Der australische Katamaranhersteller Incat hat mit der „China Zorrilla“ die größte Elektrofähre der Welt vom Stapel gelassen. Das 130 m lange Schiff verbindet künftig im Auftrag der Reederei Buquebus die Häfen Buenos Aires in Argentinien und Colonia in Uruguay. Das Schiff könne 2.100 Passagiere und 225 Fahrzeuge transportieren, teilte der Hersteller am 2. Mai 2025 mit.

Die sogenannte Ropax-Fähremit dem Konstruktionsnamen Hull 096 sollte ursprünglich mit Flüssiggas angetrieben werden. Die Werft und die Reederei vereinbarten jedoch, die Fähre gleich auf einen Elektroantrieb umzurüsten.

Wasserstrahlantrieb mit acht Düsen

Die Batterien des Schiffs wiegen 250 Tonnen und können eine elektrische Energie von 40 Megawattstunden (MWh) speichern. Das entspricht etwa der Energie, die 400 Oberklasse-Elektroautos wie der Porsche Taycan oder der Kia EV9 speichern können. Das Antriebssystem sei viermal größer als jede maritime Anlage weltweit. Die nach einer uruguayische Schauspielerin und Regisseurin benannte Fähre sei zudem das größte jemals gebaute Elektrofahrzeug seiner Art.

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In dreijähriger Bauzeit entstand auf der Werft von Incat in Australien die Hull096, die unter dem Namen der Schauspielerin China Zorilla und mit dem Elektroantrieb eines finnischen Herstellers bald den Fährbetrieb über den Rio de la Plata in Uruguay aufnimmt. Foto: Incat

Der komplette Antrieb stammt vom finnischen Hersteller Wärtsilä. Dieser umfasst unter anderem acht Elektromotoren für die acht Wasserstrahlantriebe sowie das Ladesystem am Hafen. Die Antriebsdüsen seien für eine mittlere Geschwindigkeit von 25 Knoten (46 km/h) optimiert. „Das Paket aus Batteriemodulen und Energiespeichersystem kann einen viermal höheren Wirkungsgrad erzielen als jedes andere derzeit betriebene Elektro-/Hybridschiff“, schreibt Wärtsilä.

Nach dem Stapellauf erfolgt noch der Innenausbau der Fähre, die ein 2.300 qm großes Duty-Free-Deck erhalten soll. „Die endgültige Ausstattung, die Batterieinstallation und die Integration des Energiesystems erfolgen vor den Probefahrten später in diesem Jahr auf dem Derwent River“, teilte Incat weiter mit. Zum Jahreswechsel soll das Schiff dann den regulären Betrieb aufnehmen.

E-Methanol als Alternative

Die Elektrifizierung der Schifffahrt ist aufgrund des hohen Energiebedarfs und der häufig langen Strecken nur begrenzt möglich. Eine Alternative stellen daher möglichst klimaneutral erzeugte Treibstoffe wie E-Methanol dar. Zuletzt einigten sich die Länder der internationalen Seeschifffahrtsorganisation IMO auf einen globalen Standard zur schrittweisen Reduzierung der Treibhausgasemissionen im Seeverkehr.

Im Fährbetrieb sind bereits Schiffe mit großen Akkus im Einsatz. Mit Beginn der Osterferien 2025 ist auch der Fährbetrieb von Norddeich nach Norderney elektrisch geworden. Der 1200 kW starke und bis zu 19 Knoten schnelle Elektro-Katamaran „Frisia E-I“ der AG Reederei Norden-Frisia ist mit 32,3 Metern Länge allerdings deutlich kleiner. Ausgelegt ist er auch nur für den Transport von bis zu 150 Passagieren – deren Autos müssen auf dem Festland bleiben.

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1 Kommentar

  1. Simon

    Bei PKW, Bussen und LKW sehe ich in Zukunft 100% Elektroantrieb. Spannend, dass es bei den Schiffen und kleineren Flugzeugen auch vorwärts geht. Bei so klassischen Flusskreuzfahrtschiffen wäre das auch eine ökologischere Alternative, wenn man die Häfen mit Ladestationen, Batteriespeicher und PV Anlagen ausstatten würde. Klar müsste der Staat da fördern, man könnte aber so vielleicht auch den Batteriespeicher fürs städtische Stromnetz verwenden in der Mittagszeit.

    Schade, dass man da so wenig große Projekte wagt wie in China oder in Skandinavien und die Ladeinfrastruktur teuer und kompliziert ist. Wir hätten das Potenzial dazu.

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