Der Ökostromanteil am Strommix in Deutschland ist erneut deutlich gestiegen. 43 Prozent des gesamten Bruttostromverbrauchs im Jahresverlauf bis Ende September entfielen auf Erneuerbare, ein Anstieg um knapp 5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig ging die gesamte Bruttostromerzeugung um 4,6 Prozent zurück auf 447,8 Milliarden kWh. Der Export legte wiederum satte 49 Prozent zu und erreichte 53,6 Milliarden kWh.
Unter dem Strich lag der Bruttostromverbrauch damit bei 394,2 Milliarden kWh und 11 Prozent unter dem Niveau der ersten drei Quartale 2018 (444 Milliarden kWh). Das sind zentrale Ergebnisse einer aktuellen Statistik des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).
CO2-Preis verschiebt Anteil der fossilen Erzeugung in Richtung Erdgas
Demnach sorgte das zwischenzeitlich sehr starke Windaufkommen dafür, dass die Stromproduktion aus Erneuerbaren insgesamt 11 Prozent zulegte und 183 Milliarden kWh erreichte. Zugleich habe vor allem der gestiegene Preis für CO2-Emmissionszertifikate dafür gesorgt, dass die Kohlestromerzeugung zurückging und Gas wiederum an Bedeutung gewann. Während die gesamte Kohlestromerzeugung um 27 Prozent auf 125 Milliarden kWh zurückfiel (Vorjahreszeitraum, 171 Milliarden kWh), stieg die Erdgasverstromung um 10 Prozent auf 66 Milliarden kWh.
Windkraft bleibt stärkster erneuerbarer Energieträger
Dabei bleibt die Onshore-Windkraft die wichtigste regenerative Energiequelle, die mit gut 72 Milliarden kWh knapp 39 Prozent dieser Produktion ausmachte (Vorjahreszeitraum 61,4 Milliarden kWh). Nahezu konstant auf dem zweiten Rang bleibt die Fotovoltaik. Solaranlagen produzierten 41 Milliarden kWh, was knapp 22 Prozent der gesamten Ökostromerzeugung ausmachte.
Die Offshore-Windkraft kam auf 17 Milliarden kWh und damit 9,2 Prozent der gesamten erneuerbaren Erzeugung. Zugleich verzeichnet die Windkraft zu Wasser damit den größten Zuwachs mit knapp 32 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Erzeugung aus Biomasse blieb konstant bei 33 Milliarden kWh. Die von der starken Trockenheit betroffene Wasserkraft kam auf 16 Milliarden kWh.
BDEW: Erneuerbaren-Ziel für 2030 akut gefährdet
BDEW-Chef Stefan Kapferer zeigte sich einerseits erfreut über die Gesamtentwicklung beim Strommix. Andererseits äußerte er sich besorgt über die „dramatische Situation beim Windkraftausbau“, die im „scharfen Kontrast“ zum Zahlenwerk stünden, wie er betonte. „Wenn die Politik nicht endlich die Bremsen für die Windkraft lockert, werden wir das 65-Prozent-Zeil krachend verfehlen“, warnte der scheidende BDEW-Chef mit Blick auf den für 2030 anvisierten Ökostromanteil am deutschen Strommix. Aufgrund fehlender Flächen und immer restriktiverer Abstandsregelungen rutschen wir in eine Rezension.“
Allerdings sehen BDEW und ZSW nicht nur bei der Windkraft dringenden Handlungsbedarf: „Beschleunigt sich der Fotovoltaikausbau nicht, wird die jüngst beschlossene Verdopplung der installierten Leistung auf 98.000 MW in elf Jahren nur etwa zur Hälfte erreicht“, prognostizierte ZSW-Vorstand Frithjof Staiß. Dazu bedürfe es ebenfalls wirksamer Maßnahmen, forderte er.
Hessens Landeswirtschaftsminister Tarek Al-Wazir hat aktuell im Interview mit energate angekündigt, Hessen wolle sich auf Bundesebene für neue Windkraftrahmenbedingungen stark machen, um „den Fadenriss bei der Windkraft zu überwinden“.