Die Gattung war eigentlich längst abgeschrieben, der Kombiwagen oder Station Wagon, wie man ihn in Nordamerika nennt. Ein praktisches fünftüriges Auto mit großer, weit nach unten reichender Heckklappe, hinter der sich ein großzügiges Gepäckabteil verbirgt, das sich je nach Transportbedarf durch Umlegen der Rücksitze schrittweise noch vergrößern ließ. Manche Modelle wiesen alternativ sogar drei Sitzreihen auf – bis zu sieben Personen ließen sich dann transportieren. Und wem der Gepäckraum nicht reichte, schraubte einen Korb auf die meist serienmäßige Dachreling und schnallte dort seine Koffer oder Sportgeräte fest.
Jahrzehntelang waren Kombis eine Karosserievariante, die bei Handwerkern, Geschäftsreisenden und Familien überaus populär waren. Je nach Hersteller wurden sie als Break, Familiale oder Giardinetta, als Estate, Caravan, Camping, Variant, Combi, Touring oder T-Modell jahrzehntelang in großen Stückzahlen produziert und gegen einen überschaubaren Mehrpreis als praktische Variante der Limousine verkauft.
Doch irgendwann verlor erst das Publikum, dann die Autoindustrie die Freude an dem Kombinations-Kraftwagen. Kombis galten plötzlich als bieder und spießig, zu wenig „lifestylig“. In den USA wurden die Fahrzeuge daraufhin durch Mini-Vans ersetzt – schnittige Hochdach-Kombis. Oder gleich durch SUV’s – Sport Utility Vehicles. Die aufgebockten Kombis sahen mehr nach Freiheit und Abenteuer aus und ließen sich mit Allradantrieb auch gut abseits asphaltierter Straßen bewegen. Was inzwischen nicht nur in den USA, sondern auch in Europa ein Kaufargument geworden scheint: In Europa kommen die SUVs inzwischen auf Verkaufsanteile von über 40, in Deutschland von knapp 30 Prozent.
VW hält dem Kombi die Treue
Aber der Kombi ist nicht gänzlich tot. Im Gegenteil: Fahrzeuge mit dieser Karosserieform stehen vor einem Comeback. Auch solche mit einem Elektroantrieb – oder gerade deswegen. Denn wegen der kleineren und niedrigeren Stirnfläche lässt sich ein Tourer oder „Station Wagon“ sparsamer bewegen als ein SUV, der sich wie eine Schrankwand in den Fahrtwind stellt.
Der Autohersteller, der am stärksten die Kombi-Tradition pflegt, ist sicher Volkswagen: Den Passat Variant hat VW seit 1974 im Lieferprogramm, den Golf Variant seit 1993. Und während Mercedes-Benz beschlossen vor zwei Jahren beschlossen hat, das T-Modell wegen mangelnder Nachfrage weltweit in diesem Jahr aus dem Lieferprogramm zu nehmen, halten die Wolfsburger an dem Fahrzeugtyp fest. Und das nicht nur beim Passat, sondern auch beim vollelektrischen Pendant ID.7. Nur dass dort aus dem Variant ein Tourer wurde – der alte Name sei zu deutsch, in anderen Sprachen nur schwer auszusprechen, lautet die Begründung. Na ja, wenn’s dem Absatz hilft.
„Business Class“ mit 685 Kilometer Reichweite
Bei Volkswagen setzen sie sich jedenfalls große Hoffnungen in die Kombi-Version des ID.7. „Vor allem für Vielfahrer und Geschäftskunden ist er dank des umfangreichen Raumangebots und der hohen Reichweiten besonders attraktiv“, wirbt VW-Vertriebschefin Imelda Labbé für die neue „Elektrische Business Class“.
Tatsächlich hat der hübsch gezeichnete ID.7 Tourer einige Vorzüge aufzuweisen, der ihn zu einer echten Alternative zum weiterhin angebotenen VW Passat Variant (!) macht. Zum einen punktet der Hecktriebler mit dem neuen 210 kW (286 PS) starken Antrieb APP550 mit einem maximalen Drehmoment von 545 Newtonmeter. Später wird dem auch eine Allradvariante mit noch mehr Leistung zur Seite gestellt. Zudem wird der Tourer in der Topversion mit einem Lithium-Ionen-Akku angeboten, der 86 kWh speichern und an der mit Gleichstrom betriebenen Schnellladesäule mit bis zu 200 kW Strom laden kann. Die Homologation für das Fahrzeug ist zwar noch nicht abgeschlossen. Aber bei Tests wurden bereits Reichweiten von knapp 700 Kilometer erzielt. Die Norm-Reichweite dürfte wohl um die 685 Kilometer betragen.
Über jeden Zweifel erhaben ist auch das Raumangebot. 605 Liter passen in den Gepäckraum bei voller Bestuhlung und Besetzung mit fünf Personen – wenn man die Rückenlehne der Rücksitzbank in eine etwas aufrechtere „Cargo“-Position stellt. Gegenüber der Limousine ist das ein Plus von 73 Litern. Noch deutlicher wird der Platzgewinn bei komplett umgelegter Rücksitzbank. Dann wächst das Stauraumvolumen auf 1714 Liter – das ist ein Plus von 128 Litern gegenüber dem ID.7 als Limousine. Wer mag – und nicht größer als 1,94 Meter ist – kann sich dann nach längeren Fahrstrecken im Heck des Wagens zur Ruhe legen. Gerne mit Partner: Die maximale Breite zwischen den Radkästen beträgt exakt ein Meter.
Fusion von Variant und Shooting Brake
Auch wenn er nun Tourer heißt, bleibt der Kombi ein Praktiker. Aber einer der lifestyligen Art: Wenn Opel die Bezeichnung Sports Tourer nicht schon gepachtet hätte, hätten die Wolfsburger sich diese sicher gerne für den neuen Familienstromer gesichert. Statt dessen ist nun die Rede von einer „Fusion von Variant und ‚Shooting Brake'“ – so heißt die Kombi-Version des VW Arteon.
Und was hat der VW ID.7 Tourer sonst so zu bieten? Serienmäßig beispielsweise ein weiterentwickeltes Augmented-Reality-Head-up-Display. Hinter dem Gummiwort verbirgt sich die Projektion der wichtigsten Fahrinformationen und der Wegweisung in das Sichtfeld des Fahrers. Noch schärfer, noch präziser als bisher schon in den ID-Fahrzeugen. Mit ChatGPT ist erstmals auch ein virtueller Beifahrer an Bord, der auf Zuruf nicht nur Witze zu erzählen weiß, sondern auch die wichtigsten Nachrichten aus aller Welt oder Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke kennt. Anhalter muss man dazu also nicht mehr am Wegesrand aufsammeln.
Preise sind noch nicht final
Zudem gibt es eine neue „Wellness“-App, die das Wohlbefinden an Bord weiter verbessern soll – mit verschiedenen Lichtstimmungen, einer Rückenmassage und Sitzklimatisierung und einem speziellen Klangteppich. Und das während der Fahrt oder der kurzen Ladepause. Wichtiger aber noch: Das Lademanagement wurde mit der neuen Software-Version 5 weiter verbessert. So wird der Akku des ID.7 auf der Langstrecke automatisch – oder auf Knopfdruck – vor dem Ladestopp auf die perfekte Temperatur gebracht, damit die Ionen möglichst schnell flitzen.
Und was kostet der Spaß? Das bleibt vorerst noch ein Geheimnis. Die Limousine in der Version S mit 77 kWh-Akku wird derzeit für knapp 57.000 Euro angeboten. Die Kombiversion sollte eigentlich 2500 Euro mehr kosten, also etwas weniger als 60.000 Euro. Aber nach dem Wegfall des Umweltbonus in Deutschland sind die Preise hierzulande ja mächtig ins Rutschen gekommen. Es kann also sein, dass die Preislisten bis zum Verkaufsstart im Sommer noch einmal kräftig überarbeitet werden.
der Sharan wäre für uns eine passende Alternative (Rollstuhl hochkant zusammengeklappt in Fahrtrichtung ) passt!!