimmungsbilder – kahle Wälder oder blühende Landschaften.
Fahren fahren kann er auch
Musikstudio, Kinosaal – fast vergisst man darüber, dass der Honda in erster Linie ein Automobil ist. Aber fahren kann man mit ihm durchaus. Sehr gut sogar. Ein Druck auf Knopf D in der von Edelholzfurnier gefassten Konsole zwischen den Sitzen – und der 113 kW (154 PS) starke Elektroantrieb unseres Testwagens erwacht, untermalt von einer futuristisch klingenden Begrüßungsmelodie, zum Leben. Wir bleiben zunächst im Normal-Fahrmodus und rollen durchs Gewerbegebiet raus auf die Landstraße. Als der Verkehr sich lichtet und das innerstädtische Tempolimit fällt, schalten wir per Knopfdruck in den Sport-Modus und geben Strom.
Der Honda e wiegt zwar über 1,5 Tonnen, aber der Elektromotor an der Hinterachse hat damit leichtes Spiel. Ruckzuck liegt Tempo 100 an und wuselt der 3,89 Meter lange Stromer über die Landstraße rein in den Wetteraukreis. Das Fahrwerk ist sportlich-trocken abgestimmt, die Lenkung direkt – ein Mini Cooper könnte es nicht besser. Über Wippen am Lenkrad lässt sich einstellen, wie viel Bremsenergie der Honda zurückgewinnen soll. Nach ein wenig Eingewöhnung hat man schnell die passende Einstellung, um allein mit dem rechten Fuß durch die Landschaft zu rollen. Komfortabler geht es kaum.
Sensationell kleiner Wendekreis
Zugegeben: Wir waren etwas skeptisch, ob wir uns auch an die digitalen Außenspiegel gewöhnen würden. Beim Audi e-tron, der über ein ähnliches System verfügt, konnten wir uns damit nicht anfreunden: Die Displays in den Seitentüren lenkten zu sehr ab. Honda hat es mit der Integration der Displays in den digitalen Instrumententräger die deutlich ergonomischere Lösung gefunden. Die Eingewöhnungszeit ist entsprechend kurz. Ob man zusätzlich auch noch einen digitalen, kameragestützten Innenspiegel benötigt, sei dahin gestellt. Er soll es erlauben, durch die Passagiere auf der Rücksitzbank gewissermaßen hindurchzuschauen, wenn der Wagen einmal mit vier Personen besetzt sein sollte. Wer das nicht braucht: Mit einem Handgriff lässt sich der Innenspiegel leicht in den klassisch-analogen Modus umschalten.
Zwei Stunden dauert die Testfahrt. Um es kurz zu machen: Der Kleine kann einem schnell ans Herz wachsen. Der Wendekreis ist mit 8,60 Metern (beim VW ID.3 sind es 10,2 Meter) sensationell klein, was beim Verlassen des Supermarkt-Parkplatzes für manche verdutzte Gesichter sorgt. Am Ende steht ein durchschnittlicher Stromverbrauch von 16,5 kWh im Bordcomputer, den wir vor dem Start zurückgestellt hatten: Vorher stand dort ein Wert von über 22 kWh, was allerdings mehr über den Fahrer als über das Fahrzeug aussagt. Das eher wohnliche Ambiente im Innern des Honda mit Holzdekor und bronzefarbenen Sicherheitsgurten sollte eigentlich eher zu einer zurückhaltenden Fahrweise stimulieren.
Ganz im Sinne von WALL-E und seiner Freundin EVE.
19990 Euro das wäre der Preis den man vielleicht für so einen E Scooter mit 4 Rädern ausgeben könnte ansonsten ist dieses Fahrzeug vorbei an der Gesellschaft genauso wie der Konzern der es produziert.
Wer glaubt eigentlich das Märchen vom umweltfreundlichen E Auto ???
Auch Honda hat bisher keine Umwelt Bilanz vorgelegt für den überteuerten E.
Die Mitarbeiter Bewertungen auf Kununu.com sind erschreckend.
Honda aus meiner Sicht ein Konzern den die Gesellschaft nicht braucht.
Wie sensationell klein ist nun der Wendekreis?
Ist er tatsächlich viel kleiner als bei dem viel größeren ID3?
Danke für den Hinweis. Der Wendekreis beträgt 8,60 Meter. Beim ID.3 sind es 10,2 Meter. Habe es entsprechend ergänzt.