Elon Musk will zum Mars, Donald Trump kündigt eine US-Weltraumstreitkraft mit dem Namen „Space Force“ an, der deutsche Astronaut Alexander Gerst ist zum zweiten Mal auf der ISS und alle drei Wochen erscheint ein neuer Star Wars Film im Kino: Der Weltraum ist momentan in aller Munde. Da ist es also Zeit, dass auch wir uns mal ein wenig mit dem All und seinen Sternen vertraut machen.
Im digitalen Zeitalter lebend, haben wir uns dafür natürlich einfach eine Reihe Apps auf Handy und Tablet geladen. Die Auswahl an Astronomie-Apps ist groß, viele sind kostenlos, für andere muss man schon mal einige Euro ausgeben. Als Amateur-Sternenbeobachter bleiben wir erstmal bei acht kostenlosen Applikationen, um ein bisschen mehr über die fernen Himmelskörper am Firmament zu erfahren.
Sternenforschung vom Sofa aus
Standardmäßig kommt zuerst die Frage nach der Zugriffserlaubnis für die Standort-Daten des Geräts, schließlich soll einem die Software den lokal sichtbaren Sternenhimmel anzeigen. Einmal gestartet, ist das Grundprinzip bei allen Apps ähnlich: Das Gerät erkennt, in welche Richtung man mit seinem Handy oder Tablet zielt, auf dem Bildschirm erscheinen dann jeweils die Sterne und Planeten, auf die man es gerade ausgerichtet hat. Wir stehen also zu Hause im eigenen Wohnzimmer, drehen uns im Kreis und können so die virtuellen Sternenkonstellationen betrachten. Wir stellen fest: Von unserem Platz am Essenstisch hätten wir gerade einen fabelhaften Blick auf den Großen Bären – wäre da nicht die Wand im weg. Betrachten wir ihn halt weiter virtuell.
Eine weitere Erkenntnis: Für diesen Automatik-Modus eignet sich generell das Tablet deutlich besser. Auf dem Handy springen die Gestirne teilweise wild hin und her, weil es scheinbar die Ausrichtung des Geräts weniger stabil erkennt. Da stellen wir lieber auf den manuellen Modus, den fast alle Apps haben, bei dem man die Sternenkarten mit dem Finger verschiebt.
Der Blick durch die virtuelle Linse sieht bei den Apps recht unterschiedlich aus. Einige wie Sky Map oder Constellation Map haben ein sehr simples Design, während andere wie etwa Night Sky oder StarChart aufwendige Spielereien haben, die Konstellation beispielsweise mit entsprechenden Bildern hinterlegen. In der Regel lässt sich gut einstellen, was angezeigt werden soll. Zwar sind jene Konstellationsbilder recht hübsch gemacht, können aber auch schnell stören, wenn man genauer hingucken möchte. Wer einen bestimmten Himmelskörper oder eine Konstellation sucht, kann sie auch einfach eingeben und bekommt mit Pfeilen angezeigt, in welche Richtung man sich drehen muss. Auch interessant: Mit der historischen Ansichtsfunktion der Apps kann man sich den Sternenhimmel zu einem beliebigen Zeitpunkt in der Vergangenheit angucken.
Damit man auch etwas lernt, liefern fast alle Apps auch Infos zu den Planeten, die man gerade betrachtet. Auch hier ist Bandbreite zwischen den Apps recht groß. Sky Map oder Constellation Map etwa zeigen nur die Namen vereinzelter Sterne an. Andere wie Star Walk 2 oder Sky View haben für die meisten Himmelskörper eine Tafel mit allerlei Informationen über den Namen hinaus.
Augmented Reality malt Sterne ans Firmament
Drei der Apps (Star Walk 2, Sky View und Night Sky) haben auch einen Augmented Reality Modus, in dem sie auf die Kamera zugreifen und das durch den Sucher angezeigte Bild mit den virtuellen Sternen hinterlegen. Um die AR-Modi einmal richtig zu testen, gehen wir um ein Uhr nachts los und suchen uns einen möglichst dunklen Platz, von dem man den Himmel beobachten kann (was in einer Großstadt wie Köln gar nicht so einfach ist). Nachdem wir einen Platz gefunden haben richten wir den Blick nach oben – und können keinen einzigen Stern entdecken. Die App Night Sky gibt einem auch Auskunft über Wetter und Sichtbedingungen und sagt uns: 88 Prozent Wolkenbedeckung. Hätten wir da mal vor dem Losgehen drauf geachtet.
Zwei Nächte später probieren wir es erneut, diesmal ohne Wolken. Trotzdem ist der Blick ziemlich enttäuschend. Dank Lichtverschmutzung können wir nur einen einzigen hellen Punkt am Himmel finden. Trotzdem probieren wir die AR-Modi aus. Durch die Kamera sehen wir auf dem Bildschirm die Dächer Kölns und darüber die virtuellen Sterne und Planeten. Einziges Problem: Unser einzelner heller Punkt ist leider nicht hell genug für die Kamera, sodass er nicht auf dem Bildschirm der Geräte zu sehen ist.
Spannend für Amateur-Forscher
Das macht die Identifikation schwer, wir versuchen es trotzdem und vermuten schließlich, dass es sich um „Zubeneschemali“, den hellsten Stern im Sternenbild Waage, handelt. Ganz sicher sein können wir uns da allerdings leider nicht, wir können nur von der groben Richtung ausgehen. Trotzdem schauen wir uns an, was die Apps über den Stern zu sagen haben: 185 Lichtjahre von der Erde entfernt, der Name kommt aus dem Arabischen und bedeutet „Die nördliche Klaue“, Oberflächentemperatur 12300 Kelvin, Spektralklasse B8V und noch einiges mehr.
Auch trotz der kleinen Rückschläge machen die AR-Modi Spaß und funktionieren bei allen drei Apps recht gut. Man kann jeweils einstellen, wie stark die AR-Hinterlegung zu sehen ist. Und auch der Nachtmodus, bei dem das Farbschema von hellem blau zu dunklem rot-schwarz wechselt, ist sehr angenehm.
Insgesamt sind die Astronomie-Apps sicher ein netter Zeitvertreib für alle, die sich ein wenig für Astronomie interessieren, aber keine Vollblut-Sternenbeobachter sind. Und gerade die AR-Funktionen sind eine coole Spielerei, besonders für Nutzer, die nicht an Orten mit hoher Lichtverschmutzung leben.
Hier ist unser Fazit zu den acht getesteten Astronomie-Apps, von der, die uns am besten gefallen hat, bis zur App, die uns am wenigsten überzeugt hat: