Jetzt ist er da – der erste echte Gegner für den VW ID.3. Er kommt etwas überraschend nicht von Opel, Peugeot oder Ford, sondern von der chinesischen SAIC-Tochter MG. Und er trägt schlicht die Bezeichnung „4 Electric“. Ein Kompaktklassemodell mit markigen Formen und – was die Proportionen angeht – mit einer gewissen Ähnlichkeit zum VW ID.3. Doch seine Front mit den LED-Augen ist schärfer, präziser und dynamischer. Ähnlich geht es am Heck zu, denn auch hier sind die schmalen LED-Leuchten allemal ein Hingucker.

Der 4,29 Meter lange MG4 Electric ist das erste Modell auf der neuen SAIC-Konzernplattform MSAP. Im Unterschied zum deutschen Hauptwettbewerber und den meisten der geplanten Europagegner wird der MG4 Electric nicht allein mit dem fahrdynamischen bevorteilten Heckantrieb, sondern später auch einem Allradantrieb verfügbar sein. Das bietet in dieser Klasse aktuell kein anderer. Den ID.3 wird es in einer „heißen“ GTX-Version mit Allradantrieb erst im kommenden Jahr geben, den Cupra Born als Allradler nicht vor 2024. Entsprechend stolz ist man bei MG Motor auf das neue Fahrzeug.

Da fährt man doch gerne hinterher 
Der geteilte Spoiler gibt in Kombination mit dem Solardach dem Heck des MG4 Electric einen exzentrischen Charakter.
Da fährt man doch gerne hinterher
Der geteilte Spoiler gibt in Kombination mit dem Solardach dem Heck des MG4 Electric einen exzentrischen Charakter.

„MG Motor geht mit dem MG4 Electric einen wichtigen nächsten Schritt in seiner langen Geschichte. Der MG4 Electric ist nicht nur das erste Modell unserer technologisch ausgefeilten und äußerst flexiblen MSP-Plattform, er steht auch für den freien, jungen und coolen Spirit, den die Marke auf dem Weg in Richtung Zukunft verkörpert“, sagt Xinyu Liu, der CEO MG Motor Europe.

Zwei Akku-Größen zur Wahl

Im Unterboden des MG4 befindet sich das sogenannte One-Pack-Akku-Paket, mit elf Zentimetern Höhe eine der flachsten in der Klasse – nur der Renault Megane E-Tech Electric kann hier mithalten. Der Kunde hat die Wahl zwischen einer Speicherkapazität von 51 oder 64 kWh, was elektrische Reichweiten von 350 oder 450 Kilometern gewährleisten soll. Die maximale Ladegeschwindigkeit gibt MG mit 135 Kilowatt an, was den Batterieriegel von 10 auf 80 Prozent in 35 Minuten erstarken lässt. Der Normverbrauch: 16,6 kWh auf 100 Kilometern.

Etwas schlicht 
Das Cockpit des MG4 Electric sieht aufgeräumt aus. Die Displays könnten aber größer sein. Und ein Head-up-Display fehlt auch.
Etwas schlicht
Das Cockpit des MG4 Electric sieht aufgeräumt aus. Die Displays könnten aber größer sein. Und ein Head-up-Display fehlt auch.

Während das kleinere Akkupaket an der Hinterachse einen Elektromotor mit 125 kW (170 PS) Leistung versorgt, ist der Testwagen mit der großen Batterie unterwegs. Gekoppelt ist sie mit einem 150 kW oder 204 PS starken Antrieb mit einem maximalen Drehmoment von 250 Newtonmeter. Aus dem Stand beschleunigt der Hecktriebler in 7,9 Sekunden auf Tempo 100. Die Höchstgeschwindigkeit ist wie beim VW ID.3 – und den meisten anderen Elektroautos bei 160 km/h erreicht. Die Lenkung ist leichtgängig, dabei jedoch präzise. Und in den ersten Kurven fällt schnell das neutrale Fahrverhalten auf, das seinen Grund nicht zuletzt in einer ausgewogenen Gewichtsverteilung von 50:50 hat.

Preise beginnen bei 31.990 Euro

Der niedrige Schwerpunkt des knapp 1,7 Tonnen schweren MG4 gefällt, die Lenkung verharrt auch bei höheren Tempi in ihrer Leichtgängigkeit. Und das niedrige Geräuschniveau hat neben der komfortablen Fahrwerksabstimmung seinen Anteil daran, dass es Laune macht, mit dem chinesischen Elektromodell durch Stadt und über Land bis auf die Autobahn zu fahren. Vorne ist der MG4 mit einer McPherson-Achse unterwegs, hinten sorgt eine Fünflenkerachse gleichermaßen für Komfort und Dynamik. Damit darf es auch gerne einmal auf eine längere Reise gehen.

Flott unterwegs 
Der heckgetriebene MG4 Electric beschleunigt in der Topversion in 7,9 Sekunden auf Tempo 100 - so schnell wie der VW ID.3.
Flott unterwegs
Der heckgetriebene MG4 Electric beschleunigt in der Topversion in 7,9 Sekunden auf Tempo 100 – so schnell wie der VW ID.3.

Der etwas blasse Innenraum wirkt aufgeräumt, die Sitze sind bequem und die Displays mit Diagonalen von 7 und 10,25 Zoll Diagonale dürften gerne etwas größer sein. Was fehlt, ist ein Head-Up-Display. Was stört, ist der Plastikcharme des MG4 Electric, denn sowohl in den Türen als auch im Armaturenbrett ist allerlei Hartplastik verbaut, das auch in dieser Klasse wertiger wirken könnte. Die freischwebende Mittelkonsole bietet griffgünstig Platz für Smartphones und trägt sonst nur die Schalter von Gangwahlscheibe und Parkbremse. Mehr Ablagen befinden sich darunter oder in den Türtaschen.

Das Platzangebot ist vorn wie hinten Dank des Radstandes von 2,71 Metern gut und der Laderaum fasst hinter der manuell zu bedienenden Heckklappe 350 bis 1.165 Liter. Der Preis ist attraktiv: Mit einem Einstand von 31.990 Euro ist der MG4 Electric knapp 3.000 Euro günstiger als der 204 PS starke VW ID3 in der schlechter ausgestatteten Basiskonfiguration. Die Liste der Sonderausstattung ist extrem kurz. So lässt sich nur die Lack- sowie Dachfarbe auswählen. Und das einzige Extra für die Topversion MG4 Luxury sind Sitze, die für 1.000 Zusatz-Euro teiweise mit Leder bezogen werden.

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