Der deutsche Automarkt ist schwach ins neue Jahr gestartet. Nachdem schon im Januar weniger Personenwagen verkauft wurden als im Vorjahresmonat, gab es im Februar einen weiteren Absatzeinbruch um zehn Prozent. Zuwächse gab es nach dem Bericht des Kraftfahrtbundesamtes allein bei den Fahrzeugen mit alternativen Antrieben: Allein Im Februar wurden 8.154 Elektro-Pkw neu zugelassen, 75,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Und die Zahl der Plug-in-Hybride wuchs gar um fast 280 Prozent – dabei hat die Erhöhung des Umweltbonus auf 6000 bzw. 4500 Euro für Steckerautos noch gar nicht gegriffen.

In Deutschland wird schon seit 30 Jahren an der Elektromobilität geforscht und noch mehr diskutiert. Den Weg auf die Straße fanden lange aber nur wenige Stromer. Doch inzwischen hat sich der Wind gedreht, kommt die Elektromobilität auch bei uns in Fahrt. 36 Prozent der Autobesitzer in Deutschland kann sich inzwischen vorstellen, in den kommenden fünf Jahren auf ein Elektroauto umzusteigen, fand der Verband der Technischen Überwachungsvereine dieser Tage bei einer Umfrage heraus.

Deutschland holt auf China stagniert – US-Markt schrumpft
Entwicklung der Anteile von Elektroautos an den Neuzulassungen in den Ländern. Grafik: McKinsey

Mit über 110.000 verkauften E-Autos war Deutschland im vergangenen Jahr bereits der drittgrößte Markt weltweit und insgesamt der größte in Europa. Mit einem Marktanteil von nur 2,8 Prozent sind die Stromer allerdings immer noch Exoten – hier sind Norwegen mit einem Marktanteil von fast 45 Prozent, Island (22 Prozent) und die Niederlande (13 Prozent) schon wesentlich weiter. Aber dank der Dynamik der Nachfrage in Deutschland wird die Bedeutung der Antriebstechnologie weiter steigen und Europa darüber zum Leitmarkt für Elektromobilität. Dies prognostiziert zumindet McKinsey & Company in ihrem Electric Vehicle Index, für den die Unternehmensberatung regelmäßig die Entwicklung der E-Mobilität in den 15 wichtigsten Ländern misst.

Nachfrage in Europa ist sprunghaft angezogen

„China bleibt weiterhin der größte Markt in der Welt, das Angebot lokaler chinesischer Produkte ist deutlich gestiegen“, sagt Nicolai Müller, Seniorpartner im Kölner Büro von McKinsey. „Allerdings hat in Europa die Nachfrage sprunghaft angezogen. Weitere Dynamik ist zu erwarten – nämlich durch das  steigende Produktangebot, mit dem die Hersteller die CO2-Grenzwerte erreichen wollen.“

Raus in die Welt
Verladung von Elektrofahrzeugen des Typs i3 von BMW für den Export. Foto: BMW

Treiber der Entwicklung sind vor allem die neuen CO 2-Flottengrenzwerte der Europäischen Union, den schärfsten weltweit. Bis 2021 müssen die Hersteller über zwei Millionen E-Autos auf den Markt bringen, wollen sie milliardenschwere Strafzahlungen zu vermeiden. Das Modellangebot wächst deshalb sprunghaft: Auf dem Genfer Autosalon sollten diese Woche über ein Dutzend neue Autos mit batterielektrischem oder mit Hybridantrieb vorgestellt werden. In Deutschland sind aktuell rund 80 verschiedene Voll- und Teilzeitstromer zu kaufen. Nur in China ist das Angebot mit knapp 170 verfügbaren E-Auto-Modellen noch größer.

Tesla verkauft die meisten Elektroautos weltweit

Die wachsende Zahl von Elektroautos wird vor allem in den Städten zum Problem, belegen aktuelle Zahlen zum Ausbau der Ladeinfrastruktur. Der Verband der Automobilindustrie schlägt bereits Alarm. Laden

Europa entwickelt sich also allmählich zum Leitmarkt. Doch um Leitanbieter zu werden, müssen sich die europäischen Autohersteller noch ein wenig strecken. Führender Hersteller von Elektroautos weltweit ist nach der McKinsey-Studie aktuell Tesla: 2019 setzten das Unternehmen 368.000 Fahrzeuge ab – davon allein 300.000 Mal das Model 3, das mit Abstand meistverkaufte E-Auto in der Welt. Mit BMW (133.000 verkaufte E-Mobile) und VW (85.000) finden sich immerhin zwei deutsche Hersteller in den Top Ten dieses Rankings.

„Die Modelloffensive der Hersteller ist in vollem Gange“, sagt Patrick Schaufuss, Juniorpartner von McKinsey und Autor der Analyse. Bis 2024 hat die Industrie 600 neue E-Auto-Modelle angekündigt: Chinesische Autobauer liegen mit 169 Modellen vorne, gefolgt von Japan (145) und Deutschland (102). „Das Augenmerk der Hersteller liegt dabei im mittleren und großen Fahrzeugsegment“, erläutert Schaufuss.

CO2-Flottengrenzwerte treiben die Hersteller

Und die deutsche Autoindustrie verfolgt ehrgeizige Ziele. Steuerten sie im vergangenen Jahr erst 18 Prozent zu der Produktion von Elektroautos bei, könnten es im Jahr 2024 nach der Hochrechnung von McKinsey bereits 29 Prozent sein. Und schon im kommenden Jahr könnte Deutschland mit einer Produktion von über 1,7 Millionen produzierten E-Fahrzeugen knapp vor China Weltmarktführer sein.

Produktion allein aber genügt nicht. Wichtiger wäre, für die Fahrzeuge auch Abnehmer zu finden. Weltweit, aber vor allem auch auf dem Heimatmarkt.



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