Der Autobauer Renault bringt eine erste Vehicle-2-Grid-Lösung (V2G) in Kombination mit einem Elektroauto auf den Markt. Im Zuge der Markteinführung des neuen Renault 5 E-Tech Electric bietet der französische Autokonzern ergänzend einen Service zur Netzintegration der Fahrzeugbatterien an. Im Zentrum der V2G-Anwendung stehen die Fahrzeugbatterien, die dank der neuen Lösung während der Standzeiten des Autos ihre Stromkapazitäten im Energiehandel vermarkten oder als Netzdienstleistung zur Verfügung stellen.

Das Produkt basiert auf einer Partnerschaft mit dem Dienstleister The Mobility House (TMH) und Renault-Tochter für Ladelösungen, Mobilize. Die Partner sprechen von einer „wegweisenden Weltneuheit“, dem ersten marktfähigen V2G-Produkt Europas, das über den Pilotprojektstatus hinausgeht. Deutschland muss noch Voraussetzungen schaffen „Mit dem Launch in Frankreich haben wir ein bedeutendes Etappenziel erreicht, das beweist, dass wir technisch in der Lage sind, V2G erfolgreich umzusetzen“, erklärte Thomas Raffeiner, CEO von TMH. Nun gelte es, „auch in Deutschland zu zeigen, dass kostenlos und emissionsfrei Elektroauto gefahren werden kann“.

Geben und nehmen
Nach dem Konzept von Mobilize laden die Fahrer eines Renault 5 Electric idealerweise dann, wenn das Angebot an mit Wind- und Solarkraft erzeugtem Grünstrom größer ist als das Angebot. Ist die Nachfrage größer als das Angebot, kann das Elektroauto einen Teil des im Akku gespeicherten Stroms gegen Bezahlung wieder ins Netz einspeisen. Grafik: Mobilize
Geben und nehmen
Nach dem Konzept von Mobilize laden die Fahrer eines Renault 5 Electric idealerweise dann, wenn das Angebot an mit Wind- und Solarkraft erzeugtem Grünstrom größer ist als das Angebot. Ist die Nachfrage größer als das Angebot, kann das Elektroauto einen Teil des im Akku gespeicherten Stroms gegen Bezahlung wieder ins Netz einspeisen. Grafik: Mobilize

Zugleich treten die Partner bei der Markteinführung in Deutschland allerdings auf die Bremse. Hierzulande seien noch die Voraussetzungen für intelligente Netzintegration von Fahrzeugbatterien zu schaffen, mahnt das Münchner Unternehmen an. Es setzte nun seine Hoffnungen auf den zweiten europäischen Gipfel für bidirektionales Laden, zu dem Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nach Berlin geladen hatte. Als Gäste erwartete der Grünen-Politiker weitere Ministern aus den EU-Mitgliedsstaaten sowie Repräsentanten der EU-Kommission.

Innovative Geschäftsmodelle gesucht

Das Spitzengespräch sollte kläre, „welche noch verbliebenden technischen und regulatorischen Fragen zur Umsetzung des bidirektionalen Ladens adressiert werden müssen.“ Habeck verfolgt das Ziel, innovative Geschäftsmodelle für bidirektionales Laden für Verbraucher und Industrie schon im kommenden Jahr kommerziell verfügbar zu machen. Dazu muss allerdings noch eine Menge passieren. Arbeitsgruppen überreichten Habeck bei dem Treffen in Berlin einen gemeinsam verfassten Forderungskatalog. Darin mahnen die Experten einen klar definierten regulatorischen Rahmen an und eine Harmonisierung von Schnittstellen, um bidirektionales Laden massenmarktfähig zu machen. Die Energiebranche fordert insbesondere einen diskriminierungsfreien Zugriff auf die Batteriedaten im Fahrzeug – unabhängig von Fahrzeugtyp und Wallbox. Mit Blick auf den deutschen Markt empfiehlt der Bericht zudem ein vereinfachtes Messkonzept sowie eine schlanke Saldierungslogik für den Stromtransfer.

In Kooperation mit dem Branchendienst energate.

Mit Blick auf den deutschen Markt sieht auch The Mobility House gleich mehrere Gründe, die einer Markteinführung zum jetzigen Zeitpunkt im Wege stehen – allen voran die doppelte Netzentgeltbelastung von Fahrzeugbatterien. Da für mobile Speicher – im Gegensatz zu stationären Batterien – sowohl beim Strombezug als auch beim Einspeisevorgang Netzentgelte anfallen, stehen V2G-Anwendungen vor hohen wirtschaftlichen Hürden.

Bidi-Wallbox
Die Mobilize Powerbox verfügt über eine Ladeleistung von 7 kW bis 22 kW und erlaubt zügiges Laden und Entladen der Akkus von Elektroautos, die schon zum bidirektionalen Laden fähig sind. Angeboten wird sie zusammen mit dem neuen Renault 5.
Bidi-Wallbox
Die Mobilize Powerbox verfügt über eine Ladeleistung von 7 kW bis 22 kW und erlaubt zügiges Laden und Entladen der Akkus von Elektroautos, die schon zum bidirektionalen Laden fähig sind. Angeboten wird sie zusammen mit dem neuen Renault 5.

Als weiteren Faktor nennt TMH den nach wie vor schleppenden Smart-Meter-Rollout. Intelligente Messtechnik bilde die Basis der V2G-Technologie, betonte das Unternehmen. Und nicht zuletzt sieht der Dienstleister ein Problem in der Marktstruktur: Das dezentrale Stromnetz mit mehr als 900 Netzbetreibern erschwere die Umsetzung innovativer Technologien, hieß es aus München. Zum Vergleich: In Frankreich gibt es mit Enedis landesweit nur einen Verteilnetzbetreiber.

Erlöse von bis zu 600 Euro jährlich

Renault und Mobility House hatten die gemeinsame V2G-Lösung für den französischen Markt bereits im vergangenen Jahr angekündigt. Die Partner stellen Kunden durchschnittliche Erlöse von etwa 350 Euro im Jahr in Aussicht. Für Deutschland lasse sich indes noch kein finaler Preis nennen, da die Erlössituation stark von der Regulatorik abhänge, erklärte eine Sprecherin von Mobility House auf Nachfrage. Das V2G-Produkt vermarktet Renault in Frankreich aktuell auch nur in Kombination mit dem neuen R 5 E-Tech Electric, der bereits über die Fähigkeit zum bidirektionalen Laden verfügt. Zum „Gesamt“All inclusive“-Paket von Mobilize gehört hier eine mit Wechselstrom betriebene Wallbox , die Montage der Ladetechnik sowie ein Stromtarif der Renault-Tochtergesellschaft. Ein Bezug von Ladestrom über andere Anbieter an der Station ist nicht möglich.

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