Die Zahl der Ladestromtarife für Fahrer von Elektroautos nimmt weiter zu. Im Vergleich zum Vorjahr beträgt der Anstieg 33 Prozent. Zwischen 2019 und 2021 hat sich ihre Zahl von 124 auf aktuell 383 Tarife mehr als verdreifacht. Das ist ein Ergebnis einer Erhebung der Marktforschungsgesellschaft EuPD Research aus Bonn, die nach eigenen Angaben alle derzeit verfügbaren mobilen Ladestromtarife untersucht hat.
Die drei wichtigsten Gründe dieser Entwicklung sind demnach zum einen, dass Anbieter zunehmend kostenlose Angebote in kostenpflichtige umwandeln. Nach Jahren des kostenlosen Ladens wachse der Druck auf Ladesäulentreiber, ihre Investitionen zu refinanzieren, so EuPD.
Zweitens weiteten Anbieter ihr Portfolio an Tarifen aus, etwa um spezifische Nutzergruppen anzusprechen. Angeboten würden neben dem gesetzlich vorgeschriebenen Ad-hoc-Laden zumeist noch mindestens ein zusätzlicher Ladetarif oder ein mobiler Ladevertrag, so zum Beispiel für Viellader oder Gelegenheitslader.
Neue Wettbewerber aus der Autoindustrie
Noch werde der Markt von Energieversorgern oder regionalen
Stadtwerken dominiert. Allerdings kämen – drittens – neue Wettbewerber mit eigenen Tarifen hinzu. Die Marktforscher heben hier insbesondere die Gruppe der Automobilhersteller hervor, die mehr und mehr ihre E-Autos zusammen mit einem Zugang zur öffentlichen Ladeinfrastruktur kombinierten. Für die Hersteller bedeute das einerseits neue Einnahmequellen, zum anderen binde es die Kunden längerfristig an das Unternehmen.
Der in der Vergangenheit oft kritisierte „Tarifdschungel“ hat sich darüber hinaus noch nicht gelichtet. So stellt EuPD fest, dass nicht nur das Feld der Anbieter vielfältig sei, sondern auch das jeweilige Tarifangebot. „Die Tarife unterscheiden sich in den Abrechnungsmodellen und Grundgebühren, dem Zugang zur Ladesäule, den Bezahlsystemen, der Ladenetzabdeckung und
weiteren Aspekten.“
Die Erhebung ist Teil der dritten „Vergleichsanalyse mobile Ladestromtarife“, die die Bonner Marktforscher Ende April vorlegen wollen.