Sand und Kies werden hier schon eine ganze Weile nicht mehr gefördert. Und zum Schwimmen oder Surfen sind die beiden Baggerseen am nördlichen Rand der Marktgemeinde Grafenwörth in Niederösterreich auch nicht freigegeben. Was also tun mit den riesigen Wasserflächen? Zuschütten? Bei ECOwind, dem österreichischen Tochterunternehmen des Projektsentwicklers und PV-Großhändlers BayWa r.e. aus München, hatten kluge Köpfe eine bessere Idee. Mit Unterstützung der Gemeinde und zusammen mit demEnergieversorger EVN baute man auf den von der Donau gespeisten Wasserflächen in nur zehn Wochen aus 45.304 Solarmodulen einen schwimmenden Solarpark. Rund 14 Hektar groß und mit einer Spitzenleistung von 24,5 Megawatt. Bis zu 26.700 Megawattstunden Ökostrom lassen sich damit im Jahr produzieren – genug, um 7.500 Privathaushalte mit grüner Energie zu versorgen.
Viertgrößte Anlage in Europa
Die Anlage ist die größte ihrer Art in Österreich und viertgrößte Floating-PV-Anlage in Europa, nach drei Projekten in den Niederlanden, die ebenfalls von BayWa r.e. gebaut wurden. Mit dem Projekt in Grafenwörth hat das Unternehmen nun weltweit 15 Floating-PV-Projekte mit mehr als 230 MW Leistung gebaut.
Die innovative Anwendung ermöglicht es, auf vorher ungenutzten Gewässern Grünstrom zu erzeugen. “Wir schaffen damit einen Mehrwert für sonst ungenutzte Wasserflächen,“ würdigte der für Solarprojekte verantwortliche BayWa-Direktor Benedikt Ortmann das Projekt.
Wie sein Kollege Johann Janker von ECOwind andeutete, war die Realisierung des schwimmenden Solarkraftwerks kein Selbstläufer. Eine Herausforderung, sagt er, habe darin bestanden, ein Bewilligungsverfahren für eine neue PV-Anwendung in Österreich zu etablieren. Eine andere Herausforderung war der Bau der Anlage bei einem Höhenunterschied von sieben Metern zwischen der Montagefläche und der Wasseroberfläche.
Erhöhte Leistung durch kühlendes Wasser
Aber schwimmende Solaranlagen haben auch Vorteile. Sie sind schnell zu bauen und leicht zu warten. Und durch die kühlende Wirkung des Wassers steigt der Stromertrag. Janker: „Das macht die Technologie für Grundstückseigentümer ungenutzter Gewässer sehr attraktiv.”
Um sicherzustellen, dass sich die Anlage optimal in das umgebende Ökosystem integriert, werden in den nächsten Jahren weiterhin regelmäßig Untersuchungen des Fischbestands sowie der lokalen Libellenfauna durchgeführt. Auch von Naturfreunden soll die Installation schließlich akzeptiert werden können.