Es ist eine der Maßnahmen, die im Klimaschutzpaket der Bundesregierung steht: Auch bei Zugfahrten über 50 Kilometer soll der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent statt wie bisher 19 Prozent gelten. Im Nahverkehr ist das schon lange so. Das soll mehr Menschen dazu bringen, auf die klimafreundlichere Bahn umzusteigen. Die Deutsche Bahn nutzt etwa im Fernverkehr nur Ökostrom. Treibhausgase fallen somit kaum an.
Natürlich freuen niedrigere Preise jeden Bahnkunden. Allerdings entscheidet die Höhe der Fahrtkosten bei weitem nicht allein darüber, wie oft die Bürger eines Landes den Zug nutzen. Das zeigt ein Vergleich des britischen Gutscheinportals Vouchercloud. Dessen Experten haben die Preise für eine rund 80 Kilometer (50 Meilen) lange Fahrt von der Hauptstadt in eine benachbarte Stadt ermittelt – und das in 40 Nationen.
Die Schweizer zahlen viel – und fahren viel
Das überraschende Ergebnis: Deutschland liegt mit 13 Cent pro Kilometer im Mittelfeld. In Großbritannien kostet dagegen dieselbe Strecke mit 38 Cent fast dreimal so viel – und damit mehr als in jedem anderen Land. Trotzdem legt der durchschnittliche Brite rund 1000 Kilometer pro Jahr auf der Schiene zurück, der Deutsche mit 1100 Kilometern kaum mehr. Das hat wiederum die europäische Statistikbehörde Eurostat ermittelt. Und das obwohl die Reisenden im Vereinigten Königreich unter „Verspätungen, Zugausfällen und schlicht schlechtem Service leiden“ und laufend kräftige Preiserhöhungen hinnehmen müssen, wie Vouchercloud in seiner Analyse klagt. Doch augenscheinlich ist das Auto auf der Insel keine bessere Alternative.
Noch eindeutiger ist die Situation in der Schweiz. Dort kostet der Zugkilometer fast die Hälfte mehr als in Deutschland (siehe Grafik). Dennoch fährt der Eidgenosse im Schnitt rund 2230 Kilometer pro Jahr mit der Bahn- und das in einem deutlich kleineren Land mit kürzeren Distanzen als in der Bundesrepublik. Allerdings gelten die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) auch als notorisch pünktlich und zuverlässig, mit einem festen Taktsystem, das alle Städte verbindet.
Niedrigere Bahnpreise sind also ein erster Schritt, um Autofahrer zum Umsteigen zu animieren. Aber solange die Straße nicht deutlich unattraktiver wird – etwa durch Citymaut, hohe Parkgebühren oder gar Fahrverbote – hat guter Service und Pünktlichkeit wie in der Schweiz einen noch größeren Effekt. Und da hat die Bahn in Deutschland sicherlich noch viel Verbesserungspotenzial.