In Deutschland ist der erste Elektro-LKW mit auf dem Dach integrierten Solarmodulen offiziell für den Straßenverkehr zugelassen worden. Das teilte mit gewissem Stolz das in Freiburg beheimatete Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) mit. Die Wissenschaftler haben im Rahmen des Projekts „Lade-PV“ einen 18-Tonnen-LKW mit Batterieantrieb gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme (IVI) sowie Partnern aus der Industrie entsprechend umgerüstet.
Die auf dem Kofferaufbau des MAN-Lasters installierten Module kommen demnach auf 3,5 kW Leistung und speisen eine 800-Volt-Traktionsbatterie. Damit könnten bis zu zehn Prozent des Energiebedarfs des Fahrzeugs gedeckt werden, so das Fraunhofer-ISE. Die Solarmodule entwickeln Spannungen von bis zu 400 Volt. An einem ähnlichen Konzept arbeitet das Münchner Start-up Sono Motors. Durch Solar-Integration auf dem Auflieger sollen hier täglich bis zu 82 kWh gewonnen werden – die genutzt werden können, um die Reichweite des Elektro-Lasters zu vergrößern oder die geladenen Waren ohne Einschränkung der Reichweite zu kühlen. Sono Motors hat dazu eine Kooperation mit MAN geschlossen.
Der LKW sei nun für ein Jahr beim Elektrogroßhändler Alexander Bürkle im Freiburger Umland im Einsatz. Dabei werde unter anderem die Stromertragsprognose validiert.
Routenoptimierung nach Sonneneinstrahlung
Der ISE-Laster ist hingegen noch ein reines Forschungsprojekt, bei dem viele Detailfragen geklärt werden soll. Unter anderem Sicherheitsaspekte: Um im Falle eines Unfalls ein mögliches Sicherheitsrisiko zu unterbinden, ist auf dem MAN-Laster der Freiburger eine Trennungsvorrichtung an der Anschlussdose jedes Moduls verbaut worden. Diese soll in der Lage sein, wenn nötig die Stromverbindung innerhalb von Millisekunden automatisch zu trennen.
Ziel ist es, besonders leichte und robuste PV-Module für die nachträgliche Aufdachmontage und die Vollintegration zu entwickeln. Die anwendungsoptimierten Module sollen kostengünstig in der Preiskategorie von Standardmodulen oder sogar günstiger hergestellt werden können. Dafür werden innovative Materialkombinationen für die Lamination erprobt und getestet. Die angestrebte Vollintegration der PV-Module in die Dachfläche spart zusätzliche Kosten für Rahmung und Material. Um die Straßentauglichkeit der fahrzeugintegrierten PV-Module zu testen, werden relevante IEC-Tests angepasst und geprüft.
Zudem hat Fraunhofer-ISE ein Energieprognosemodell entwickelt, dass anhand von Sensoren, Daten und Erfahrungswerten den Stromertrag der Solarmodule zu unterschiedlichen Tageszeiten und auf unterschiedlichen Routen kalkuliert und diese mit den Energieverbrauchern an Bord des des Lasters abstimmt. Auf der Basis können nicht nur die Ladezeiten und Ladeorte optimiert werden, sondern auch Empfehlungen für Routen und Lieferzeiten gegeben werden – nicht nur nach Verkehrslage und Öffnungszeiten, sondern auch nach Sonnenstand und -einstrahlung.
Der Solar-LKW ist dazu für ein Jahr beim Elektrogroßhändler Alexander Bürkle im Freiburger Umland im Einsatz.