Startklar zum vollautonomen Fahren: Der schwedische Autohersteller Volvo Trucks und das US-Unternehmen Aurora Innovation haben auf der Fachmesse ACT in Las Vegas einen serienreifen Sattelschlepper vorgestellt, der ohne Fahrer auskommt und allein mit Computerhilfe gesteuert wird. Der Volvo VNL Autonomous basiert auf Volvos dieselgetriebenem Sattelschlepper VNL 760, einem Class-8-Truck für den Fernverkehr. Die Zugmaschine ist mit dem Aurora Driver ausgestattet und laut Volvo und Aurora in der Lage, hochautomatisiert auch über lange Strecken zu fahren (Level 4).

Der Aurora Driver besteht aus einer leistungsstarken Software mit Künstlicher Intelligenz (KI), zwei Computern sowie einer umfangreicvhen Sensorausstattung. Zu letzterer gehören unter anderem ein proprietäres Lidar, das Objekte erkennen kann, die mehr als 400 Meter entfernt sind, hochauflösende Kameras sowie ein Radar.

Der Aurora Driver wurde virtuell und real getestet

Das System sei ausgiebig getestet worden, heißt es in einer Mitteilung von Volvo Trucks. Demnach hat es mehrere Milliarden Meilen im Simulator abgespult sowie 1,5 Millionen Meilen (gut 2,4 Millionen Kilometer) auf öffentlichen Straßen in den USA – auf Landstraßen ebenso wie auf Highways, bei Tag und Nacht sowie bei verschiedenen Wetterlagen. Volvo stattet den Volvo VNL Autonomous zudem zur Sicherheit mit redundanten Systemen aus, unter anderem für die Lenkung, Bremsen, Kommunikation oder das Energiemanagement.

Aurora wurde 2017 gegründet. Einer der Gründer ist Chris Urmson, ehemaliger Chef von Googles Entwicklungsabteilung X und entscheidend an der Entwicklung von Googles Systems für autonomes Fahren beteiligt. Weitere Gründer kamen von Uber und Tesla. Seit 2018 kooperiert Aurora mit Volvo, 2021 kündigten die beiden den autonomen Sattelschlepper an.

Autonom fahrende Lastwagen werden dringend gebraucht, weil es weltweit einen immensen Mangel an Kraftfahrern gibt: Im vergangenen Jahr fehlten nach Erhebnungen der World road Transport Organisation IRU bereits drei Millionen Fahrer, bis 2028 könnte die Zahl der offenen Positionen aufgrund des demografischen Wandels auf acht Millionen steigen. Laut Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) fehlen allein in Deutschland bereits heute120.000 Lkw-Fahrer, europaweit nach IRU-Schätzungen rund 360.000. Und bei Personalkosten von durchschnittlich 83.158 Dollar im Jahr in den USA und etwa 45.000 Euro in Deutschland rentieren sich die hohen Kosten für die Aufrüstung der Lastzüge zum Robo-Truck sehr schnell.

Der Volvo VNL Autonomous soll in der Volvo-Fabrik in Dublin im US-Bundesstaat Virginia gebaut werden. Wann der Robo-Truck auf den Markt kommt, hat Volvo auf der Messe nicht mitgeteilt. Volvo plant, Trucks auch in anderen Regionen der Welt mit dem Aurora-System auszustatten, wie Nils Jaeger, Chef von Volvo Autonomous Solutions, sagte: „Dieser Lkw ist der erste unserer standardisierten globalen autonomen Technologieplattform, die es uns ermöglichen wird, in Zukunft weitere Modelle einzuführen, um Autonomie in alle Lkw-Marken der Volvo-Gruppe sowie in andere Regionen und Anwendungsfälle zu bringen.“ Auch ein Einsatz in Lastzügen mit alternativen Antrieben ist möglich. Allerdings sind die Herausforderungen für vollautonom fahrende Lastzüge in Europa wesentlich höher. Mit einer schnellen Zulassungen wäre hier wohl so bald nicht zu rechnen.

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