In der Stadt der Zukunft sind Feinstaub und Stickoxide kein Problem mehr, geht es nach Günther Schuh. Statt schmutziger Diesel will der Gründer und CEO der Aachener e.GO Mobile AG saubere Minibusse mit Elektroantrieb durch die Innenstädte schicken. Die sollen von großen Parkplätzen am Stadtrand aus Berufspendler und Besucher hochautomatisiert in die City bringen. Ein Fahrer soll nur noch in Ausnahmesituationen eingreifen.
Damit seine Vision Wirklichkeit wird, hat sich Schuh mit ZF verbündet, einem der größten Automobilzulieferer der Welt mit Sitz in Friedrichshafen. ZF-Chef Wolf-Henning Scheider und Schuh verkündeten jetzt, dass sie ab 2019 gemeinsam den E.go Mover in Aachen produzieren werden. Der kleine Bus ist mit einer Außenlänge von unter fünf Metern sehr kompakt, bietet aber dennoch 15 Passagieren Platz – auf zehn Sitzplätzen und fünf Stehplätzen.
Die beiden Partner haben eigens ein Joint Venture namens E.go Moove GmbH gegründet, das die Fahrzeuge fertigen soll. Für ZF ist das ein strategisch mutiger Schritt, verlässt das Unternehmen doch seine Rolle als reiner Zulieferer und entwickelt sich hin zum Hersteller kompletter Fahrzeuge. Der damit auch seinen Kunden wie Volkswagen Konkurrenz macht, der mit der Konzerntochter Moia ganz ähnliche Mobilitätsdienste anbieten will. Von ZF stammt der elektrische Antrieb, Lenkung und Bremse sowie die automatisierten Fahrfunktionen samt Sensoren; das Gehirn des Vehikels ist der lernfähige Zentralrechner ZF ProAI.
Über 70 Städte signalisieren bereits Interesse
Produktionsstart soll Ende 2019 sein. „Wir werden mit einer Vorserie von 400 Fahrzeugen starten“, erklärte Schuh auf einer ZF-Veranstaltung in Friedrichshafen. 200 von ihnen sollen mit den erforderlichen Sensoren und Systemen für das hochautomatisierte Fahren ausgestattet sein. Mit diesen Minibussen will er dann im Alltagsverkehr Erfahrungen sammeln und den Zentralrechner trainieren. 72 Städte und andere Kommunen hätten bereits Interesse bekundet, die Fahrzeuge bei sich im Probebetrieb einzusetzen. Das Joint-Venture will dann die Produktion hochfahren und auf fünfstellige Stückzahlen pro Jahr kommen. „Wir gehen von einer Nachfrage von rund einer Million solcher Fahrzeuge weltweit in den kommenden fünf bis sieben Jahren aus“, erwartet ZF-CEO Schneider, das seien mehr Fahrzeuge als im Pkw-Bereich.
Bereits früher hatte Schuh gegenüber EDISON gesagt, dass er mit Stückpreisen von 60.000 bis 70.000 Euro kalkuliert. Hauptabnehmer sind für ihn Verkehrsbetriebe, die damit Fahrgäste zwar nicht direkt von Haustür zu Haustür, aber doch jeweils nur wenige Hundert Meter von Start und Ziel einsammeln und absetzen. Die Kunden müssen dann nicht weit laufen und zugleich lassen sich die Touren so besser planen.
Schon reichlich Konkurrenz
Allerdings sind E.Go und ZF längst nicht die ersten Anbieter. Das Berliner Start-up door2door hat einen ähnlichen Mobilitätsservice entwickelt, der bei der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) bereits seit vergangenen November im Probebetrieb läuft – allerdings mit konventionellen Fahrzeugen. Die VW-Tochter Moia wiederum hat gerade die Genehmigung der Stadt Hannover erhalten, mit bis zu 150 Fahrzeugen in der Kommune einen Ridesharing-Dienst im Regelbetrieb zu starten. So heißen Mobilitätsangebote, bei denen sich verschiedene Fahrgäste ein Fahrzeug teilen. Moia setzt VW-Transporter mit Benzinantrieb ein, erst allmählich soll die Flotte elektrifiziert werden.
Und auch hochautomatisierte Fahrzeuge sind bereits unterwegs: In Berlin kurvt etwa der Mini-Bus Olli von Local Motors autonom über einen Firmen-Campus. Der französische Anbeiter Navya hat bereits 100 automatisierte, elektrisch angetriebene People Mover gebaut, einer davon rollt ebenfalls in Berlin auf dem Gelände der Charité umher.
Für Wettbewerb ist also gesorgt.
Hinweis: ZF ist Partner von Edison. Dieser Text ist nicht im Rahmen dieser Kooperation, sondern redaktionell unabhängig entstanden.