Es ist einer der Vorteile eines Elektroautos: Nicht mehr extra zum Tanken/Laden fahren zu müssen. Im Idealfall lädt das Elektroauto immer dann, wenn es ohnehin parkt – sei es relativ schnell während einer Pause an einer Autobahn-Raststätte, in der Tiefgarage während der Arbeit oder auf den Parkplätzen von Hotels, Restaurants oder Läden. Die letztgenannte Möglichkeit, auch als Destination Charging bekannt, nimmt langsam aber sicher Fahrt auf.
Der Discounter Lidl will zum Beispiel innerhalb eines Jahres rund 400 Filialen mit Strom-Tankstellen ausstatten. „Um die Mobilitätswende in Deutschland voranzubringen, müssen wir den Menschen die Sorge vor einer begrenzten Reichweite nehmen“, sagt Wolf Tiedemann, Geschäftsleiter Zentrale Dienste bei Lidl Deutschland. „Daher ist der flächendeckende Ausbau unserer Ladeinfrastruktur ein entscheidender Faktor für den Erfolg von Elektrofahrzeugen und eine Investition in die Mobilität von morgen.“
Lidl will ab sofort alle Neubauten und modernisierten Filialen mit einer Lademöglichkeit ausrüsten, langfristig mit zwei Säulen. Bei der Technik setzt der Discounter auf einen Mix aus AC- und DC-Ladern. An den Wechselstromstationen soll mit bis zu 22 Kilowatt geladen werden können. Die Gleichstrom-Säulen sollen vor allem in Autobahnnähe verbaut werden. Die maximale Fahrstrecke zwischen zwei Lidl-Ladesäulen solle maximal bei 50 Kilometern liegen, im Schnitt eher bei 20 Kilometern. Das Ziel sei es, das größte Ladesäulennetz im deutschen Lebensmittelhandel zu betreiben.
Messen muss sich Lidl bei der Elektromobilität vor allem mit Kaufland. Die Supermarkt-Kette hat bereits Anfang Februar seine 100. Ladestation eröffnet – Lidl steht derzeit bei weniger als 50 Stationen. Bis Ende 2020 plant Kaufland mit 100 weiteren Schnellladestationen. „Mit diesem Angebot zeigen wir, wie wichtig uns der Ausbau der Ladeinfrastruktur ist und gestalten die Energiewende aktiv mit“, so Rico Gäbler, Leiter Immobilien Kaufland.
Kaufland plant ohne staatliche Förderung
Bei den bisher errichteten Ladesäulen hat Kaufland auf eine Förderung des Bundes zurückgegriffen – das Verkehrsministerium hat bis zu 40 Prozent der Kosten übernommen. Die aktuell geplanten weiteren 100 Ladestationen sollen von Kaufland unabhängig von einer Förderung errichtet werden.
Kaufland setzt bei den Ladesäulen auf sogenannte Triple-Charger. Sie verfügen über die drei gängigen Steckertypen (Typ 2/AC 43 Kilowatt; CCS/DC 50 Kilowatt und CHAdeMO/DC 50 Kilowatt) und können zwei Autos gleichzeitig laden.
Immer mehr Handelsketten entdeckten die Elektromobilität als Thema, mit dem sie sich beim Kunden profilieren können. Im vergangenen Sommer kündigte Aldi Süd an, 28 seiner Filialen – vor allem in der Nähe großer Autobahnen – mit Schnellladesäulen von Innogy auszurüsten. Auch der Lebensmittelhändler Rewe hat an seinen Läden mehr als 50 Ladesäulen eingerichtet. Lidl bietet dem jüngsten Nachhaltigkeitsbericht zufolge an neun Filialen die Möglichkeit, Strom zu tanken. „Unser Ziel ist es, zukünftig jede neu eröffnete Filiale mit einer E-Ladesäule auszustatten“, teilt das Unternehmen mit. Der schwedische Möbel-Riese Ikea etwa hat inzwischen zwei Drittel seiner 53 Einrichtungshäuser in Deutschland mit E-Tankstellen ausgestattet. Im Laufe des Jahres 2019 sollen auch die restlichen Standorte folgen. Besonders an Freitagen und Samstagen werde das Angebot rege genutzt, heißt es beim Unternehmen.
Auch der Ausbau des Destination Chargings bei Hotels geht voran. Viele Hotelbetreiber greifen hierbei auf die Destination Charger von Tesla oder andere 22-kW-Wechselstrom-Wallboxen zurück. Deutlich seltener sind noch Schnelllade-Anlagen an Hotels. Das niederländische Unternehmen Fastned betreibt in Deutschland zwar vornehmlich Schnelllade-Parks entlang von Autobahnen (acht Parks mit bis zu 175 kW Ladeleistung), will aber auch in die Städte: Bei der Expansion arbeitet Fastned auch mit der Hotelkette Van der Valk zusammen, die mehrere Häuser in deutschen Großstädten betreibt. In Gladbeck-Ellinghorst hat der erste Fastned-Schnelllader an einem Hotel inzwischen auch geöffnet.