Weltweit nimmt die Elektromobilität weiter an Fahrt auf. In allen drei Kernmärkten – China, Europa und den USA – ist der Absatz von Elektroautos in den drei vergangenen Quartalen stark gestiegen. Besonders dynamisch wächst der Markt in den USA, allerdings bleibt China unangefochtener Leitmarkt. Das zeigt der „Electromobility Report 2022“ des Center of Automotive Management (CAM). Die Studie betrachtet dabei reine Stromer (BEV) sowie Plug-in-Hybride (PHEV).
Zahlenmäßig fährt vor allem China auf Stromer ab: In dem laut CAM „Leitmarkt für E-Mobilität“ hat sich der Absatz von BEVs und PHEVs mehr als verdoppelt – mit 4,36 Millionen neu zugelassenen Fahrzeugen entfallen auf das Reich der Mitte damit annähernd zwei Drittel des gesamten Absatzes. Ein Grund dafür ist Studienleiter Stefan Bratzel zufolge, dass sich China den Lieferkettenproblemen aktuell besser entziehen könne. „Zum anderen werden die chinesischen Automobilhersteller im Heimatmarkt immer stärker“ – und könnten sich künftig auch in Europa etablieren, prognostiziert Bratzel.
Insgesamt erhielten in den drei Regionen demnach 6,75 Millionen Batterieautos und Teilzeitstromer eine Neuzulassung – ein neuer Rekordwert und ein Plus von 65 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Dabei hatten BEVs mit fast fünf Millionen Pkw weltweit die Nase vorn (+77,7 Prozent). PHEVs kamen auf 1,82 Millionen Neuzulassungen (+38,4 Prozent. Studienleiter Bratzel prognostiziert, dass noch dieses Jahr die Marke von 10 Millionen Elektroautos geknackt werden könnte.
Plug-in-Hybride steuern auf Wendepunkt zu
Europa ist vor den USA derzeit der zweitgrößte Markt für strombasierte Mobilität und kommt aktuell auf 1,69 Millionen Neuzulassungen von Elektroautos (+5,4 %). Hier mache sich zudem ein Trend hin zu Vollstromern bemerkbar: So legten BEVs um mehr als 29 Prozent auf eine Million Fahrzeuge zu, PHEVs verloren hingegen 17 Prozent.
„Die Wachstumsdynamik bei PHEVs scheint damit in Europa schrittweise zum Erliegen zu kommen, wozu künftig auch die geringere Förderung beitragen dürfte“, folgern die Autoren der Studie. Das zeige sich auch in Deutschland, wo BEVs im gleichen Zeitraum um 15 Prozent auf 272.473 Fahrzeuge zulegen konnten, während 215.600 neu zugelassene PHEVs einen Rückgang um 11,5 Prozent bedeuten.
USA holen kräftig auf
Für den Oktober hat das Kraftfahrtbundesamt (KBA) in beiden Segmenten wieder steigende Zulassungen von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben verzeichnet. Der Anteil reiner Elektroautos an den Neuzulassungen lag laut KBA bei über 17 Prozent und damit um rund ein Sechstel höher als im Oktober des Vorjahres. Plug-inHybride kamen auf rund 15 Prozent Marktanteil, ein Plus von gut einem Drittel gegenüber 2021.
In den USA kamen innerhalb der ersten drei Quartale rund 700.000 Stromer neu auf die Straße. Damit liegt der Markt zwar auf Platz drei. Allerdings wuchs er dort zuletzt enorm: um 146 Prozent. Insbesondere BEVs legten stark zu, ihre Zahl verdreifachte sich. Das CAM rechnet mit einem weiter hohen Wachstum, getrieben einerseits von den eingeleiteten Förderkulissen, andererseits von der Flut neuer Automodelle mit Elektroantrieb, die im kommenden Jahr auf den Markt kommt.
Kritik an hoher Antriebsleistung der Stromer
Kritik äußerte Bratzel in dem Zusammenhang an der Modellpolitik der Automobilhersteller: Die meisten Elektroautos seien übermotorisiert und unnötig schwer. „Ökologisch ist das sehr kritisch zu bewerten“, sagte er. Doch nicht nur das. Schwere, große Elektro-SUVs bräuchten für die gleiche Reichweite einen größeren Akku, was die Fahrzeuge teuer mache.
Nach der Analyse des CAM sind aktuell 44 Prozent der neu zugelassenen Elektroautos SUVs – mehr als über alle Fahrzeugklassen hinweg. Die Fahrzeuge kommen im Schnitt auf eine Antriebsleistung von 202 Kilowatt – im Gesamtmarkt liegt die Antriebsleistung von Elektroautos bei durchschnittlich 174 kW.