Die Preise für Benzin und Diesel kennen derzeit nur eine Richtung – sie fallen. Der Liter E10 ist nach Erhebungen des ADAC aktuell schon für 1,65 Euro zu bekommen, der Liter Diesel für zehn Cent weniger. Die Strompreise an öffentlichen Ladesäulen für Elektroautos nehmen derweil die entgegengesetzte Richtung: Sie steigen kontinuierlich weiter an. Und eine Senkung ist hier nicht in Sicht.
Das geht aus den jüngsten Daten für den „Charging Radar“ hervor, den die Datenspezialisten von Cirrantic und TheonData Solutions aus München regelmäßig exklusiv für EDISON erstellen. Demnach kostete die Kilowattstunde Gleichstrom an der Schnellladesäule zur Jahreshälfte im Schnitt 75 Cent, die Kilowattstunde Wechselstrom 67 Cent. Die Füllung des 77 kWh fassenden Akkus eines VW ID.3 – gut für eine Normreichweite von über 550 Kilometern – kostet da auf einer Fernreise wenigstens 57,75 Euro.
Bis zu 1,10 Euro für die Kilowattstunde
Oder auch, wenn der Fahrer nicht aufpasst, leicht 84,70 Euro. Denn an einigen Schnellladesäulen und von einigen Betreibern werden nach den jüngsten Daten für die Kilowattstunde auch schon mal Preise von bis zu 1,10 Euro erhoben. An mit Wechselstrom betriebenen Ladesäulen betrug der Höchstpreis Ende Juni 1,02. Der Fahrer eines Benziners zahlt da für eine Füllung seines 50-Liter-Tanks eher weniger als mehr.
„Einige Anbieter ziehen die Strompreise nach oben“, beklagt TheonData-Geschäftsführer Ludwig Hohenlohe die Entwicklung. Es gebe zwar weiterhin Anbieter, die mit günstigeren Preisen locken – mit 51Cent pro kWh Gleichstrom oder 44 Cent für Wechselstrom – oder dynamische Strompreise anbieten, die sich etwa nach der Verfügbarkeit von Grünstrom im Netz richten. Aber das Angebot werden immer unübersichtlicher, die Gefahr für Elektroauto-Fahrer, in eine Kostenfalle zu tappen, immer größer.
Preisaufschlag für Roaming
Zumindest dann, wenn sie jeweils „ad hoc“ entscheiden, mit welcher App oder Ladekarte die Ladesäule aktiviert und der Strom bezahlt wird. „Die eMSPs“ – die E-Mobility-Service-Provider, die Roaming-Dienste für das Laden von E-Autos anbieten – „bemühen sich gerade, Fahrer von Elektroautos vertraglich an sich zu binden“ – und ihre Einnahmen aus dem Strom-Geschäft durch die Erhebung einer monatlichen Grundgebühr zu verstetigen. Oder indem man seine Kunden mit entsprechenden Strompreisen motiviert, nur die Ladestationen der eigenen Marke zu nutzen – „Fremdgehen“ wird mit Preisaufschlägen sanktioniert.
So kostet im EnBW Hypernet, dem mit mehr als 700.000 Ladepunkten größten Ladenetz in Europa, die Kilowattstunde Gleichstrom an den EnBW-eigenen Stationen 59 Cent im (Grundgebühr freien) Ladetarif S – an Ladesäulen anderer Anbieter können mit der Mobility+-App oder -Karte bis zu 89 Cent/kWh fällig werden. Im Ladetarif L (Grundgebühr 17,99 Euro im Monat) sinkt der Kilowattstundenpreis an EnBW-Säulen zwar auf 39 Cent – bei anderen Betreibern werden trotzdem zwischen 59 und 89 Cent fällig. Ähnlich handhaben es die Ladedienste etwa von Aral Pulse (61 Cent/kWh an eigenen Schnellladern mit mehr als 50 kW Ladeleistung, 79 Cent/kWh bei anderen Anbietern) , E.On Drive oder Shell Recharge.
AC- fast so teuer wie DC-Laden
Interessant auch: Die Preise für schnelles Gleichstrom- und langsames Wechselstrom-Laden gleichen sich immer stärker an, zeigt der „Charging Radar“. Bei einigen Anbietern ist das schnelle Laden inzwischen sogar preisgünstiger als das langsame am „Schnarchlader“ über Nacht. Betriebswirtschaftlich ist das nachvollziehbar: Rentabel wird eine Ladestation nur bei hoher Auslastung und möglichst vielen Ladevorgängen am Tag.
Nach den aktuellen Erhebungen werden sämtliche öffentliche Ladestationen in Deutschland im Schnitt 27,2 mal im Monat genutzt – bei knapp vier Millionen Lade-Sessions insgesamt. Na klar: Manche Ladeplätze sind regelrechte Hotspots wie der Ladepark „Seed&Greet“ an der A3 bei Hilden oder der EnBW-Ladepark in Bad Camberg, während manche „Bürgermeister“-Säulen in Kleinstädten Moos ansetzen. Wo es richtig brummt, zeigte kürzlich der „Lademarkt-Report“ von Elvah auf.
Und die Chancen stehen gut, dass weitere Hotpots hinzukommen. Denn der Ausbau des öffentlichen Ladenetzes schreitet weiter zügig voran. Nach den Erhebungen für den Charging Radar wurden im ersten Halbjahr 2024 knapp 26.000 Ladepunkte neu in Betrieb genommen – an fast 6000 davon floss Gleichstrom mit mehr als 50 Kilowatt. Und genutzt wurden die Schnelllader beinahe genauso intensiv wie die „Schnarchlader“ über Nacht – das Nutzungsverhalten der E-Mobilisten verändert sich allmählich. Bei Reichweiten von 400 Kilometern und mehr ist es ja auch nicht mehr erforderlich, das Elektroauto jeden Abend an die „Steckdose“ zu hängen – eine Schnellladung pro Woche reicht meistens völlig aus.
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Ich kann nur immer wieder sagen, Leute passt auf mit welchem Stromlieferanten ihre euch einlasst. Wenn die Stromanbieter nicht bald ohne diesen ganzen Zwischenhändler, und ihren Strom direkt abrechnen gehts mit der Automobilität den Bach runter. Ich kann ADAC und andere Autoclubs nicht verstehen , daß da nicht mal Einwände gemacht werden. Der ADAC hat mit ARAL doch keinen vernünftigen Preis für den Endkunden ausgehandelt. Hier kassiert der ADAC wahrscheinlich auch noch mit. Aber auch interessant wie die Mineralölindustrie jetzt wohl merkt, hoppla es wird weniger Benzin und Diesel getankt. Siehe da die Preise fallen. Trotz der CO2 Besteuerung ?? Ist schon merkwürdig, grenzt irgendwie auch an Abzocke.