Jozef Kaban ist so was von stolz auf sein erstes Gesamtkunstwerk, obwohl es eines von der kleinen Sorte ist. Der immer noch ziemlich neue Designchef der Marke VW, der vorher Skoda ein neues, aufregendes Gesicht gab, beobachtete auf der Münchner IAA die Premiere des ID.LIVE aus der ersten Reihe.

ID.LIVE, der Design-Vorbote der neuen elektrischen Einstiegsdroge von VWs mittlerweile ziemlich bekannter ID-Baureihe. »Das ist ein mehrdimensionaler Blick in unsere künftige kleine Elektroklasse«, schwärmt Kaban. Da sei von Nachhaltigkeit, Fashion, Streaming und Gaming so ziemlich alles drin. »Das mehr als ein normales Auto.«

Angebot an die junge urbane Generation
Der vier Meter lange ID.LIVE gibt einen Vorgeschmack auf den vollelektrischen Kleinwagen ID.2 von VW, der 2025 in den Handel rollen soll und sich mit vielen Features an ein junges Großstadtpublikum wendet. Foto: VW

Tatsächlich offeriert der kantige Kleine, der sich mit einer knuffigen Länge von rund vier Metern (gut zwanzig Zentimeter kürzer als der 4.26 Meter lange ID.3) an die »junge urbane Generation« wenden soll, einen ganzen Haufen hipper Gimmicks. Mit voller Smartphone-Vernetzung lassen sich sämtliche Songs, Spiele und sogar Filme nutzen. Wofür es sogar eine eigene Projektionsleinwand gibt, die bei Bedarf aus dem Armaturenbrett ausfährt. »Kino to Go«, heißt das jetzt bei VW.

Sämtliche Materialien sind natürlichen Ursprungs

Und natürlich lassen sich die Sitze fürs spezielle TV-Erlebnis (oder die Gaiming-Lounge) zur bequemen Liegebank umbauen. Dazu passt denn auch das lustige Bedienkonzept, speziell im nach oben offenen Lenkrad, das dafür ein schwarzes Touchfeld bereithält. Alle wichtigen Infos laufen über ein komplexes Head-up-Display, Kameras und ein spezielles Display ersetzen Außen- und Innenspiegel. Und sämtliche Materialien sollen natürliche Quellen haben oder aus der Recyling-Reservoir stammen. Holzspäne als Farbgeber, Luftkammer-Textilien (Dach- und Frontabdeckung) aus wiederverwerteten PET-Flaschen. Bio-Öl, Naturkautschuk und Reishülsen für die Reifen. Grüner geht’s kaum.

Das Design? Crossover heißt auch hier das angesagte Zauberwort für den etwa 1,60 Meter hohen LIFE. Genau, der hübsche Spagat zwischen Limousine und SUV. Ein Dress von puristisch bis futuristisch. Kaum Zierrat oder Anbauteile. Alles ziemlich kantig hier, und das Dach ist fürs sommerliche Cabrio-Feeling auch fix abnehmbar. Platz genug in dem kleinen Auto? Definitiv, mehr Bewegungsfreiheit als in einem VW Golf.

172 kW starker Antrieb und ein Akku mit 57 kWh Kapazität

Und sonst so? Ein 172 kW (234 PS) starker Elektromotor treibt die Vorderräder an, von Null auf Hundert soll es in zackigen 6,9 Sekunden gehen. Klar, typische Showcar-Muskelspiele, das dürfte später mal irgendwie mit gut 100 PS losgehen. Interessanter: Die 57-kWh-Hochvoltbatterie soll eine Reichweite von 400 Kilometern ermöglichen. Sie entspricht in etwa der Basisausführung im größeren VW ID.3 — paßt mit 7 Modulen (von 12) exakt in den Unterboden des LIVE.

Die vierhundert Kilometer sind jedenfalls eine starke Ansage im aktuellen Kleinwagensegment der Branche. Nicht nur das. Denn generell ist dieser Kurze nach den Worten von VW CEO Ralf Brandstätter »Der Schlüssel zur Erobererung der 20.000-Euro-Klasse«. Und nebenbei, findet er, bringe dieses Auto »wirklich viel Lebensgefühl in die E-Mobilität«.

Minimalistisches Cockpit
Alle wichtigen Infos laufen über ein Head-up-Display, Kameras und ein spezielles Display ersetzt Außen- und Innenspiegel.

Wie Brandstätter gegenüber EDISON erklärte, komme hier in der Batterie auch schon die vom VW-Konzern für 2025 geplante, extrem kostensparende Einheitszelle zum Einsatz: »Ja, das passt schon«. Womöglich sogar bereits die mittelfristig vorgesehenen Lithium-Eisenphosphat-Zellen. Da blieb der VW-Chef aber noch vorsichtig allgemein: »Die Einheitszellen wird es mit verschiedenen Chemien geben«.

Zu den Händlern kommt der LIFE, der technisch die verkürzte MEB-Plattform des Konzerns nutzt, allerdings erst Anfang 2025. Also in etwa dann, wenn der VW Polo mit Verbrennungsmotor die CO2-Flottenziele partout nicht mehr erreichen kann. Und gesichert ist, dass auch Skoda und Seat technisch identische Schwestermodelle erhalten werden. Von Audi ist übrigens nicht die Rede.

ID.1 und ID.2 sind für VW als Modellbezeichnung reserviert

Dabei muss es nicht bei der hier gezeigten Crossover-Karosserie bleiben. Das Auto könnte es sowohl als SUV-Hochsitzer oder auch als flachere Limousine geben, ist zu erfahren. Brandstätter bestätigt uns zumindest so viel: »Da wird für jede Konzernmarke was passendes dabei sein.« Logisch, da bekommt auch jeder seinen eigenen netten Namen. Für VW sind schon mal die Kürzel ID.1 und ID.2 (der mögliche SUV im Format eines T-Cross) reserviert.

Noch ist im Konzern offen, welche Marke mit dem Kleinen den Anfang machen darf. Nach dem vorgelegten Design von VW übernimmt die spanische Konzernmarke jetzt wie geplant die weitere Entwicklung. Auch gebaut wird der smarte Stromer bei Seat im Werk Martorell, das für künftige Elektromobilität komplett umgebaut wird. Seat-Chef Wayne Griffiths hatte das schon angekündigt: „Unser Ziel ist es, in Martorell mehr als 500.000 urbane Elektrofahrzeuge pro Jahr zu produzieren – auch für den Volkswagen-Konzern«. Richtig, die Kleinen der anderen beiden Marken.

Wobei der ehrgeizige Zeitplan des VW-Konzerns natürlich auch mit der Konkurrenz zu tun hat. Denn auch E-Pionier Tesla hat die Kleinen im Blick. Schon seit 2018 denkt Tesla-Boss Elon Musk über ein Auto unterhalb Model 3 nach. Inzwischen wird er zum »Compact Vehicle«, das dann Modell 2 heißen könnte, konkret: „Wir sind sicher, dass wir innerhalb von etwa drei Jahren ein unwiderstehliches Elektroauto zum Preis von 25.000 Dollar bauen können«. Das wird spannend. Und wir halten Sie auf dem Laufenden.

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1 Kommentar

  1. Skodafahrer

    Der Frontmotor aus der Studie ist deutlich stärker als die heute im GTX verbauten Motoren. Im Cupra Born kommt noch ein gleich starker Heckmotor.
    Wenn man in Zukunft beide verbaut erhält man 468PS in den größeren Modellen.

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