Doch, doch, den Twizy gibt es noch. Den kleinen Stromer von Renault für die Stadt, mit zwei Sitzgelegenheiten hintereinander und gegen Aufpreis sogar mit zwei Scherentüren, die nach oben aufschwingen. Mit einem 7,6 kW (10 PS) oder alternativ einem 10 kW (17 PS) starken Elektromotor für die emissionsfreie Mobilität Kurzstreckenmobilität in der Stadt: Spätestens nach 100, na ja, meist eher nach 80 Kilometern muss der rund 12.000 Euro teure Elektro-Zwerg, der bei uns als Leichtmobil eingestuft ist, wieder an die Steckdose.

Renault bietet den Twizy seit inzwischen zehn Jahren an, mit großem Durchhaltevermögen, aber nur mäßigem wirtschaftlichen Erfolg: Nur etwa 30.000 Exemplare des Elektromobils wurden seit der Modelleinführung 2012 produziert, erst in Spanien, seit 2019 bei Renault-Partner Samsung in Südkorea.

Cockpit im "Ghettoblaster"-Style 
Um ein junges Publikum anzusprechen, wurde dem "Duo" ein stylishes Interieur verpasst. Auch einen Airbag wird es künftig geben.
Cockpit im „Ghettoblaster“-Style
Um ein junges Publikum anzusprechen, wurde dem „Duo“ ein stylishes Interieur verpasst. Auch einen Airbag wird es künftig geben.

Also Klappe zu und weg damit? Denkste: Auf dem Pariser Autosalon (ja, auch den gibt es noch) wird Renault in der kommenden Woche einen Nachfolger vorstellen – als Alternative zum Seat Minimo, dem Citroen Ami oder Opel Rocks-e. „Duo“ heißt er sinnigerweise. Und angeboten werden soll der 2,43 Meter lange und 1,30 Meter breite Zweisitzer ab Ende kommenden Jahres unter der neuen Submarke Mobilize. Nicht mehr zum Kauf, sondern ausschließlich im Abo, wie bisher in zwei (45 und 80 km/h schnellen) Antriebsversionen , aber nun mit einer Reichweite von angeblich bis zu 140 Kilometern.

„Duo“ gibt es nur noch im Abo

„Das ist das perfekte Fahrzeug für die Stadt“, warb Produktmanager Benjamin Manceau bei einer Preview-Veranstaltung von Renault in Paris für das Konzept. Man habe die Praktikabilität des Twizy deutlich verbessert, unter anderem durch ein größeres Platzangebot für den Fahrer wie für den Passagier in der zweiten Sitzreihe. Es gebe nun auch ein Heckfenster, die Möglichkeit, den Elektrozwerg über ein Typ-2-Kabel an einer Wallbox oder einen öffentlichen Ladestation mit Strom zu füttern.

Vor allem sind die praktischen, weil platzsparenden Scherentüren nun serienmäßig an Bord. Und sie sind im oberen Teil verglast – Twizy-Fahrer sind bis heute dem Fahrtwind ausgesetzt, wenn sie nicht als Zubehör aufsteckbare Plastikscheiben ordern. Ja, der Reifeprozess ist dem neuen „Duo“ deutlich anzumerken. Um ein junges Publikum anzusprechen, hat Mobilize-Designchef Patrick Lecharpy dem „Duo“ auch ein Cockpit im „Ghettoblaster“-Style verpasst. Es erlaubt es beispielsweise, das Fahrzeug mit dem Smartphone zu koppeln, um Musik abzuspielen und sich in der Stadt über eine Navi-App zu orientieren.

Laden am überdachten Totempfahl 
Die Mobilize-Designer wollen der Mobilitätswende mit schicken Ladesäulen und dem Einpersonen-Stromer "Solo" neuen Schwung verleihen. Was davon realisiert wird, steht allerdings noch nicht fest. Foto: Mobilize
Laden am überdachten Totempfahl
Die Mobilize-Designer wollen der Mobilitätswende mit schicken Ladesäulen und dem Einpersonen-Stromer „Solo“ neuen Schwung verleihen. Was davon realisiert wird, steht allerdings noch nicht fest. Foto: Mobilize

Ja, der Fortschritt lässt sich nicht aufhalten. Und die Mobilitätswende in der Stadt will Mobilize noch in anderer Weise befördern. Nicht nur mit einer Cargo-Version namens „Bento“, sondern in fernerer Zukunft auch noch mit einem dreirädrigen Gefährt namens „Solo“ – einem elektrisch betriebenen und nur 1,37 Meter langen Ein-Personen-Gefährt für den Stadtverkehr. Das Konzeptfahrzeug, das Lecharpy in Paris präsentierte, sieht ein wenig aus wie ein überdachter Rollstuhl, in dem der Passagier in halbaufrechter Position mit einer Geschwindigkeit von bis zu 25 km/h über den Radweg oder durch die Fußgängerzone rollen soll. Immerhin verfügt das Gefährt – von Auto mochte auch bei Mobilize niemand sprechen – über einen Airbag und eine Möglichkeit, die Batterie zu entnehmen – oder induktiv zu laden. Gesteuert werden soll es über eine Art Joystick. Na ja, bis zu einer Markteinführung ist noch ein weiter Weg. Sofern es denn überhaupt realisiert wird.

Schicke Ladestationen und Schnelllade-Parks

Deutlich praxistauglicher und realitätsnäher ist da das „Ileo“-Konzept, eine stylishe, mobile Ladestation für die Stadt, mit großer Halo-förmiger Lichtkuppel und Sitzgelegenheit. Mit Ladeleistungen von bis zu 22 kW sollen hier Elektroautos, Motorräder und E-Bikes Strom laden und ihre Besitzer derweil im Internet surfen können. Auch zum Stadtklima soll „Ileo“ einen positiven Beitrag beitragen: Das Dach ist begrünbar.

Mach mal Pause 
Unter dem Namen "Mobilize Fast Charge" will die Renault-Tochter noch in diesem Jahr die ersten von 200 Ladeparks in Europa in Betrieb nehmen. Elektroautos können hier mit bis zu 400 kW Strom ziehen, die Fahrer sich mit Kaffee und Snacks stärken.
Mach mal Pause
Unter dem Namen „Mobilize Fast Charge“ will die Renault-Tochter noch in diesem Jahr die ersten von 200 Ladeparks in Europa in Betrieb nehmen. Elektroautos können hier mit bis zu 400 kW Strom ziehen, die Fahrer sich mit Kaffee und Snacks stärken.

Womit wir bei der letzten Innovation wären, mit der die Renault-Tochter Mobilize zur Verkehrswende beitragen will. Und das noch in diesem Jahr: Nach dem Vorbild von Audi und Porsche wird Mobilize unter dem Namen „Mobilize Fast Charge“ zunächst in Frankreich, später auch in Deutschland und anderen Ländern Westeuropas ein Netz von vorerst 200 Schnellladestationen hochziehen – mit jeweils sechs, bis zu 400 kW starken HPC-Ladepunkten sowie einem komfortablen, 60 Quadratmeter großen Aufenthaltsraum mit Kaffee-Bar.

Die Ladeparks sollen nicht nur den Fahrern von Elektroautos der Marke Renault (und des Partners Nissan) offenstehen, aber von Renault-Händlern betrieben werden – rund um die Uhr und an sieben Tagen die Woche. Und ähnlich wie bei den Lade-Hubs von Porsche und Audi wird die Station über einen eigenen Megawatt-Speicher verfügen, um das Stromnetz zu sehr zu stressen. In Frankreich sollen die ersten Stationen noch in diesem Jahr in der Nähe von Autobahn-Anschlussstellen eröffnet werden. Deutschland kommt im nächsten Jahr dran.

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1 Kommentar

  1. Strolch

    Abo? Dann können sie den Hobel behalten.

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