Solche Modelle beschränken sich ja nicht auf die Autohersteller, der Markt der Ladekartenanbieter ist sehr viel breiter. Aber um auf die Kosten zurückzukommen: Als ID.3-Kunde zahlt man bei IONITY aktuell 53 Cent pro Kilowattstunde – ganz automatisch und ohne weitere Kosten. Vielfahrer haben die Möglichkeit, die Kosten auf 29 Cent zu senken. Dafür fällt ein Paketpreis von 9,99 Euro pro Monat an, den man aber bereits mit einem Ladevorgang pro Monat wieder hereingeholt hat. So kann jeder das zu seinem Fahrprofil passende Modell wählen. Das meine ich mit Wahlfreiheit, die ich schaffen möchte. Und mit einem Elektroauto gibt es sehr viel mehr Wahlmöglichkeiten als mit einem Verbrenner. Der Strom kommt wahlweise aus der eigenen Wallbox, aus der Haushaltssteckdose, aus einem Schnell-lader oder einem öffentlichen Normal- oder AC-Lader. Möglicherweise lade ich auch bei der Arbeit oder vor dem Supermarkt. Strom ist fast überall vorhanden. Das ist der gigantische Vorteil des Ladens gegenüber dem Tanken von Sprit.

Ihre Aufgabe ist es, daraus für Volkswagen ein Geschäftsmodell zu machen. Was schwebt Ihnen da vor?

Wir sind ein Fahrzeughersteller. Für uns kommt es in erster Linie darauf an, die Hürden abzubauen, die die Kunden heute vielleicht noch daran hindern, sich ein Elektroauto zuzulegen. Wir müssen die Botschaft transportieren, dass E-Auto-Fahren einfach und komfortabel ist und dass die Betriebskosten eines Elektrofahrzeuges günstiger sind als die eines Verbrenners. Der Kunde muss Vertrauen fassen für den Umstieg auf das neue Antriebskonzept. Das hat für uns derzeit Priorität.

Die Dienstleistungen rund um das E-Mobil müssen also keinen Beitrag zum Unternehmensergebnis liefern? Das glaube ich nicht.

Natürlich sind Dienstleistungen ein Geschäft, das sich rechnen muss. Auch das Thema Kundenbindung ist hier wichtig. Das Kerngeschäft bleibt aber der Bau von Autos.

Jetzt enttäuschen Sie mich aber. Ich hatte erwartet, dass Sie jetzt spannende neue Services für die Fahrer von E-Mobilen von Volkswagen präsentieren würden. Porsche wird noch in diesem Jahr Plug & Charge für den Taycan anbieten. Wann zieht VW nach?

Im nächsten Jahr. Unser Ziel ist es, mit We Charge ein komplettes Öko-system rund um das Elektroauto aufzubauen. Öffentliches Laden, privates Laden, Navigation und viele andere Dinge werden nahtlos ineinander greifen. Mit Plug & Charge wandert die Ladekarte zudem gewissermaßen ins Auto. Damit wird das Laden künftig noch komfortabler.

Nur 53 Cent pro Kilowattstunden…
…zahlen die Kunden von We Charge an einem Schnelllader von Ionity. Normalerweise werden dort 79 Cent fällig – was viele E-Auto-Fahrer abschreckt. Bild: Franziska Gilli

Der Akku ist inzwischen gut zur Hälfte gefüllt. Und immer noch liegt die volle Ladeleistung von 100 kW an, wie das Display der Ladesäule zeigt. So fünf bis zehn Minuten noch, dann kann es weitergehen. Das ist auch gut so: der Himmel hat sich in den zurückliegenden Minuten ordentlich eingetrübt. Immerhin haben wir ein Dach über dem Kopf. Und zwei Sitzbänke gibt es auch. Ein Kaffee wäre jetzt nicht schlecht.

In Hilden hat ein Bäcker kürzlich Deutschlands größten Ladepark eröffnet, mit Dutzenden von Ladesäulen, einer Solaranlage, aber auch einem kleinen Cafe. Was meinen Sie – wie könnte man das so genannte Ladeerlebnis noch verbessern?

Wir arbeiten zusammen mit Ionity sehr intensiv daran, das Ladeerlebnis weiter zu entwickeln. Aktuell geht es vielfach noch um die Grund-versorgung. Ionity muss und wird ganz Europa erschließen. In Italien und Spanien ist die Ladeinfrastruktur aktuell noch sehr dünn, dort muss noch mehr passieren. Aber Volkswagen will möglichst schnell in die nächste Phase, zum Laden 2.0, wenn Sie so wollen. An einer Schnellladestation sollte man in der Tat einen Kaffee ziehen können.

Das wäre Ihr persönlicher Wunsch?

Mein persönlicher Wunsch ist ein ganz anderer.

Nämlich?

Was sagt Martin Roemheld dazu? Das erfahren Sie im vierten und letzten Teil des Interviews.

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