Deutschland war 2023 erstmals seit Langem trotz geringeren Stromverbrauchs wieder Nettoimporteur von Strom. Mit 9,1 Prozent ist die Stromerzeugung gegenüber dem Vorjahr deutlich stärker zurückgegangen als der Stromverbrauch mit 5,4 Prozent. Das geht aus einer Zusammenfassung der Bundesnetzagentur für das Jahr 2023 auf der Plattform Smard hervor.

Für die geringere Erzeugung war vor allem der Ausstieg aus der Kernenergie, aber auch die geringere Einspeisung von Offshore-Windkraftanlagen verantwortlich. Nach Angaben des Bundesverbandes der Elektrizitäts- und Wasserwirtschaft (BDEW) und des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung (ZSW) betrug die heimische Stromerzeugung in absoluten Zahlen 2023 rund 508 Milliarden Kilowattstunden (kWh) – bei einem Verbrauch von 517,3 Milliarden kWh. Somit musste Deutschland in Summe 11,7 Milliarden kWh netto Strom importieren, um den Inlandsbedarf zu decken. Allerdings gab es auch Phasen von Stromüberschüssen in der deutschen Stromproduktion, so dass auch 42,4 Milliarden Kilowattstunden exportiert werden konnten.

Viel Strom aus Dänemark

Den meisten Strom bezog Deutschland 2023 mit Abstand aus Dänemark, mit einem Importüberschuss von 10,7 Milliarden Kilowattstunden. Weitere wichtige Lieferanten waren Norwegen mit einem Nettoimport von 4,6 Milliarden kWh, Schweden (2,9 Milliarden), die Niederlande (2,1 Milliarden) sowie die Schweiz (1,0 Milliarden). Frankreich lieferte zwar brutto 8,8 Milliarden Kilowattstunden nach Deutschland. Gleichzeitig wurden 2023 aber aber auch 8,4 Milliarden kWh nach Frankreich exportiert, sodass die Bilanz hier nahezu ausgeglichen ist. Nennenswert als Nettoexporteur trat Deutschland lediglich gegenüber Österreich in Erscheinung, mit einem Exportüberschuss von 5,8 Milliarden Kilowattstunden.

Strompreis normalisiert sich wieder

Der durchschnittliche Großhandelspreis für Strom sank im abgelaufenen Jahr 2023 wieder auf das Niveau von 2021. Laut der Daten der Bundesnetzagentur lag der Großhandelspreis für Strom 2023 im Durchschnitt bei 95,18 Euro pro Megawattstunde (umgerechnet 0,9 Cent pro kWh) und betrug damit weniger als die Hälfte des Vorjahreswertes von 235,45 Euro/MWh. 2022 waren die Preise am Strom- und Gasmarkt insbesondere aufgrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine stark angestiegen. Ab Oktober 2022 setzte dann aber eine Abwärtsbewegung ein.

In Kooperation mit dem Branchendienst energate.

Lediglich im Januar hätten die Preise nochmals angezogen, so die Bundesnetzagentur auf ihrer Smard-Plattform. Der Preis werde dabei wesentlich von der Höhe der sogenannten Residuallast bestimmt, also von der Höhe der Energienachfrage, die nicht von Windkraft- und Solareinspeisung gedeckt werden könne.

52 Prozent Grünstrom

Der Energiepreis schwankte 2023 in einer Range zwischen minus 500 Euro/MWh am Sonntag, 2. Juli, zwischen 14 und 15 Uhr und plus 527,27 Euro/MWh am 11. September zwischen 19 und 20 Uhr (2022: -19,04 bis +871 Euro/MWh). Die Anzahl der Stunden mit negativen Preisen erhöhte sich auf 301 (2022: 69). Im vergangenen Jahr produzierte Deutschland erstmals über die Hälfte des Stroms aus erneuerbaren Energien. Nach dem aktuellen Strommix trägt die Kilowattstunde nur noch eine Klimalast von 253 Gramm CO2. Auf der Verbrauchsseite sind es sogar nur 242 Gramm – aufgrund des höheren Anteils der Kernenergie bei den Importen aus Frankreich und Belgien.

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1 Kommentar

  1. Jürgen Baumann

    Die Erzählungen vom „Strombettler“, den billigen Exporten und teuren Importen, der großen Importabhängigkeit und mehr enden nicht. Dabei sind die alle grob falsch, unglaubwürdig, widersprüchlich und schon lange durch offizielle Daten sogar in allen Einzelheiten widerlegt.
    Tatsächlich ist der EU-Stromhandel bewusst symmetrisch gestaltet, Deutschland importiert trotzdem etwas günstiger als es exportiert, gerade mit Frankreich ist das sogar leicht ausgeprägter. Der Importsaldo macht nur 2,5% unserer Gesamtmenge aus, wir zahlen dafür knapp eine Milliarde pro Jahr in einem Markt, der inzwischen 200 Milliarden pro Tag umsetzt.
    Das ist entgegen der vielen Erzählungen leider kaum relevant und es ist im Gegenteil sogar schade, dass der Außenhandel nicht viel größer ist. Die Frage, an welcher Stelle Verbraucher oder Energiewirtschaft profitieren geht ohnehin komplett durcheinander. An der Stelle kann man der EU nur attestieren, dass sie für Verbraucher und Kostenwettbewerb bei Erzeugern alles richtig gemacht hat.
    Für Verbraucher sind der Außenhandel und nebenbei bemerkt die Null- oder Negativpreise nur eines: Gut!

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