Das Klima schützen und die eigenen Stromkosten senken: Mit einer Mini-Solaranlage kann jeder, der über einen Balkon oder eine Terrasse verfügt, seinen ganz persönlichen Beitrag zur Energiewende leisten. Um eine eigene Photovoltaikanlage betreiben zu können, ist es nicht länger notwendig, ein eigenes Dach zu besitzen. Somit steht auch Mietern und Eigentümern von Wohnungen eine Möglichkeit zur Verfügung, eigenen Strom zu generieren und vor allem zu nutzen. Laut einer Studie der HTW Berlin sind bereits rund 200.000 solcher „Balkon-Kraftwerke“ in Wohnhäusern installiert. Rund 80.000 gingen allein im vergangenen Jahr in Betrieb.

Aufbau und Nutzen

Im Gegensatz zu Photovoltaikanlagen sind die wesentlich kleineren Stecker- oder Balkon-Solargeräte dafür gedacht, dass Privatpersonen sie selbst anbringen, anschließen und direkt nutzen können. Die Mini-Solaranlagen lassen sich auch einfach entfernen und zum Beispiel bei einem Umzug woanders verwenden. Stecker-Solargeräte haben zumeist eine Leistung von 300 Watt bis 600 Watt. Über ein Kabel lässt sich die Anlage mit einer Steckdose in der Wohnung oder auf dem Balkon verbinden. Geräte, die an das Stromnetz des Haushalts angeschlossen sind, nutzen nun vorrangig den eingespeisten Solarstrom.

In der Regel wird der Strom aus Ihrer Mini-Solaranlage sofort verbraucht. Der konstante Strombedarf in einem Haushalt macht nach Angaben des Mess­stel­len­be­trei­bers Discovergy etwa 20 Prozent des gesamten Stromverbrauchs aus. Dieser konstante Strombedarf, auch Grundlast genannt, sollte nicht stärker von der maximalen Leistung des Solarmoduls abweichen, wenn Sie kaum Strom ins Netz einspeisen wollen. Alternativ können Sie die Anschaffung eines Stromspeichers in Betracht ziehen. Dadurch erhöht sich die Menge an verwertbaren Strom enorm, da Leistungsspitzen voll ausgeschöpft werden können.

Optimale Lage und Ausrichtung

Im Vergleich zu klassischen PV-Anlagen kann man die Ausrichtung und den Winkel des Solarmoduls individuell festlegen. Sie sollten sich zunächst mit dem Schattenwurf vor Ort vertraut machen. Für die Solaranlage sollte ein Platz gewählt werden, der im gesamten Tagesverlauf möglichst unverschattet ist. Im Anschluss können potenzielle Standorte nach geografischer Ausrichtung überprüft werden. Eine südliche Ausrichtung bringt den höchsten Ertrag, da im Tagesverlauf die meisten Sonnenstrahlen aufgenommen werden können.

Grüne Vorkämpferin
Die grüne Bundestagsabgeordnete Julia Verlinden vor der Solarzelle auf dem Balkon ihrer Berliner Wohnung. Foto: Jörg Farys

Es wird zudem mehr Strom produziert, wenn das Modul nicht vertikal an der Wand oder am Balkongeländer befestigt ist, sondern schräg auf einem Gestell liegt. Bei Südausrichtung bringt in Deutschland eine Neigung von 30 bis 35 Grad den höchsten Ertrag. Je weiter die Ausrichtung der Anlage von Süden abweicht, desto vorteilhafter sind geringe Neigungswinkel der Module. Ost-West Anlagen können so vor allem bei einer Neigung zwischen 0 und 20 Grad hohe Erträge erzielen.

Ab einer Neigung über 12 Grad gelten die Anlagen als “selbstreinigend”, da der Regen Verschmutzungen durch Pollen, Staub und Vogelkot größtenteils beseitigt. Eine regelmäßige manuelle Reinigung, welche die Erträge erhält, ersetzt die Neigung natürlich nicht.

Wirtschaftlichkeit der Mini-Solaranlage

Auf dem Typenschild ist die Nennleistung angegeben, mit der das Modul an einem Sommertag mit direktem Sonnenlicht, bei idealer Ausrichtung und idealer Neigung arbeitet. Die Verbraucherzentrale schätzt bei einer maximalen Leistung von 300 Watt unter idealen Bedingungen etwa 200 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Diese Strommenge entspricht etwa dem jährlichen Verbrauch eines Kühlschranks und einer Waschmaschine in einem Haushalt mit 2 Personen. Bei einem durchschnittlichen Strompreis von knapp 36 Cent bringt das eine jährliche Ersparnis von rund 72 Euro.

Mini-Solaranlagen starten bei etwa 500 Euro. Es dauert also knapp 7 Jahre, bis sich die Anschaffung amortisiert. Dabei können Solarmodule 20 Jahre und länger Strom produzieren. In dieser Zeit werden etwa 2,5 Tonnen CO2-Ausstoß eingespart.

Auch wenn es keine bundesweite Förderung für Balkonkraftwerke gibt, lohnt sich ein Blick auf die Internetseite Ihrer Stadt bzw. Gemeinde. Denn immer mehr Kommunen zahlen Zuschüsse im Rahmen regionaler Solarförderprogrammen. Zum Beispiel fördert die Stadt Braunschweig steckerfertige PV-Anlagen zwischen 250 und 600 Watt Leistung mit bis zu 400 Euro. Informieren Sie sich frühzeitig, denn oftmals müssen Anträge vor dem Abschluss des Kaufvertrages gestellt werden.

Rechtliche Hinweise

Vor der Installation braucht es natürlich die Zustimmung des Vermieters oder der Eigentümergemeinschaft zum Anbringen der Module an Balkonbrüstung oder Hauswand. Nach der Montage muss man dem Netzbetreiber sowie der Bundesnetzagentur zudem die Inbetriebnahme des Solargerätes mitteilen: Ohne Anmeldung im Marktstammdatenregister kann ein Bußgeld drohen. Die Anmeldung kann in der Regel jeder selbst vornehmen. Erst bei einer Leistung über 600 Watt muss ein Elektriker herangezogen werden. Viele Stromversorger stellen für die Mitteilung bereits Formulare auf ihren Webseiten bereit.

Auch wenn Balkonkraftwerke für den Eigenverbrauch gedacht sind und nicht für die Netzeinspeisung, kann Strom ins Netz fließen. Technisch ist das kein Problem, und es ist auch erlaubt. Es kann jedoch vorkommen, dass Ihr Stromzähler ausgetauscht werden muss. Die Stromeinspeisung kann dazu führen, dass herkömmliche Stromzähler mit mechanischen Drehscheiben rückwärts laufen. Tauscht der Netzbetreiber Ihren alten Zähler gegen eine moderne Messeinrichtung aus, darf er dafür keine Kosten in Rechnung stellen.

Sollten Sie Solarstrom ins öffentliche Stromnetz einspeisen, besteht sogar Anspruch auf die Einspeisevergütung. Diese beträgt aktuell rund 7 Cent pro Kilowattstunde.

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