Wind- und Solaranlagen werden immer leistungsstärker. Ein Repowering – also ein Austausch alter Anlagen gegen neue – kann daher mit deutlichen Leistungssteigerungen verbunden sein. Teilweise sind die repowerten Parks jedoch nur wenig leistungsstärker als die Ursprungsversion. Unsere Kooperationspartner von Energate sind der Frage auf den Grund gegangen, warum dies manchmal so ist und ob die versprochenen Leistungssteigerungen durch Repowering tatsächlich stattfinden.
„Man braucht bei größeren Windenergieanlagen tatsächlich etwas mehr Abstandsfläche zwischen den Anlagen“, erläuterte Stefanie Metz vom Projektierer Landwind. Grund dafür seien Turbulenzen der Windräder. Größere Anlagen haben größere Verwirbelungen und nehmen den anderen dadurch auch entsprechend mehr Wind weg. Dadurch könne es sein, dass auf die gleich Fläche Land nicht gleich viele neue Anlagen gebaut werden könnten wie vor dem Repowering.
Größter Zuschlag in Auktion
Landwind hatte im Sommer einen Zuschlag bei der Onshore-Ausschreibung für das Repowering des niedersächsischen Windparks Söllingen erhalten – es war der größte Zuschlag in der Auktion zum Stichtag 1. Mai 2024. Landwind ersetzt aktuell die bestehenden 17 Windkraftanlagen mit einer Leistung von je 2,3 MW durch welche mit einer Leistung von je 6,8 MW. In diesem Fall bleibt die Anzahl der Anlagen gleich. Möglich sei dies, so Metz, da beim Bau des alten Parks die örtliche Politik nur 17 Anlagen bewilligt hatte – technisch seien aber mehr Anlagen möglich gewesen. Bei einem anderen Repoweringprojekt konnte Landwind die Anzahl der Anlagen stabil halten, indem es Fläche hinzunahm.
Auch weitere Projektierer setzten auf Repowering. So teilte Statkraft jüngst mit, die Leistung seiner bestehenden 70 Windparks mit heute 600 MW etwa verdoppeln zu wollen. Bei anderen Repowering-Projekten gibt es hingegen häufig nur geringe Leistungssteigerungen. So steigt die Leistung des Windparks Bertkow-Baben in Sachsen-Anhalt des Projektierers Alterric durch das Repowering lediglich von 79 auf 89 MW.
Vorzeitiges Repowering lohnt sich oft
Dabei lohnt sich ein Repowering oft schon vor dem Auslaufen der 20-jährigen EEG-Vergütung. Davon geht zumindest die Erneuerbaren-Investmentgesellschaft CEE Group aus. Die heutigen Anlagen seien viel produktiver als früher, führte Detlef Schreiber, CEO der CEE-Group, im Interview aus. „Die Anlagen verfügen nicht nur über mehr Leistung. Aufgrund der Tatsache, dass sie höher sind, ist auch die Anzahl der Volllaststunden größer.“ Durch das Repowering erhöhe sich alleine die Nennleistung sowohl im Solar- als auch im Windbereich um das Dreifache.
Neben den Leistungssteigerungen biete Repowering auch die Möglichkeit, die Erneuerbarenparks anders zu vermarkten, etwa durch langfristige Lieferverträge (PPAs). Zudem ermögliche es die „Hybridisierung“ – also der Kombination von Photovoltaik und Windkraft. Dadurch könne die gleiche Fläche doppelt genutzt werden, ebenso die Netzanschlusspunkte.
Die nun zum Repowering anstehenden Windparks stünden oft auf sehr guten Standorten, ergänzte Carsten Hoch vom Projektierer Juwi. Mit neuen Anlagen könnten sie optimal genutzt werden. Zudem sei hier die Akzeptanz der Bevölkerung für die Windkraft aufgrund der bestehenden Anlagen in der Regel hoch. Juwi hat nach eigenen Angaben bereits 120 Anlagen repowert.
Zweitmarkt außerhalb Europas
Doch wohin mit den alten Anlagen? Solarmodule würden oft noch weiterverwendet, selbst wenn sich die Nennleistung halbiert habe, sagte Schreiber. Für Teile alter Windkraftanlagen wie die Turbinen gebe es einen Zweitmarkt außerhalb Europas. Stahlrohrtürme fänden in Osteuropa noch Abnehmer, ergänzte Metz. Andere Anlagenteile, wie die Rotorblätter, Fundamente, aber auch die Ständer für Solarmodule, werden nicht weiterverwendet. Sie werden im besten Fall recycelt.
Für den neuen Park weiterverwendet werden in der Regel nur die Netzanschlüsse, teilweise auch die Zuwege. Bei Windkraftparks erfolgt der Bau neuer Anlagen meist, während sich die alten noch drehen, so dass keine Erzeugungslücke entsteht. Im Solarbereich ist dies nicht möglich. Hier werden zunächst alle Module samt Ständer abmontiert, bevor neu installiert wird. Um den Stromverlust gering zu halten, findet das Repowering von Solaranlagen daher bevorzugt im Winter statt.