Hohe Strompreise halten derzeit viele Menschen davon ab, auf ein Elektroauto zu wechseln. Doch eine neue Studie zeigt: Wer flexibel lädt, kann seine Stromrechnung deutlich senken – und gleichzeitig das Stromnetz entlasten. Dynamische Stromtarife könnten so zum Turbo für die Elektromobilität werden – wenn sie denn in Deutschland flächendeckend angeboten würden.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Festpreistarifen schwanken bei dynamischen Stromtarifen die Preise im Tagesverlauf – sie richten sich direkt nach den Börsenstrompreisen. Wenn viel Wind- oder Solarstrom im Netz ist, sinken die Preise, in Zeiten hoher Nachfrage steigen sie. Wer seinen Verbrauch im Tagesverlauf am aktuellen Strompreis orientiert, kann also kräftig sparen.

Beim intelligenten Laden, zeigt die Studie, kann die Stromrechnung um über 30 Prozent gesenkt werden. In der Abbildung sind nur die Arbeitspreise der Stromtarife berücksichtigt, nicht aber der Grundpreis.
Laut der Studie der Neon Neue Energieökonomik GmbH (pdf) im Auftrag von Naturstrom hätten alle untersuchten Haushalte in Deutschland zwischen September 2024 und August 2025 von einem dynamischen Stromtarif profitiert – selbst ohne größere Verhaltensänderung. Die Einsparungen lagen zwischen 20 und 70 Euro pro Jahr. Deutlich größer wird das Sparpotenzial noch, wenn Stromverbraucher wie Elektroautos, Wärmepumpen oder Heimspeicher intelligent gesteuert werden.
Smartes Laden zahlt sich aus
Für Elektroautofahrer sind dynamische Strompreise besonders attraktiv. Im Modellfall einer Berufspendlerin mit einem VW ID.3 Pure (mit 43 kWh-Akku) konnten die jährlichen Ladekosten an der heimischen Wallbox um bis zu 82 Prozent sinken – von 537 Euro auf nur 93 Euro. Voraussetzung: Das Auto lädt nicht sofort nach dem Einstecken des Ladekabels in die heimische Wallbox, sondern gezielt in Stunden mit niedrigen Preisen.
Hinzu kommt: Wer sein E-Auto nach Paragraph 14a des Energie-Wirtschaftsgesetzers (EnWG) als flexible Verbrauchseinrichtung anmeldet, kann zusätzlich von Rabatten auf die Netzentgelte profitieren. Netzbetreiber dürfen dann zwar bei einer hohen Belastung des Netzes den Strombezug zeitweise drosseln, gewähren aber dafür Vergünstigungen. In der Studie brachte ein Modul mit einem pauschalen Rabatt eine Ersparnis von rund 169 Euro. Mit zeitvariablen Netzentgelten wurde der Spareffekt noch größer.
Geringere Stromkosten, mehr Klimaschutz
Besonders effizient wird das Zusammenspiel, wenn E-Auto, Wärmepumpe und gegebenenfalls ein Heimspeicher intelligent gesteuert werden. Eine Familie mit all diesen Komponenten könnte laut der Studie in Summe rund 288 Euro im Jahr sparen, mit Netzentgelt-Rabatten sogar bis zu 985 Euro.

Clever sparen
Kombinierte Stromkosten für einen Haushalt mit Wärmepumpe und Elektroauto. Der Netzentgeltrabatt ergibt sich durch die Anwendung von Modul 1 und 3 auf das Elektroauto und Modul 2 auf die Wärmepumpe. Dies ist möglich, wenn beide Anlagen einen eigenen Zähler haben. Grafiken: Neon Neue Energieökonomik
Neben der finanziellen Entlastung hat das Modell auch eine klimapolitische Dimension: Wenn Elektroautos bevorzugt dann laden, wenn reichlich erneuerbare Energie im Netz ist, müssen weniger Wind- und Solaranlagen abgeregelt werden. In der Simulation konnte das intelligente Laden den Anteil des „grünen Überschussstroms“ am Verbrauch von 12 auf 42 Prozent steigern.
Was das für die Energiewende bedeutet
Dynamische Stromtarife schaffen also Anreize für eine flexible Stromnachfrage – genau das, was das stark schwankende Angebot von Wind- und Solarstrom erfordert. Wenn Millionen E-Autos künftig dann laden, wenn die Sonne scheint oder der Wind kräftig weht, werden erneuerbare Energien effizienter genutzt, und das Stromsystem wird stabiler.
Damit können flexible Tarife gleich doppelt wirken: Sie entlasten Verbraucher und beschleunigen die Energiewende. Was heute noch als Nischenangebot gilt, könnte also schon bald zur Standardoption für Elektroautofahrer werden – vorausgesetzt, Smart-Meter und intelligente Ladefunktionen sind bald flächendeckend verfügbar.