In einer Stichprobe hat der ADAC Preise fürs Ad-hoc-Laden von Strom an öffentlichen Schnellladesäulen in Deutschland verglichen und dabei eklatante Unterschiede festgestellt. Denn das Laden ohne Vertragsbindung an den Betreiber der öffentlichen Ladesäule ist demnach bis zu 62 Prozent teurer als der Strombezug über eine Ladekarte des Betreibers ohne monatliche Grundgebühr, so der ADAC. Beispielsweise mussten Kunden an den Ladesäulen von EWE Go für das Ad-hoc-Laden mit einer Kreditkarte oder der Ladekarte eines anderen Betreibers 84 Cent pro kWh zahlen – mit der Ladekarte oder -App und Vertragsbindung hingegen nur 52 Cent/kWh.
Nach den Erhebungen des Automobilclubs ist die Differenz beim Marktführer EnBW am größten: Die Kilowattstunde kostet beim Ad-hoc-Laden ohne vertragliche Bindung 87 Cent, mit vertraglicher Bindung nur 59 Cent/kWh. Verglichen hatte der ADAC nur Ladetarife ohne monatliche Grundgebühr. Am günstigsten kamen die Kunden von Citywatt und EAM davon, die an der Schnellladesäule jeweils 64 Cent pro kWh fürs das Laden ohne Vertragsbindung zahlen müssen.
Hohe Ladepreise zwingen Verbraucher zu Vertragsabschlüssen
Der ADAC folgert daraus, dass die hohen Preise beim Ad-hoc-Laden an Autobahnen die Fahrer von Elektroautos dazu zwingen sollen, mit dem Ladedienstanbieter und Ladesäulenbetreiber eine vertragliche Bindung einzugehen. Dies sei „ein untragbarer Zustand“. Unkompliziertes Laden mit der Debit- oder Kreditkarte sei ebenso entscheidend für einen Hochlauf der Elektromobilität wie ein niedrigschwelliger Zugang, kritisiert der Automobilclub. Zudem bemängelt der ADAC die sogenannte Vorautorisierungsgebühr von bis zu 150 Euro, die einzelne Betreiber beim Ad-hoc-Laden erheben. Zumal die Rückerstattung der Gebühr oftmals mehrere Tage in Anspruch nehmen.

Bei einer Feldstudie im Juli 2025 stellte der ADAC zum Teil eklatante Preisunterschiede beim öffentlichen Schnellladen von Elektroautos fest. Wurde der Strom mit der Ladekarte oder -App eines anderen Mobility-Service-Providers ohne Roamingvertrag geladen, war dieser deutlich teurer als bei einer Vertragsbindung mit Betreiber der Ladestation. Auch wenn keine Monatsgebühr gezahlt wird. Grafik: ADAC
Beklagt wird vom Automobilclub auch, dass die Ladekosten weiterhin zum Teil intransparent seien: Wie teuer der Ladestrom sei, erfahre der E-Autofahrer oft erst auf seiner Rechnung. Dabei seien die Ladeanbieter gesetzlich verpflichtet, ihre Preise klar, verständlich und in Echtzeit an der Ladesäule sowie digital anzugeben. Dieser Kritik schließen sich auch viele Verbraucher an: 96 Prozent der vom ADAC Befragten forderten, dass Ladepreise wie beim Tanken vorab angezeigt werden sollten. Über die Hälfte der Befragten hielte die aktuelle Preisgestaltung an der Ladesäule für nicht ausreichend transparent.
ADAC fordert mehr Wettbewerb
Aus diesen Gründen fordert der ADAC eine regelmäßige Marktüberwachung und mehr Wettbewerb auf dem Lademarkt für Elektroautos. Zudem solle eine Markttransparenzstelle für Ad-hoc-Ladepreise beim Bundeskartellamt eingeführt werden. Dieser habe sich bereits am Kraftstoffmarkt bewährt.
Mit diesen Forderungen beteiligt sich der ADAC an der aktuellen Debatte über Ladepreise und den ausbleibenden Hochlauf der Elektromobilität. Auch der Verband der Automobilindustrie (VDA) erklärte in einem Positionspapier kürzlich die Ladepreise zu einem der großen Problemstellen. Günstige Strompreise seien die „beste Förderung für Elektromobilität“. Und wie auch der ADAC attestiert der Autoverband dem Ladesäulenmarkt fehlenden Wettbewerb. Ähnlich äußerte sich auch der Stromanbieter Lichtblick: Auf den lokalen Märkten würden sich zunehmend lokale Anbieter durchsetzen, die dann meistens ein Monopol aufbauen würden.
Auch die hohen Ladepreise kritisierte Lichtblick jüngst in einer Analyse mit Statista. Dem Monopolvorwurf widersprach allerdings Enercity, eine Tochter der Stadtwerke Hannover, die an der Leine ein öffentliches Ladenetz betreibt: Die Analyse von Lichtblick würde die Wirklichkeit „nicht zutreffend“ abbilden, weil nicht die Gesamtheit der Ladeinfrastruktur betrachtet worden sei. In Hannover könne von einem Monopol der Ladeinfrastruktur nicht die Rede sein. Gleiches bestätigte auch der Wiesbadener Versorger und Ladenetzbetreiber ESWE. Sie rechnen mit einem Marktanteil von 61 Prozent.
Und auch der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) positioniert sich – erwartbarerweise – gegen die Vorwürfe und speziell gegen das Positionierungspapier des VDA. Der BDEW beklagte in einem Gastkommentar bei energate eine „Ladesäulen-Obsession“. Laden sei nur in einem von sechs Fällen kostspieliger als Tanken. Und durch neue regulatorische Maßnahmen würde Laden nur teurer werden, nicht günstiger.
