Fortsetzung vom ersten Teil des Artikels.
Klingt erst einmal richtig vorbildlich. Doch dem heute als Gastredner eingeladenen Volker Quaschning, streitbarer Professor für regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin und hochrangiger Umweltaktivist („Scientists for Future“) geht das angesichts des bereits sichtbaren Klimakollapses trotzdem viel zu langsam: „Eigentlich müsste bei Volkswagen 2025 der letzte Verbrenner vom Band laufen“, findet er. Das Ziel müsse demnach vorgezogen werden.
Geht da noch was bei VW, wollen wir darum von Jost wissen. Doch der reagiert zurückhaltend. Natürlich gebe es da noch verschiedene Möglichkeiten, aber entscheidend sei ja schließlich die Akzeptanz in der Gesellschaft, speziell der Kunden, also der Autokäufer. Für die die geringe Reichweite der Elektroautos oft ein Thema sei. „Wir sind hier schließlich nicht in einer Planwirtschaft oder in China, wo das mal einfach so angeordnet werden kann.“ Naja, das hätten sie jetzt vermutlich bei BMW oder Mercedes auch gesagt. Vielleicht sogar fast wörtlich.
Die alten Argumente. Immer wieder gern genutzt. Dabei haben uns die Wolfsburger erst vor zehn Minuten mit einem Chart schön gezeigt, dass der Fahrer mit so einem elektrischen ID.3 von Berlin aus ohne Stopp zur Ostsee oder problemlos mit drei kurzen Ladepausen (Kaffee, Imbiss, Toilette) ruck, zuck zum Gardasee nach Italien düsen könnte. Und bis 2025 dürfte sich bei den geplanten MEB-Modellen auch bei der Reichweite garantiert noch so einiges tun.
Wallboxen ab 399 Euro
Überhaupt haben wir ja ausführlich gehört, welche tollen Vorteile so ein MEB-Modell von VW für potenzielle Kunden jetzt habe. Nicht nur bei den konkurrenzfähigen Kaufpreisen. So läge die geräumige ID.3-Limousine bei den Gesamtkosten schon teilweise unter denen handelsüblicher Verbrenner-Modelle. Bei den laufenden Kosten sollen ID.3-Fahrer rund 840 Euro im Jahr gegenüber vergleichbaren Benzinern sparen. Keine Kfz-Steuer bis 2030, keine Ölwechsel und bis zu 40 Prozent niedrigere Wartungskosten. Inspektionen nur noch alle zwei Jahre, unabhängig von der Laufleistung. Dazu eine niedrigere Versicherungseinstufung: Vollkaskoklasse 17. Und natürlich niedrigere Energiekosten, speziell für den, der zu Hause oder in der Firma laden kann.
Garantien auf die Batterien? Acht Jahre oder 160.000 Kilometer offeriert VW, danach sollen noch mindestens 70 Prozent der Kapazität vorhanden sein. „Dafür stehen wir gerade“, sagt Matthias Ullrich, bei VW Chef der hauseigenen Batteriezellen-Forschung. Bei vernünftiger Fahr- und Ladeweise sollen es „in den allermeisten Fällen sogar deutlich mehr als 70 Prozent“ sein. Auf das Beschleunigungsverhalten des Autos werde das ohnehin keinen Einfluss haben, beruhigt er. Anschließend würden die Akkus außerhalb des Fahrzeugs noch ein zweites Leben bekommen, zum Beispiel in Ladestationen oder Laderobotern. Und das Auto selbst? Ganz am Ende, wird uns erklärt, sollen die Restwerte der Stromer deutlich höher sein als die der Verbrenner.
Dazu gibt es günstige Wallboxen — ab 399 Euro. Und We-Charge-Ladekarten, die in ganz Europa an über 80 Prozent der öffentlichen Ladestationen (über 150.000 Ladepunkte) funktionieren sollen. We-Charge-Kunden können zudem das Schnellladenetz von Ionity (ID.3 und 4 laden mit bis zu 125 kW) zu reizvollen Konditionen nutzen: Abhängig vom gewählten Tarifpaket starten die Preise bei 30 Cent pro kWh. Und selbstverständlich, verspricht VW, sei die Software der MEB-Modelle permanent upgradefähig. Easy „Over the Air“ wie beim Smartphone. „Unsere E-Modelle werden permanent weiterleben“, bestätigt Strategiechef Jost. Und Silke Bagschick, Leiterin Vertrieb und Marketing für die neuen Stromer, verrät, dass es übrigens auch eine Anschlussgarantie geben werde.
Tesla willkommen
Viel Freude soll es schon beim Bestellen der ID-Modelle geben. „Zehn Klicks zum Glücklichsein nennen wir das bei VW“, strahlt Managerin Bagschick. Mehr Computer-Klicks brauche man nämlich nicht, um sich die „super attraktiven Ausstattungspakete“ bei der Bestellung zu sichern. Und fürs Leasing stellt sie zum ID.3 auch was Nettes in Aussicht: „Da kommen Sie finanziell auf das Niveau des aktuellen VW Golf“.
Nicht neu ist: Großes Ziel der Wolfsburger bleibt es, „in den nächsten Jahren der Weltmarktführer in der E-Mobilität“ zu werden. Vom Tempo des US-Pioniers Tesla (und seinem großen Gigafactory-Projekt am Stadtrand der Hauptstadt) ist im Berliner VW-Workshop erst mal nicht die Rede. Aber auf Nachfrage reagiert Ulbrich leidenschaftlich und wie aus der Pistole geschossen. Ehrlich, damit habe er überhaupt keine Berührungsprobleme, das sei schon ein beeindruckender Hersteller und auch ein Ansporn für VW. „Wir begrüßen die Ansiedlung fürs neue Werk in Grünheide.“ Richtig, jetzt muss natürlich noch der Satz kommen, dass Konkurrenz ja das Geschäft belebe. Genau, den schiebt er nach. Und noch schnell eine versteckte Warnung: „Wir waren in vielen Dingen nicht immer die ersten, sind aber sehr schnell im Aufholen — das haben wir schon oft gezeigt.“ Da grinst er übers ganze Gesicht und hat schon den Schlüssel für den ID.3 in der Hand.