„Der Mars wartet nur darauf, erreicht zu werden“, sagte einst Buzz Aldrin, der zweite Mann auf dem Mond. Doch dass dieser solange auf uns warten muss, ist auch ein bisschen seine eigene Schuld, denn einladend ist er nicht gerade: Durchschnittlich ist es an der Oberfläche -55 Grad kalt. Die Atmosphäre besteht zum größten Teil aus Kohlenstoffdioxid und hat einen über hundert Mal kleineren Druck als die Atmosphäre der Erde. Starke UV-Einstrahlungen machen das Überleben für Mikroorganismen und Bakterien extrem schwierig. Dazu kommen noch das trockene Wüstenklima und die geringen Wasservorkommen.

Trotzdem bleibt die Besiedlung des Mars einer der großen Träume der Menschheit. Insbesondere Tesla-Chef Elon Musk ist bekannt für seine Ambitionen, Menschen zum Mars zu bringen. Ein Team des Massachusetts Institut of Technology (MIT) hat nun ein Konzept dafür entwickelt, wie die Menschen, die Musk dorthin bringt, dann auch wohnen und den harschen Bedingungen widerstehen sollen.

Das elfköpfige Team um die Projektleiterin Valentina Sumini hat für das „Redwood Forest“-Konzept den ersten Preis beim Mars City Design Wettbewerb im Bereich Architektur gewonnen. Der internationale Preis zeichnet Projekte aus, die im kommenden Jahrhundert nachhaltiges Leben auf dem Mars möglich machen sollen.

Eine Siedlung wie ein Wald

Das MIT-Konzept ist nicht ohne Grund nach einer der höchsten Baumarten der Welt benannt. Denn obwohl die vorgestellten Kuppel-Siedlungen auf den ersten Blick wenig Ähnlichkeit mit Bäumen haben, hat sich das Team für die Architektur viele Ideen bei ihnen abgeschaut. „Unsere Stadt kopiert physisch und funktionell einen Wald“, erklärt Valentina Sumini.

Vor allem ein unterirdisches Tunnelsystem, das die einzelnen Kuppeln verbindet, erinnert an Wurzelwerk. Diese Tunnel sollen einerseits als Transport- und Wegenetz dienen, andererseits auch als Unterkünfte, wo Menschen ihre privaten Räume haben können. Außerdem bieten sie Schutz, beispielsweise vor extremen Temperaturschwankungen, kosmischer Strahlung oder Meteoriteneinschlägen.

An der Oberfläche sollen die Kuppeln bepflanzt werden. Und auch das auf dem Mars so rare Wasser spielt natürlich eine wichtige Rolle im Redwood Forest: Die Wasservorräte müssen die Mars-Siedler mit Hilfe der vereisten Polarkappen auffüllen. In hydroponischen Farmen wird es dazu verwendet, Nahrung zu produzieren.

Nicht mehr auf die Erde angewiesen

Solarpanels zieren die Kuppeln und stellen den Strom bereit. Dieser pumpt Wasser durch die Hülle der Kuppel, damit die Bewohner vor Strahlung geschützt sind. Außerdem kann so die Temperatur im Inneren kontrolliert werden. Außerdem nutzen die Anwohner den Strom, um das Wasser zu spalten und so Sauerstoff für das Innere der Kuppeln zu erhalten. Mit dem dabei ebenfalls entstehenden Wasserstoff sollen Wasserstoffbrennzellen gefüttert werden, die dann Fahrzeuge antreiben und Notfallenergiespeicher aufladen.

„Wichtig bleibt, dass die Kuppel autark und nicht auf Lieferungen von der Erde angewiesen ist. Deshalb nutzen wir nur lokale Ressourcen wie Eis, Wasser, Erde und Sonne, um das Leben auf dem Mars zu ermöglichen“, sagt Sumini.

50 Bewohner pro Kuppel

In einer Kuppel können bis zu 50 Menschen leben. „Jede von ihnen hat ein einzigartiges Design und trägt dadurch zu einem vielfältigen Wald des städtischen Raums bei“, erklärt Sumini. Diese durch die Tunnel verbundene Kuppel-Stadt soll erst mal für etwa 10.000 Menschen ein sicheres zu Hause sein. Doch da muss nicht Schluss sein. „Der Wald steht auch symbolisch für das Potenzial, zu wachsen und sich über die Landschaften des Mars weiter auszubreiten“, meint Sumini.

Die bei dem Konzept angewandten Techniken könnten allerdings auch auf der Erde nützlich sein. Ein unterirdisches Tunnelsystem für Autos würde den Verkehr in Städten entlasten. Die hydroponischen Farmen können in Städten eingesetzt werden und so Landnutzung und Transportkosten senken. Und die Kuppel als Ganzes eignet sich auch für extreme Umweltsituationen auf der Erde, wie beispielsweise in Wüsten, am Meeresgrund oder in extremer Höhenlage.

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