Schnittig kommt er daher, der Zeekr 001. Der Auftritt gleicht dem potenter europäischer Sportwagen, wie dem Porsche Taycan Cross Turismo oder dem Audi Q8 e-tron Sportback. Die will der chinesische Stromer das Fürchten lehren. Noch vor ein paar Jahren wäre das vermessen gewesen. Doch inzwischen muss man solche Kampfansagen ernst nehmen. Technisch wie qualitativ begegnen sich die Produkte aus beiden Welt inzwischen auf Augenhöhe. Das gilt auch für den Zeekr 001, der die Sustainable Experience Architecture (SEA) von Geely nutzt und Techniken von Mobileye und Qualcomm verwendet, damit auch die Assistenzsysteme an Bord höchsten Ansprüchen genügen.

Die Zutaten sind bei Fahrzeugen chinesischer Autobauer ohnehin selten das Problem. Eher die Komposition und Abstimmung der teuren Komponenten zu einem stimmigen Paket und die Anpassung des Fahrzeugs an die Bedürfnisse der Kunden in Europa. Zeekr hat sich da viel Mühe gemacht. „Die chinesische Version fährt anders“, erklärt Chefingenieur Ralph Stenger, der früher bei Opel tätig war und nun im europäischen Design- und Entwicklungszentrum von Zeekr Technology in Göteborg wirkt – Seite an Seite mit den Kollegen der Schwestermarken Polestar und Volvo.

Rauf an die Spitze
Mit dem neuen Zeekr 001 verfolgt der Geely-Konzern auch in Europa ehrgeizige Ziele. Nicht nur den Schwestermodellen von Volvo und Polestar könnte das neue Modell gefährlich werden, sondern auch beim Audi Q8 e-tron räubern. Fotos: Zeekr
Rauf an die Spitze
Mit dem neuen Zeekr 001 verfolgt der Geely-Konzern auch in Europa ehrgeizige Ziele. Nicht nur den Schwestermodellen von Volvo und Polestar könnte das neue Modell gefährlich werden, sondern auch beim Audi Q8 e-tron räubern. Fotos: Zeekr

Die Feinarbeit macht sich bezahlt. Das Luftfahrwerk des Zeekr 001 mit den adaptiven Dämpfern agiert durchaus harmonisch. Selbst im Komfortmodus wippt die Karosserie nicht nach. Dass die Ingenieure auf eine Wankstabilisierung verzichtet haben, kaschiert das Fahrwerk in schnellen Kurven recht erfolgreich. Ganz verhindern kann es das Neigen der Karosserie freilich nicht.

In 3,8 Sekunden auf Tempo 100

Bei der Bremse sieht die Sache schon anders aus. Die ist schwer dosierbar und auch ein genauer Druckpunkt fehlt. „Wir sind mit dem Auto noch nicht ganz fertig“, beruhigt Stenger den Kritiker. Die Fahrmodi unterscheiden sich immerhin deutlich. Im Sport geht es mit 400 kW (544 PS) und einem maximalen Drehmoment von 686 Newtonmetern geradezu brachial voran-. Bereits nach 3,8 Sekunden ist aus dem Stand heraus die 100 km/h-Marke erreicht. Bei „Eco“ und im „Comfort“-Modus ist der Zeekr 001 mit gebremstem Schaum unterwegs, was das Fahren in der Stadt entspannter gestaltet. Rekuperiert wird in drei Stufen: mild, stark oder ganz stark bei „One Pedal“. Segeln und das selbstverantwortliche Bremsen sind nicht möglich.

Ein Hauch von Porsche 
Die Heckpartie des Crossover erinnert ein wenig an die des Porsche Panamera  Sport Turismo. Das ist sicher kein Zufall.
Ein Hauch von Porsche
Die Heckpartie des Crossover erinnert ein wenig an die des Porsche Panamera Sport Turismo. Das ist sicher kein Zufall.

Die Lenkung könnte direkter sein, aber das passt gut zur Charakteristik des Fahrzeugs als komfortabler Gleiter. Durch den Allradantrieb kommt auf kurvigen Landstraßen trotz des stattlichen Gewichts des Zeektr 001 von 2.350 Kilogramm viel Fahrfreude auf. Auch weil die Sitze für die Kunden in Europa straffer gepolstert wurden.

100 kWh-Akku für bis zu 620 Kilometer Reichweite

Dank einer Batteriekapazität von 100 Kilowattstunden (die NMC-Zellen liefert CATL) kommt der allradgetriebene Zeekr 001 mit einer Akkuladung bis zu 580 Kilometer weit. Entscheidet man sich für die Long-Range-Version mit Hinterradantrieb und 200 kW (272 PS), wächst die Reichweite auf 620 Kilometer an. Als Verbrauch gibt Zeekr bei unserem Testwagen in der „Privilege“-Version (die es nur mit vier angetriebenen Rädern gibt), 18,5 kWh/100 km an. Nach unserer Testfahrt, bei der wir nicht mit der Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h und nur kurz auf der Autobahn unterwegs waren, meldete der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von 21,5 kWh/100 km. Beim Stromtanken gefällt es uns, dass im Zeekr 001 serienmäßig ein 22 kW-Onboardlader verbaut hat. Damit sind die leeren Akkus an einer entsprechenden Wallbox oder Ladesäule spätestens nach fünfeinhalb Stunden wieder voll. An DC-Schnellladern sind immerhin bis zu 200 kW – da sind viele andere Chinesen deutlich langsamer unterwegs.

Im Stil der Zeit 
Wie fast alle Elektroautos der Neuzeit dominiert auch im Zeekr 001 ein großer Touchscreen den Innenraum. Zusätzlich gibt es ein Instrumenten-Display hinter dem Lenkrad sowie ein Head-up-Display für die wichtigsten Fahrinformationen.
Im Stil der Zeit
Wie fast alle Elektroautos der Neuzeit dominiert auch im Zeekr 001 ein großer Touchscreen den Innenraum. Zusätzlich gibt es ein Instrumenten-Display hinter dem Lenkrad sowie ein Head-up-Display für die wichtigsten Fahrinformationen.

Das Infotainment folgt mit dem 8,8 Zoll großen Instrumentenbildschirm und dem mächtigen 14,7 Zoll Touchscreen dem üblichen Trend der Geely-Fahrzeugfamilie. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit findet man sich mit der Bedienung, die der eines Smartphones nachempfunden ist, gut zurecht. Eine gute Idee ist es, dass es eine Ebene mit direkten Funktionen gibt, die man wie einen Rollladen mit einem Wisch von oben nach unten aktivieren kann. Allerdings muss man auch da immer kurz auf das Display schauen – größere Kacheln beziehungsweise Trefferflächen wären da hilfreich. Eine analoge Eingabe per Tasten oder Drehschaltern ist bei den modernen Usern – von Fahrern kann man da ja fast nicht mehr sprechen – ja fast schon verpönt. So muss man beim Zeekr 001 selbst die Position des Lenkrads und der Außenspiegel über den Touchscreen einstellen.

Preise starten schon bei 59.500 Euro

Der Zeekr 001 ist 4,95 Meter lang und damit ist auch der Radstand von drei Metern kein Problem. Von diesen Abmessungen profitieren alle Passagiere. Auch hinten ist das Raumangebot fast schon fürstlich, auch jenseits einer Körpergröße von 1,85 Metern und trotz eines Glasdachs. Lediglich beim Kofferraum runzeln wir die Stirn: Der ist mit einem Volumen von 539 Litern zwar ganz ordentlich. Aber zum einen minimiert das schräge Heck die Praktikabilität. Und zum anderen ist die Ladekante recht hoch. Immerhin kann man das Auto dank der Luftfederung absenken und die Ladefläche ist eben.

Stromer für die Generation Z 
Der Markenname ist etwas gewöhnungsbedürftig. Die Wortschöpfung "Zeekr" ist eine Kombination aus "Z" (für die gleichnamige Generation) und dem Wort "Geek" - das englische Wort für Streber und Synonym für "Nerd" - sagt der Hersteller.
Stromer für die Generation Z
Der Markenname ist etwas gewöhnungsbedürftig. Die Wortschöpfung „Zeekr“ ist eine Kombination aus „Z“ (für die gleichnamige Generation) und dem Wort „Geek“ – das englische Wort für Streber und Synonym für „Nerd“ – sagt der Hersteller.

Bleibt noch der Preis. Los geht es bei etwa 59.500 Euro für die hinterradgetriebene Long-Range-Version. Die bietet schon solche Annehmlichkeiten wie ein Panorama Glasdach, 21 Zoll Reifen, 21 Fahrassistenten und ein Yamaha-Soundsystem mit acht Lautsprechern. Die von uns gefahrene „Privilege“-Variante verfügt unter anderem über die Luftfederung, über Massagesitze vorne und eine Dreizonen-Klimaanlage. Allerdings steigt dann der Preis auf 67.500 Euro. Zum Vergleich: Der Porsche Taycan 4 Cross Turismo ist nicht unter 103.254 Euro zu haben. Da könnte der eine oder andere schon ins Grübeln kommen.

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