Eine umfassende Mobilitätswende kann den Energiebedarf des Personenverkehrs um mindestens zwei Drittel reduzieren. Dies ist eines der Ergebnisse eines Forschungsprojekts zum Potenzial der Mobilitätswende des Berliner Verkehrs- und Energieökonomen Marlin Arnz. Die Reiner Lemoine Stiftung (RLS) hat die Ergebnisse jetzt in einem Impulspapier veröffentlicht.

Demnach ist die deutsche Verkehrswendepolitik derzeit nicht auf Klimakurs. „Der bisherige Ansatz, der sich hauptsächlich auf technologische Innovationen und Anreize konzentriert hat, reicht nicht aus, um die erforderlichen Emissionsminderungen zu erreichen“, heißt es dazu im Papier. Auch die jüngst veröffentlichten Daten zu den Treibhausgasemissionen 2023 sowie den Projektionsdaten zur künftigen Entwicklung des Umweltbundesamtes (UBA) zeigen für den Verkehrssektor nach wie vor die größte Klimaschutzlücke.

Mentalitätswandel notwendig

„Wir brauchen einen Wandel von autozentristischer Verkehrswende zu einer menschenorientierter Mobilitätswende“, sagt Marlin Arnz. „Die Mobilitätswende muss die Menschen und ihr Glück wieder in den Fokus der Verkehrspolitik rücken.“

Die vier Säulen der Verkehrswende 
Unnötiger Verkehr wird vermieden, der restliche Verkehr auf umweltfreundliche Verkehrsmittel verlagert; die Antriebstechnologien aller Fahrzeuge werden effizient gemacht. Und alle Kraftstoffe kommen aus erneuerbaren Quellen. Grafik: Reiner Lemoine Stiftung
Die vier Säulen der Verkehrswende
Unnötiger Verkehr wird vermieden, der restliche Verkehr auf umweltfreundliche Verkehrsmittel verlagert; die Antriebstechnologien aller Fahrzeuge werden effizient gemacht. Und alle Kraftstoffe kommen aus erneuerbaren Quellen. Grafik: Reiner Lemoine Stiftung

Identifiziert hat er 133 politische, gesellschaftliche, infrastrukturelle und weitere Treiber für Verkehrsverlagerung und -vermeidung. Sie reichen von Infrastrukturmaßnahmen wie Fahrrad-Schnellstraßen und der Erweiterung des Angebots im öffentlichen Verkehr über regulatorische Mittel, wie autofreie Innenstädte oder einem Verbot von Autowerbung, bis hin zum Wandel von Mentalitäten.

In Kooperation mit dem Branchendienst energate.

Ein Zusammenspiel von Mobilitätswende (Verkehrsverlagerung und -vermeidung) und Energiewende im Verkehr (Antriebs- und Treib stoffwende) könnten bis zu 22 Prozent des Energiebedarfs eines zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien betriebenen deutschen Energiesystems einsparen, schreibt der junge Ökonom. „Das entspricht jedem vierten Windrad und jeder vierten Solarzelle. Das Kostenreduktionspotenzial für die Energiewende ist damit ähnlich hoch“, so der Ökonom. Notwendig sei ein ausgewogener Mix aus Push- und Pull-Maßnahmen. Zu gewinnen sei mehr Lebensqualität für alle.

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