Eine Solaranlage auf dem Dach und ein Elektroauto samt Wallbox in der Garage – so sieht das perfekte Trio für die Antriebs- und Energiewende aus. Immer mehr Hausbesitzer entscheiden sich für diese Kombilösung, was nicht nur die Auto- und Solarindustrie freut, sondern derzeit auch für eine gute Auslastung von Dachdeckern und Elektrikern freut. Und eine neue Wallbox von Heidelberg sorgt künftig dafür, dass der überschüssige – nicht im Hausnetz verbrauchte – Solarstrom in den Akku des Elektroautos fließt, wenn die Sonne nicht hinter den Wolken hervorkommt und die PV-Anlage nur spärlich Strom erzeugt – Strom also teuer zugekauft werden müsste.

Montage von Solarmodulen auf einem Hausdach Über die Plattform Selfmade Energy können Hausbesitzer ermitteln, wie viel Sonnenstrom sie mit PV-Modulen gewinnen können - und was die Anlage kostet. Solarenergie

Herkömmliche Wallboxen, die mit einer Solaranlage verkoppelt sind, schalten sich automatisch ab, wenn sich der Himmel verdunkelt und der Stromertrag der PV-Anlage unter sechs Ampere sinkt – versorgt wird dann ausschließlich das Hausnetz. Es sei denn, der Hausbesitzer hat in ein sogenannten Home Energy Management System (HEMS) investiert und darüber die Verteilung des Solarstroms anders geregelt.

Connect Solar mit automatischer Phasenumschaltung

Die neue Wallbox von Heidelberg, die von der für die E-Mobilität gegründeten Tochtergesellschaft Amperfied unter dem Namen „Connect Solar“ für einen Preis von derzeit 1175 Euro vertrieben wird, passt sich hingegen automatisch dem Stromertrag der Solaranlage an und lädt den Akku des Elektroautos auch schon, wenn nur 1,4 kW Überschussstrom zur Verfügung stehen. Dafür haben die Spezialisten eigens einen „Powermeter“ sowie eine smarte Software entwickelt, die je nach verfügbarer Leistung zwischen ein- und dreiphasigen Laden mit bis zu 11 kW umschaltet. Eine HEMS ist dafür nicht erforderlich, was erhebliche Kosten spart. Die Wallbox lässt sich andererseits auch leicht in ein vorhandenes Energiemanagement-System samt Heimspeicher integrieren. Damit wird dann eine noch effizientere, auch zeitversetzte Nutzung des selbst erzeugten Solarstroms möglich. Und zumindest ein Teil der Anschaffungskosten wird vom Förderprogramm 442 („Solarstrom für Elektroautos“) der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) übernommen.

Smarten Laden des E-Autos 
Die neue Wallbox von Heidelberg reagiert über ein Powermeter automatisch auf den Stromertrag der Solaranlage.
Smarten Laden des E-Autos
Die neue Wallbox von Heidelberg reagiert über ein Powermeter automatisch auf den Stromertrag der Solaranlage.

Wie Produktmanager Florian Franken im Gespräch mit EDISON erläutert, benötigt die Connect Solar lediglich ein externes Leistungsmessgerät – das Amperfied Powermeter. Die Phasenumschaltung ist bereits in die Wallbox integriert, was den Installationsaufwand deutlich reduziert. „Wir folgen damit der Sonne.“ Die Solar-Management-Software, die IT-Spezialist Niklas Behl entwickelt hat, gibt den Nutzern zudem per App eine Wahlmöglichkeit. Im Boost-Modus wird primar das Elektroauto mit Strom versorgt, im Eco-Modus wird das Laden des E-Mobils nachrangig.

Connect Public für den Straßenrand

Wallbox Connect Solar 
Die neue Wallbox von Amperfied hat es in sich. Je nach Sonnenstand liefert sie den Solarstrom ein- oder dreiphasig. Fotos: Heidelberg
Wallbox Connect Solar
Die neue Wallbox von Amperfied hat es in sich. Je nach Sonnenstand liefert sie den Solarstrom ein- oder dreiphasig. Fotos: Heidelberg

Die Heidelberg-Tochter Amperfied erhofft sich von der neuen Wallbox frische Impulse für das Geschäft mit Ladetechniken für Elektroautos. Nach dem Wegfall des KfW-Förderprogramms 440 für private Ladestationen war das Geschäft um über 50 Prozent eingebrochen. Eine Rolle spielten laut Franken dabei aber auch die Lieferprobleme der E-Autohersteller sowie die stark gestiegenen Strompreise in Deutschland. Letztere lassen wiederum nun das Geschäft mit PV-Anlagen blühen. Da passt die „Connect Solar“ perfekt in die Zeit.

Um die Geschäfte noch weiter abzusichern, wird Amperfied künftig auch mit Wechselstrom betriebene Ladesäulen für den öffentlichen Raum anbieten. Die Heidelberg-Tochter hat dazu im Sommer ein früheres Produkt von EnBW übernommen und aufgepeppt, die nunmehr als „Connect Public“ vertrieben wird. Die Ladesäule ermöglicht das gleichzeitige Laden von zwei Fahrzeugen mit bis zu 22 kW pro Ladepunkt, ist ebenfalls einfach zu installieren und über ein niedrig angebrachtes Display auch von Menschen im Rollstuhl leicht zu bedienen.

Bidi-Box in Vorbereitung

Franken ist davon überzeugt, dass AC-Säulen trotz des massiven Aufbaus von Schnellladeparks auch in Zukunft noch eine Berechtigung haben werden – für die „Grundversorgung“ von Elektroautos in den Städten. Abnehmer der Connect Public sind deshalb vornehmlich Stadtwerke. Amperfied denkt aber auch schon über eine eigene Schnellladesäule mit einer Ladeleistung von bis zu 150 kW nach – und über eine Wallbox für das bidirektionale Laden. Weitere Details werden aber noch nicht verraten.

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