Batterie oder Brennstoffzelle? Welches Antriebskonzept sich bei Lastzügen auf der Langstrecke durchsetzen wird, ist derzeit noch nicht abzusehen. Bei Tesla setzt man klar auf die Batterielösung, auch bei der zum Volkswagen-Konzern zählenden Traton Group neigt sich die Waage eher zu einem Elektroantrieb, der von einem Akku mit Strom versorgt wird. Bei Daimler Truck hingegen ist die Sache noch keineswegs ausgemacht. Denn ein bis zu fünf Tonnen schwerer Energiespeicher ist bei Nutzfahrzeugen trotz Sonderregelungen, die sich die Politik hat einfallen lassen, ein echtes Handicap. Der eActros mit einer Batterie-Kapazität von bis zu 420 kWh und 13 Tonnen Nutzlast ist deshalb erst einmal nur für den schweren Verteilerverkehr konzipiert.

Für Einsätze über größere Entfernungen und mit schweren Ladungen setzen die Stuttgarter hingegen auf die Brennstoffzelle. Im vergangenen Jahr startete Daimler Truck auf abgesperrten Teststrecken des Konzerns mit der Erprobung des Prototypen seines Brennstoffzellen-Lkw GenH2. Mehrere tausend Testkilometer wurden inzwischen problemlos mit Ladungen von bis zu 25 Tonnen zurückgelegt. Nun kann die Entwicklung bis zur Serienreife in die nächste Phase gehen – mit der Erprobung des wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellen-Trucks auf öffentlichen Straßen. Die deutschen Behörden haben keine Einwände – sie erteilten dem Fahrzeug dieser Tage die Straßenzulassung.

Erprobung bei Kunden beginnt 2023

Der Beginn der Kundenerprobungen ist für 2023 geplant. Und ab 2027 sollen die ersten Serienfahrzeuge des GenH2 Truck an Kunden übergeben werden – das große Ziel von Daimler Truck ist, bis 2039 in Europa, Japan und Nordamerika nur noch Neufahrzeuge anzubieten, die im Fahrbetrieb, also „tank-to-wheel“ CO2-neutral sind.

Raus aus dem geschützten Reservat
Auf den Teststrecken von Daimler hat der Mercedes-Benz GenH2-Truck in den zurückliegenden Monaten vollbeladen schon Tausende Kilometer zurückgelegt. Nun beginnt die Erprobung der Antriebstechnik im öffentlichen Straßenverkehr. Foto: Daimler
Raus aus dem geschützten Reservat
Auf den Teststrecken von Daimler hat der Mercedes-Benz GenH2-Truck in den zurückliegenden Monaten vollbeladen schon Tausende Kilometer zurückgelegt. Nun beginnt die Erprobung der Antriebstechnik im öffentlichen Straßenverkehr. Foto: Daimler

Der Mercedes-Benz GenH2 nimmt in seinen Tanks insgesamt 80 Kilogramm Wasserstoff aus – das soll Reichweiten von bis zu 1000 Kilometern sicherstellen. Zusätzlich verfügt der von zwei Elektromotoren angetriebene Schwerlaster über eine Lithium-Ionen-Batterie mit einem Speicher­vermögen von 70 kWh. Diese wird beim Anfahren und zur Leistungsunterstützung eingesetzt. Kraft ist jedenfalls schon in der Vorserienversion reichlich vorhanden: Das maximale Drehmoment der beiden, im Dauerbetrieb 460 kW (625 PS) starken Elektromotoren beträgt jeweils 2071 Newtonmeter.

Getestet werden soll der Mercedes-Benz GenH2-Truck in den kommenden Monaten unter anderem auf der B462 bei Rastatt. Dort trifft er auf eine dritte Antriebsvariante: Im Rahmen des Projekts eWayBW wird hier der Warentransport mit Oberleitungs-Lkw getestet. Das verspricht interessante Vergleichstests unter anderem mit Lkws von Scania, die mit Stromabnehmern für die Energieaufnahme ausgestattet. Daimler Truck selbst plant keine Oberleitungs-Lkw anzubieten: An den Aufbau einer europaweiten Infrastruktur für diese Sonderform ist auf absehbare Zeit nicht zu denken.

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