Am Rande der Präsentation des neuen VW ID.Buzz sprachen wir mit Imelda Labbé über den neuen elektrischen Kleinbus, auf den viele Fans in aller Welt lange gewartet haben. Auch die Vorständin für Vertrieb, Marketing und After Sales bei Volkswagen Pkw hat den kleinen Elektrobus sehnsüchtig erwartet – aus mehreren Gründen.

Frau Labbé, der neue ID.Buzz ist wahrscheinlich das wichtigste Auto, das Volkswagen in diesem Jahr neu in den Handel bringt. Der Elektro-Bus, dessen Styling Erinnerungen an den ersten VW Bulli aus den 1950er und 1960er Jahren weckt, elektrisiert in den Sozialen Medien schon lange die Menschen. Wie groß war bei Ihnen die Vorfreude?

Riesig. Ich habe mich total auf dieses Auto gefreut, aus zwei Gründen.

Da bin ich aber jetzt gespannt.

Zum einen, weil der ID.Buzz für uns eine Ikone ist und gleichzeitig ein echter Brandshaper. Er ist sympathisch, nachhaltig und digital – und zeigt damit perfekt, wofür wir bei Volkswagen stehen.

Ein Auto, mit dem sich das Profil der Marke schärfen lässt?

Genau. Wir transferieren die Ikone in das Zeitalter der Elektromobilität, es ist ein Mitglied unserer ID-Familie. Einer, den man einfach mag.

12.000 Vorbestellungen für den ID.Buzz

Gewissermaßen als emotionales Zugpferd für ID.3, ID.4 und 5?

Ja, das Auto löst mit seinem Design sehr starke Emotionen aus. Bei unserem Mediadrive in Kopenhagen konnte man nicht durch die Stadt fahren, ohne dass Passanten die Daumen hoch gereckt haben. Oder zu parken, ohne auf das Auto angesprochen zu werden. Alle finden den ID.Buzz sympathisch. Und viele haben eine Vergangenheit mit einem alten Bulli, lieben ihr Auto. Ich bekomme jedes Mal eine Gänsehaut, wenn ich die Geschichten höre.

Aber wahrscheinlich bekommen Sie die Gänsehaut auch, wenn Sie an die zu erwartenden Verkaufszahlen denken. Oder etwa nicht?

Ein wenig schon. Wir nehmen seit Mai Bestellungen für das Fahrzeug entgegen und haben seitdem über 12.000 Bestellungen entgegen genommen. Übrigens spannend: Rund die Hälfte sind ID. Buzz Cargo. Damit sind wir mehr als zufrieden.

Gänsehaut-Feeling
VW-Vertriebschefin Imelda Labbé und der Autor vor einem ID.Buzz im Hafen von Kopenhagen. Foto: Ingo Barenschee für VW

Was aber die Produktion massiv unter Druck setzt – die Bestellungen sollten zügig abgearbeitet werden können.

Alles, was wir bauen können, bringen wir auf die Straße. Und das Schöne: jeder Fahrer macht Werbung für die Marke Volkswagen.

Sofern er nicht über zu lange Lieferzeiten ärgert.

Ich denke, bei dem Hype um das Fahrzeug wird jeder Käufer ein wenig Geduld mitbringen. Unsere Kunden kennen die Situation.

Wo kommen die meisten Bestellungen derzeit her?

Die Kundengruppe ist ungeheuer vielschichtig. Der ID.Buzz scheint auf den ersten Blick vor allem ein Lifestyle-Produkt, für Familien mit Kleinkindern, für Sportler, die ihre Ausrüstung transportieren wollen. Aber viele Bestellungen kommen auch von gewerblichen Kunden, die den ID.Cargo als Transporter im urbanen Verkehr einsetzen wollen. Das sind Handwerker, viele Kleingewerbe-Treibende, die emissionsfrei fahren wollen.

„Bei dem Hype wird jeder Käufer ein wenig Geduld mitbringen.“

Vertriebschefin Labbé über die aktuelle Liefersituation beim ID.Buzz

Obwohl der ID.Buzz Cargo mit einem Basispreis von 45.000 Euro nicht gerade billig ist?

Der Kaufpreis ist gerade bei Gewerbetreibenden nicht alles, es geht um die „Total Cost of Ownership“. Und hier ist der Cargo mehr als konkurrenzfähig. Und auch hier geht es um Emotionen – die Vorfreude ist riesig.

Das Auto wird in diesem Jahr nur in eher kleinen Stückzahlen auf die Straße kommen. Welche Volumina erwarten Sie 2023, im ersten vollen Produktionsjahr?

Die Produktion plant mit rund 40.000 Fahrzeugen.

Können Sie denn schon etwas zu den aktuellen Lieferzeiten sagen? In einschlägigen Foren ist von 18 Monaten die Rede.

Aktuell bekommen Sie noch innerhalb eines Jahres einen ID. Buzz.

"Transporter im urbanen Verkehr" 
Viele Bestellungen für den ID.Cargo kommen von Handwerkern und Kleingewerbe-Betrieben, die emissionsfrei fahren wollen.
„Transporter im urbanen Verkehr“
Viele Bestellungen für den ID.Cargo kommen von Handwerkern und Kleingewerbe-Betrieben, die emissionsfrei fahren wollen.

Sie nannten den ID.Buzz das emotionale Zugpferd der ID-Familie. Hat die tatsächliche eine Zugmaschine nötig?

Ob ID.3, ID.4 oder ID.5 – alle Modelle laufen derzeit gut. Wir bauen nach wie vor Auftragsbestand auf. Aktuell liegen die Lieferzeiten hier zwischen vier bis acht Monaten, je nach Konfiguration.

Liefersituation entspannt sich

Die Liefersituation hat sich also entspannt?

Ja, im zweiten Halbjahr haben wir wesentlich mehr der kritischen Komponenten bekommen. Die Produktion läuft wieder hoch.

Die Nachfrage nach Elektroautos wird derzeit noch von einem relativ hohen Umweltbonus befördert. Im kommenden Jahr schmilzt die Förderung auch für Batterieautos deutlich ab. Bricht der Markt dann zusammen?

Wir hätten uns ganz klar wie die gesamte Industrie gewünscht, dass der Umweltbonus wieder an die Bestellung und nicht an die Auslieferung geknüpft wird. Wie sich die Absenkung der Förderung auf den Markt auswirkt, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen. Wir gehen bislang aber nicht davon aus, dass wir einen großen Einbruch bei den Bestellungen sehen werden – das kennen wir schon aus anderen Märkten, wo Incentives zurück gefahren wurden. Aber natürlich ist jede Form der Förderung dienlich für die Elektromobilität.

„Im Moment gibt es eher Indikationen für Preiserhöhungen als für Preissenkungen.“

Labbé zur Forderung aus der Politik, die geplante Senkung des staatlichen Umweltbonus für Elektroautos zu kompensieren.

Aus politischen Kreisen höre ich die Erwartung, dass die Autoindustrie nun ihren Beitrag zur Förderung der Antriebswende erhöht – und die Fahrzeugpreise an die geringere Förderung durch den Steuerzahler anpasst.

Im Moment gibt es eher Indikationen für Preiserhöhungen als für Preissenkungen. Schauen wir mal, wie sich die Energie- und Rohstoffpreise entwickeln und die Preise unserer Lieferanten. Danach werden wir sehen, was wir mit unseren Preisen machen können. Aktuell ist vieles einfach nicht vorhersehbar.

„Hier startet etwas Neues“, heißt es in der Werbung für den ID.Buzz.

Weil wir in ein neues Segment gehen. Wir bieten einen wendigen Bus mit Elektroantrieb und kleinem Wendekreis, wir bieten ein Lifestyle-Fahrzeug ohne Einschränkungen auch beim Ladevolumen, auch ein neues Elektrofahrzeug für gewerbliche Einsatzzwecke – so etwas hatten wir bislang nicht in unserem Portfolio. Und es ist auch im Wettbewerbsumfeld einzigartig. Nicht zuletzt ist der ID.Buzz ein starkes Statement. Und da kommt ja noch einiges dazu.

Ach ja? Jetzt wird es aber spannend.

Es wird zeitnah die Serienversion des ID.Aero geben – und demnächst einen ersten Ausblick auf den Einstieg in die ID.Familie. Über die Serienversion reden wir dann, wenn es soweit ist.

Einstieg in die ID-Familie
Ab 2025 soll im Seat-Werk Barcelona der VW ID.2 im Polo-Format vom Band laufen und zu Preisen um die 25.000 Euro angeboten werden. Ähnliche Modelle werden von Cupra und Skoda erwartet. Computerretusche: Reichel
Einstieg in die ID-Familie
Ab 2025 soll im Seat-Werk Barcelona der VW ID.2 im Polo-Format vom Band laufen und zu Preisen um die 25.000 Euro angeboten werden. Ähnliche Modelle werden von Cupra und Skoda erwartet. Computerretusche: Reichel

Also 2025.

Lassen Sie sich überraschen.

Den ID.Buzz soll es auch noch mit einem längeren Radstand geben und Allradantrieb.

Ja, Ende nächsten Jahres. Mit dem langen Radstand ergeben sich auch noch neue Einsatzmöglichkeiten für den ID.Cargo.

Neue Angebote im Auto-Abo

Sehnsüchtig erwartet wird der ID.California.

Auch von uns. Und deswegen kommt er auch 2025.

Neues startet gerade auch im Handel: Ein Agenturmodell, also der Direktvertrieb von Autos über das Internet. Die VW-Händler sind alles andere als erfreut darüber.

Der Verkauf des ID. Buzz läuft in Deutschland im Moment weiter über den klassischen Händlervertrag, nicht über das Agenturmodell. Darüber vertreiben wir die Pkw. Wir arbeiten gerade am Agenturmodell für die Pkw-Modelle der ID-Familie in anderen europäischen Ländern. Aber auch dort wird der Händler involviert bleiben – einen reinen Internet-Vertrieb planen wir nicht. Gleichzeitig probieren wir andere Dinge aus wie das Auto-Abo.

„Mit langem Radstand bieten sich neue Einsatzmöglichkeiten.“

Labbé über neue Varianten des ID.Buzz und ID.Cargo

Wie kommt dieses Angebot an?

Sehr gut. Viele Menschen nutzen es, um Elektroautos auszuprobieren. Aber auch wir lernen dabei sehr viel. Denn wir erhalten unmittelbares Feedback von den Kunden, haben eine sehr intensive Kommunikation über diesen Kanal mit ihnen. Wir wollen jetzt auch einmal ein Kilometer-basiertes Abo-Modell ausprobieren, um noch mehr Flexibilität anbieten zu können.

Abschließende Frage: Seit wann stromern Sie persönlich?

Schon eine gewisse Zeit mit Dienstwagen. In meiner Rolle fahre ich alles, was im Angebot ist.

Reichweitenangst haben Sie dabei noch nicht erlebt?

Selber nicht. Aber ich kann nachvollziehen, dass der eine oder andere Angst hat, auf Reisen nicht rechtzeitig eine Lademöglichkeit zu finden. Deshalb ist es wichtig, unsere Software weiterzuentwickeln – und die Möglichkeiten offensiver zu kommunizieren. Wenn der Kunde weiß, dass ihn der „eRoutenplaner“ zu einem Platz navigiert, an dem er ganz sicher und zügig laden kann, dann wächst das Vertrauen in die Technik. Mit jeder Fahrt, mit jedem Ladevorgang.

Vielen Dank für das Gespräch.

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