Es gibt ihn noch! Tatsächlich! Den VW Golf. Man mag es kaum glauben, bei dem ganzen Wirbel um die ID-Modelle und vor allem den ID.3, das elektrische Golf-Pendant. Vor 50 Jahren erblickte der spätere König der Kompaktklasse das Licht der automobilen Welt und war mit sage und schreibe rund 37 Millionen verkauften Einheiten so erfolgreich, dass das gesamte Segment bei Auto-Connaisseusen nur Golf-Klasse heißt. Ob das ein ID.3 schafft, lassen wir mal dahingestellt sein und schauen uns die Modellpflege des traditionellen Bestsellers einmal genauer an.
„Der Golf macht seit einem halben Jahrhundert den Kern der Marke Volkswagen aus: bezahlbare Mobilität für alle auf höchstem technischen Niveau. Er hat sich immer wieder neu an die Kundenbedürfnisse angepasst und wurde so zu einem Weltbestseller. Genau daran knüpfen wir jetzt mit der neuesten Evolutionsstufe dieser Baureihe an – mit noch mehr Effizienz, Komfort, Wertigkeit und neuem Bedienkonzept. Mehr Golf geht nicht“, wirbt VW-Chef Thomas Schäfer.
Ein Mehr gibt es zunächst mal bei der Leistung. Der benzingetriebene Golf GTI hat jetzt 195 kW oder 265 PS unter der Haube – 11 kW oder 15 PS mehr als bisher. Die GTE genannte Topversion des Golf Plug-in Hybrid bringt sogar 200 kW oder 272 PS auf die Straße – 20 kW mehr als bisher. Wer sich mit weniger zufrieden geben mag: Der kleinere, eHybrid genannte Teilzeitstromer kommt auf eine Systemleistung von 150 kW oder 204 PS – und stromert genauso weit; Bis zu 100 Kilometer. Bislang musste im Idealfall nach 62 Kilometern, im Alltagsverkehr oft schon nach 50 Kilometern eine Steckdose gesucht werden.
Akku wächst auf 19,7 kWh
Schade: Obwohl es den Golf 8 nach wie vor auch praktischen Variant gibt, stehen die beiden Plug-in-Hybride nur für die Steilheckvariante zur Auswahl. Technisch hat sich bei den beiden Antriebsmodulen, die auch in anderen Marken des VW-Konzerns zum Einsatz kommen werden, einiges getan. Die Batterie hat jetzt eine Netto-Kapazität von 19,7 kWh (zuvor 10,6 kWh). Ganz wichtig ist auch, dass die Entwickler Hand bei Ladegeschwindigkeit angelegt haben. Tröpfelte zuvor der Strom an einer AC-Stromtankstelle mit maximal 3,6 kW in die Energiespeicher, sind es jetzt ordentliche 11 kW. An einer DC-Schnellladesäule sind sogar bis zu 50 kW möglich.
Damit ein Teilzeitstromer effizient unterwegs ist, muss auch der Verbrennungsmotor seinen sparsamen Teil dazu beitragen. Deswegen bekommt das 1.5-TSI-Aggregat einen Turbolader mit variabler Turbinengeometrie verpasst. Insgesamt soll der neue PHEV-Golf mit dem Energiegehalt von Akku und Tank bis zu 1.000 Kilometer weit kommen.
Infotainment der vierten Art
Neben dem Stromern ist das Unterhaltungsambiente ein wichtiges Element eines modernen Fahrzeuges. VW nutzt die Modellpflege der achten Golf-Generation, um auch da nachzubessern. Das neu entwickelte Infotainment basiert in Zukunft der vierten Generation des Modularen Infotainmentbaukastens (MIB4), der schon in anderen Konzernmodellen zum Einsatz kommt.
Neben einer diesmal hoffentlich von Beginn an geschmeidig laufender Software soll die Bedienung intuitiver zu bewältigen sein als bisher. VW setzt dabei wie andere auch auf Apps und Kacheln inklusive einer Leiste mit „fest getackerten“ Programmen, wie man es von einem Smartphone kennt. Den Touchscreen gibt es in zwei Größen: 10,4 und 12,9 Zoll. Apropos. Per Handy-Fernsteuerung kann der VW Golf jetzt auch Ein- und Ausparken. Bei schlechter Sicht hilft das verbesserte LED-Licht, das bis zu 500 Meter weit leuchtet.
Die äußerlichen Neuigkeiten der VW-Ikone halten sich dagegen in engen Grenzen. Die Frontscheinwerfer blinzeln noch etwas angriffslustiger in die Welt und die Performance-Scheinwerfer sind neben der LED-Spange mit einem leuchtenden VW-Logo verziert. Dazu hat der Golf 8 auch 3-D-Heckleuchten, die zu der Willkommen- und Abschiedsshow beitragen.
Das sollte dem Erfolgsmodell auf dem voraussichtlich letzten Teil seiner langen Reise noch einmal ordentlichen Schub geben. Wie zu hören ist, wird die nächste Generation vollelektrisch fahren.