Die so genannte „Ampel“-Koalition ist fest entschlossen, den Ausbau der Windkraft in Deutschland zu beschleunigen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) möchte bis zum Jahr 2030 täglich „im Schnitt vier bis fünf“ neue Windräder errichten. Zwei Prozent der gesamten Landesfläche, in Summe also rund 7.152 Quadratkilometer, sollen dafür reserviert und freigeräumt werden.

Woher so schnell die dafür benötigen Windgeneratoren kommen sollen, wissen aber weder der Kanzler noch Experten aus der Energiewirtschaft zu sagen: Nicht nur lange Genehmigungsverfahren und ein Mangel an geeigneten Flächen und Fachkräften, sondern auch Lieferengpässe bei Windgeneratoren bremsen gerade den Ausbau der Windenergie in Deutschland. Zudem drohen wegen der „Verspargelung“ der Landschaft mit bis zu 100 Meter hohen Windmühlen Konflikte mit Umweltorganisationen, Denkmal- und Vogelschützern.

Energiefänger im Kornfeld 
Bei einem Feldversuch in seiner spanischen Heimat konnte der Erfinder und Ingenieur David Yáñez beweisen, dass die Windkraftanlage funktioniert, schon bei Schwachwind und mit geringem Platzbedarf. Foto: Vortex Bladeless
Energiefänger im Kornfeld
Bei einem Feldversuch in seiner spanischen Heimat konnte der Erfinder und Ingenieur David Yáñez beweisen, dass die Windkraftanlage funktioniert, schon bei Schwachwind und mit geringem Platzbedarf. Foto: Vortex Bladeless

Deutlich geringeres Konfliktpotenzial hat da ein neuer Typ von Windkraftanlagen, das ein Startup aus dem spanischen Ávila entwickelt hat. Vortex Bladeless S.L. heißt das Unternehmen und der Name ist gewissermaßen Programm: Es will Strom nicht mit Hilfe großer Rotorblätter, sondern durch vom Wind erzeugte Schwingungen von Pfahlkonstruktionen aus Karbon erzeugen. Ganz leise und ohne die Gefahr, dass Vögel oder Fledermäuse geschreddert werden. Von ferne sieht diese Konstruktion tatsächlich wie ein großes Spargelgewächs aus. Eines, das je nach Version zwischen 2,75 und 140 Meter in die Höhe ragt. Mit deutlich geringerem Platz- und Materialbedarf als konventionelle Windkraftanlagen.

„Skybrator“ auf dem Hausdach

Die Idee zu dem „Skybrator“, wie er im Internet genannt wird, kam dem Ingenieur David Yáñez vor 15 Jahren, als im Fernsehen eine Brücke in den USA gezeigt wurde, die während eines heftigen Sturms in starke Schwinkungen geraten war. Um das Prinzip der „aeroelastischer Resonanz“ zu verstehen, steckte Yáñez eine leere Plastikflasche mit der Öffnung nach unten auf einen Zaunpfosten. Und siehe da: Die Flasche begann schon beim kleinsten Windstoß auf dem Pfahl zu tanzen. Ähnliche Erfahrungen machen Autofahrer, wenn sie zum Spaß kleine Wackelfiguren aus Gummi auf das Armaturenbrett kleben.

Im nächsten Schritt baute Yáñez aus Dutzenden Computerlüftern einen Windkanal, um die physikalischen Grundlagen des rotorlosen Generators zu erforschen. Auch Feldversuche mit Prototypen auf freiem Feld haben inzwischen gezeigt, dass die Technik funktioniert, im kleinen wie im großen Maßstab. Was den Spaniern noch fehlt, ist ein Partner, der die Technik industrialisiert.

Erste Auswendung in Saudi-Arabien?

Gedacht wird zunächst an kleine Windanlagen von 85 Zentimetern Höhe, die beispielsweise auf Hausdächern des nachts Strom erzeugen und damit eine Photovoltaik-Anlage unterstützen – mit jeweils 100 Watt Leistung. Aber auch an Großanlagen wird schon gearbeitet: Angeblich haben die Planer der futuristischen Megacity „The Line“ in Saudi-Arabien Gefallen an der spanischen Vortex-Technologie gefunden und wollen diese nach Medienberichten nun in das Stadtkonzept integrieren. Für die „Skybrator“ würde dies sicher den Durchbruch bedeuten.

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1 Kommentar

  1. Cordula Waldhauer-Boy

    Guten Tag,
    sehr interessante News über die bladeless-Technologie… Das würde ja tausende Tonnen von Stahl einsparen…

    Mit besten Grüßen
    C. Waldhauer-Boy

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