Die Bilder der zerstörten Häuser gingen um die Welt, davor Menschen, die allen Besitz und ihr Zuhause verloren hatten. Hurrikan Maria war mit bis zu 250 Stundenkilometern über die Karibikinsel Puerto Rico hinweggefegt und hinterließ eine Spur der Verwüstung. Die Bewohner haben kein Strom mehr, kein Wasser, keine Telekommunikation. Eine humanitäre Katastrophe für die über drei Millionen Menschen.

US-Präsident Donald Trump zeigte wenig Mitgefühl und zog Hilfskräfte schnell wieder ab. Viele private Initiativen blieben – auch aus Deutschland. Etwa die „Puerto Rico Energy Security Initiative“ – die hatte „Sonnen“-Chef Christoph Ostermann kurzerhand gegründet, nachdem er die Bilder von den Verwüstungen gesehen hatte. Der CEO des weltweit größten Herstellers von Stromspeichern tat das, worin er am besten ist: Er stellte Speicher und Solarmodule zur Verfügung, um damit ein Micro-Grid aufzubauen und die Not ein wenig zu lindern.

Sonnen seit einem Jahr in den USA

Ein Glücksfall war, dass der Allgäuer Speicheranbieter bereits einen Partner vor Ort hat, der die Lage sondieren konnte. Seit Anfang 2016 ist Sonnen bereits in den USA vertreten und hat dort ein landesweites Netzwerk von Installationspartnern aufgebaut. Schon vor dem Hurrikan verkaufte der Speicherhersteller PV-Module und Speicher auf Puerto Rico. Kunden hat das Unternehmen auch auf Hawaii. „Eine Insel ist dafür prädestiniert“, so Ostermann. Gas oder Öl für die Stromherstellung muss immer per Schiff auf die Insel transportiert werden. Das macht die Herstellung teuer. Und bricht wie bei dem Hurrikan das Stromnetz zusammen, kann ein Micro-Grid nicht nur Privathäuser, sondern vor allem öffentliche Einrichtungen mit Strom versorgen.

Nach dem Hurrikan überlegten die Sonnen-Techniker, wo ein Micro-Grid möglichst dringend gebraucht und möglichst schnell installiert werden konnte. Vor allem Krankenhäuser sollen damit unterstützt werden. Mangels Strom können die Menschen kaum noch versorgt werden. Mit dem Speicher kann der komplette Betrieb zwar immer noch nicht aufrechterhalten werden. Maximal 16 Kilowattstunden Strom kann der Speicher aufnehmen. Kritische Funktionen können damit aber durchaus betrieben werden. Wasseraufbereitungsanlagen sollen ebenfalls mit dem Micro-Grid wieder starten können.

Mitarbeiter aus der Sonnenzentrale in Atlanta im Bundesstaat Georgia packen derzeit 15 Speicher, Module und eine Menge technisches Equipment ein. Bis Ende des Jahres soll alles installiert sein: „Wir sind vor Ort und wir haben die Technologie, die jetzt benötigt wird. Gerade wenn es um die Bekämpfung der Folgen des Klimawandels geht, steht Sonnen zu seiner Vision von sauberer und bezahlbarer Energie für alle“, so Ostermann. Dass die humanitäre Hilfe auch gut für das Image ist, geschenkt – vor Ort zählt, dass der Strom fließt.

Ein weiterer Vorteil ist, dass die Batterie aus dem Allgäu auch ohne funktionierendes Netz Strom einspeisen, auf diese Weise ein totes Netz wieder anfahren und somit ein Inselnetz aufbauen kann. (Wie so ein „Schwarzstart“ funktioniert, haben wir hier beschrieben.) Eine Intelligenz, die die meisten Speicher nicht haben. „In Puerto Rico wird jetzt darüber nachgedacht, das klassische Stromnetz auf eine erneuerbare, dezentrale Energieversorgung umzustellen“, erklärt Ostermann.

Sonnen greift Tesla an

Es wäre ein weiteres Kapitel in der Erfolgsgeschichte von „sonnen“, so die Eigenschreibweise. 2010 gründeten Ostermann und Torsten Stiefenhofer das Unternehmen, das sechs Jahre später 300 Mitarbeiter weltweit beschäftigt und 42 Millionen Euro Umsatz erreicht. Mit einem Marktanteil von 23 Prozent hat das Unternehmen im Kampf um die Spitzenposition auf dem weltweiten Markt für Batteriespeicher derzeit die Nase vor Tesla, das Sonnen jetzt auch im Heimatland von Elon Musk angreift: Im US-Bundesstaat Arizona wird das Wildpoldsrieder Start-up 3000 neue Häuser mit einer Batterie ausstatten. Strom-Sharing inklusive.

In Arizona entsteht auf diese Weise ein virtuelles Kraftwerk mit einer Kapazität von 23 Megawattstunden und einer Leistung von 11,6 Megawatt. „Dieser große Puffer kann Energie zu Zeiten hoher Produktion aus dem Netz aufnehmen und später wieder abgeben, wenn der Verbrauch sehr hoch ist“, erklärt Schröder. „Da sich alle Häuser selbst versorgen können, lassen sich auch lange Ausfälle des öffentlichen Stromnetzes, etwa bei Naturkatastrophen, leicht überbrücken.“

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